SHANNICE STARR (German Edition)
das werde ich dir austreiben!«
Das blonde Gift wollte gerade anfangen, Shannice die Hose herunterzureißen, da stürmte ein Wachposten entgeistert durch die Tür.
»Mister Conaghan!«, rief er keuchend. »Wir werden angegriffen!«
»Machst du Witze?«, erwiderte Conaghan. »Wofür bezahle ich einen Haufen Männer, wenn die nicht in der Lage sind, ein paar Dahergelaufene aufzuhalten?«
»Unionstruppen!«, antwortete der Posten einsilbig. »Mindestens fünfzig Mann stark!«
Conaghan versteinerte.
»Das ist völlig unmöglich!« Verstört blickte er zu seiner Geliebten, die immer noch damit beschäftigt war, Shannice auszuziehen. »Hör sofort mit dem Quatsch auf und schnapp dir ein Gewehr!« Fluchtartig rannte er aus der Folterkammer. Judy Garrett warf Shannice noch einen bitterbösen Blick zu und folgte ihm.
»Ich kann dumpfes Schießen hören«, meldete sich Reverend Troy zu Wort.
»Da haben Sie das Wunder, an das Sie nicht mehr glauben wollten.« Shannice kroch auf die Werkzeuge zu, die auf der Erde lagen, und versuchte, ihre Fesseln durchzuschneiden. Es war eine mühselige Arbeit, da sie die Instrumente nicht richtig greifen konnte, sondern unter sich festklemmen musste, damit sie nicht fortrutschten. Minutenlang werkelte sie an den Stricken herum, bis sie merkte, dass diese sich allmählich lockerten. Dennoch dauerte es noch geraume Zeit, bis sie sie so weit zerschnitten hatte, dass sie ihre Hände befreien konnte. Sofort sprang sie auf, zog ihre Jeans hoch und massierte sich kurz die wunden Gelenke. Im Anschluss machte sie sich an Morgan Troys Kette zu schaffen.
»So wird das nie etwas«, kommentierte der Reverend Shannices Versuche, die Kette samt Scharnier aus der Wand zu reißen.
»Soll ich Ihnen die andere Hand auch abschneiden?«, fragte Shannice erbost. »Dann geht’s ganz leicht.« Sie ruckte noch mehrmals an der Verankerung, sah aber schließlich ein, dass sie keinen Erfolg haben würde.
»Eine Waffe muss her! Ich schieße die Eisenringe durch!« Wahllos packte sie sich eine Eisenkralle und verschwand durch die Tür. Von den Wachposten gab es keine Spur. Also eilte sie den Korridor entlang, schob den Riegel des Holztores auf und trat hindurch. Eine Art Foyer empfing sie, aber immer noch war niemand zu sehen. Shannice durchquerte es, ging an einer Treppe vorbei und gelangte in einen Flur. Von draußen drang wütendes Brüllen heran und lautes Schießen. Hufgetrappel war zu hören und die Schreie der Verwundeten. Es hörte sich an, als fände vor der Ranch ein Krieg statt.
Der Schlag in den Nacken traf Shannice mit einer Härte, die ein Maultier gefällt hätte! Vor ihren Augen tanzten bunte Sterne. Und als sie sich auf den Rücken drehte, um zu sehen, wer sie angegriffen hatte, starrte sie in die wutverzerrte Grimasse von Steamboat Jack.
»Das ist alles deine Schuld!«, blaffte er kehlig. »Mit dir haben die Probleme angefangen! Und jetzt sitzt uns die ganze Armee im Nacken!«
Benommen stützte Shannice sich auf die Ellbogen, fand aber sogleich die Kraft, wieder auf die Füße zu kommen.
»Bleib mir vom Leib!«, schrie sie den Einäugigen an. »Sonst geht es dir dreckig!« Die Eisenkralle hielt sie hinter dem Rücken verborgen.
»Du hast wohl immer noch nicht genug!«, brüllte Steamboat Jack zurück. »Willst du noch mal von mir gefickt werden, Dreckstück?« Ohne Vorwarnung sprang er vor, lief jedoch ins Leere, da Shannice instinktiv ausgewichen war. Sie holte noch in der Bewegung aus und rammte dem Hünen die Stahlklaue in den Rücken. Steamboat Jack brüllte auf, schlug nach der Cheyenne, aber die Kralle hatte sich in seinem Rücken verhakt, und Shannice drehte sie langsam herum, bis sie die Wirbel des Mannes krachen hörte. Wie ein schlaffer Sack knickte Steamboat Jack ein und knallte zu Boden. Sofort war Shannice über ihm und nahm den Colt aus seinem Gürtel.
»Mehr habe ich nicht gebraucht«, zischte sie ihm zu und machte sich ohne weitere Verzögerung auf den Weg zu Morgan Troy. Mehrere gezielte Schüsse sprengten die Kette auf, die dessen linken Arm gnadenlos festhielt. Shannice half dem Mann auf die Beine.
»Diesmal nehmen wir den Vorderausgang, Reverend. Nach allem, was ich gehört habe, räumen die Unionstruppen ordentlich auf.«
»Wenigstens machen die jetzt mal was Sinnvolles«, meinte Troy in einem Anflug von Humor. »Besser, als sich an wehrlosen Indianerfrauen und -kindern auszulassen.« Er spielte auf das Massaker im Sand Creek an, bei dem die US-Kavallerie 1864 mehr
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