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SHANNICE STARR (German Edition)

SHANNICE STARR (German Edition)

Titel: SHANNICE STARR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Cane
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Lippen.
    »Eine Menge Männer sind bei unserem Angriff draufgegangen«, fuhr er fort. »Ich vermute, es handelt sich um Handlanger. Ein großer Fisch ist uns allerdings nicht ins Netz gegangen.«
    »Dann läuft Conaghan noch frei herum?«, rief Morgan Troy ungläubig aus.
    »Ich kenne den Kerl nicht. Wie sieht er aus?«
    Shannice beschrieb die drei Drahtzieher, die noch auf freiem Fuß waren.
    »Ein Mann mit Eisenmaske?«, war der Lieutenant überrascht. »Tut mir leid, davon ist mir bisher nichts bekannt. Die Toten müssen noch identifiziert werden. Aber eine blonde Frau, die wie eine Furie kämpfte, ist getötet worden.«
    »Dann hat sie das bekommen«, meinte Shannice, »was sie uns zugedacht hat.«
    Der Soldat nickte. »Wir bringen Sie nach Cowdrey. Machen Sie sich keine Sorgen mehr. Es ist vorbei.«
     
     
    Troy und Shannice saßen auf der Ladefläche eines Armee-Pritschenwagens, der den Weg zur Stadt hinaufrumpelte. Hinter ihnen lag unter einem Leichentuch Tex Orchid, den man in Cowdrey bestatten würde. Der Kavallerie-Tross hielt auf der Main Street und ließ absitzen. Lieutenant Osborne gab seinen Leuten zwei Stunden frei, in denen sie sich von dem Gefecht erholen konnten, und verabschiedete sich von der Cheyenne und dem Reverend. Gemeinsam gingen die beiden ein Stück des Weges durch die Straßen, bis sie die Gabelung erreichten, die zur Kirche führte.
    »Ich würde Ihnen gern die Hand zum Abschied reichen«, meinte Morgan Troy, »aber wie Sie sehen, bin ich ein wenig gehandicapt.« Demonstrativ hob er den rechten Armstumpf. Shannice nahm seine linke Hand, drückte sie herzlich und schenkte dem Gottesmann ein aufmunterndes Lächeln.
    »Davon geht die Welt nicht unter«, sagte sie. »Bleiben Sie Ihren Prinzipien treu. Und falls diese Ihnen nicht mehr nützlich sind, entscheiden Sie sich neu.«
    Morgan Troy wanderte aufrecht davon. Erst als er in der Sakristei anlangte, ließ er die Schultern hängen. Düstere Gedanken zogen durch seinen Verstand. Er war weit davon entfernt, sein Schicksal zu beklagen, doch wurde es für ihn immer deutlicher, dass sein eigenes radikales Verhalten in unmittelbarem Zusammenhang mit seinen persönlichen Erfahrungen stand.
    Sein glasiger Blick richtete sich auf seinen verstümmelten Arm, den er nun als Ergebnis seines verurteilenden Denkens und seines Grolls gegen andere Menschen betrachtete.
    »Wer Wind sät, der wird Sturm ernten …« Flüsternd kam es über seine Lippen. Die Worte der Heiligen Schrift erhielten für ihn eine neue Bedeutung. Hatte er sie bisher falsch ausgelegt? Hatte er stets nur das in ihnen gesehen, was seinen eigenen Vorstellungen entgegenkam?
    Plötzlich stand das Bild seines Vaters vor seinen Augen. Troy sah einen Mann, der von Häme, Selbstzüchtigung und erbitterter Disziplin erfüllt war. Und was hatte es ihm eingebracht? Er war gestorben, so wie er gelebt hatte: zerfressen von Zweifeln, Enttäuschung und Missgunst. Konnte es Gottes Wille sein, ein derartiges Dasein zu führen? War es das, was alle Welt als gottgefälliges Leben bezeichnete, ein Leben, das nur aus Verzicht und Aufopferung bestand?
    In seinem Schlafraum ergriff der Reverend seine Bibel und blätterte ziellos darin. Bis er wie zufällig eine Stelle fand, die ihn nicht mehr losließ.
    »… denn sie sind ein Volk. Und von nun an wird ihnen nichts mehr unmöglich sein.« Mehrmals murmelte er die Passage und verglich sie mit seinen eigenen Erfahrungen, die ihn das genaue Gegenteil lehrten. Die Menschen waren zerstritten, die Völker bekämpften einander und rannten dem Profit und der Macht hinterher. Sie sahen nicht, dass sie es selbst in der Hand hatten, für Frieden, Gleichheit und Gerechtigkeit zu sorgen und klammerten sich an die Prophezeiung des Messias’, der ihnen all das in ungewisser Zukunft bringen sollte. Und genau mit diesem Umstand rechtfertigten sie ihr Handeln und konnten alle Schuld von sich weisen. Eine bequeme Art, sich aus der Verantwortung zu entlassen …
    Die Klarheit, mit der Reverend Troy plötzlich die Zusammenhänge sah, veranlasste ihn zu einer weiteren, geradezu zwingenden Konsequenz: Der Krieg unter den Völkern konnte nicht beendet werden, so lange es noch den Krieg in den Familien gab. Das Fundament des Friedens musste zuerst im Kleinen gelegt werden, bevor es auf das große Ganze ausgedehnt werden konnte.
    Nachdenklich legte er das Büchlein beiseite. Ihm fiel die Schublade des Sekretärs auf, die ein Stück vorgezogen war. Darin hatte er die Karte

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