SHANNICE STARR (German Edition)
ein.
Judy Garrett machte eine überlegende Miene.
»Du hast recht, Pfaffe. Auf diese Weise geht es nicht.« Sie nahm die Tonschale auf, beäugte sie einen Moment und schüttete ihren Inhalt dem Geistlichen ins Gesicht. »Schleck auf, was du erwischen kannst! Mehr wirst du nicht bekommen! Also teile es dir gut ein.« Sie stieß ein hämisches Lachen aus. Morgan Troy wischte mit dem Armstumpf über sein Gesicht und leckte ab, was daran haften geblieben war.
»Wir haben noch zu tun«, meinte Miles Conaghan. »Daher kann es eine Weile dauern, bis wir euch wieder besuchen. Aber dann werden wir uns königlich amüsieren.« Er blickte Shannice vielsagend an. »Du kannst dir ja vielleicht vorstellen, was ich meine …« Er stieß Judy Garrett an und verließ mit ihr den Raum.
»Unsere Mission ist gescheitert«, raunte Reverend Troy zu Shannice hinüber. Der Mann bot einen bedauernswerten Anblick. Der weiße Brei verteilte sich über sein Gesicht, die Brust und den Schoß. »So endet es also …«
Shannice Starr hockte sich auf ihre Knie.
»Im Gegenteil«, sagte sie. »Es hat gerade erst angefangen.«
Sie beugte sich vor und tauchte ihr Gesicht in die Schüssel.
Zwei Tage später
Entkräftet und ausgezehrt lehnte Shannice an der Wand. Aus müden Augen blickte sie durch den Raum. Der Reverend hatte sich, so weit es ihm möglich war, zu Boden sinken lassen und stützte sich mit der rechten Schulter ab; die kurze Kette verhinderte, dass er sich lang ausstrecken konnte. Zweimal am Tag hatte man ihnen Wasser und einen schleimigen Brei gebracht, aber richtig zu Kräften kamen sie beide nicht mehr. Einmal war es Shannice gelungen, die Tür zu öffnen, doch sofort war sie von zwei grimmig dreinblickenden Wachposten zurückgestoßen worden. Wie es aussah, konnten sie nur auf den Tod warten. Einen Tod, den Miles Conaghan grausam vorbereiten würde.
»Schlafen Sie, Reverend?«, zischte Shannice Morgan Troy zu.
Erst nach einer Weile regte er sich, ächzte laut und drehte seinen Kopf in Shannices Richtung.
»Das Einzige, was uns bleibt«, erwiderte er schwach. »Ihre Zuversicht hat uns bisher noch nicht weitergebracht.«
»Wo bleibt Ihr Glaube?«, begehrte Shannice auf. » Sie sind schließlich der Mann Gottes.«
Morgan Troy reckte seinen Armstumpf in die Höhe.
»Wo war mein Glaube, als das passiert ist?«, meinte er verbittert. »Offenbar habe ich die Prüfungen des Herrn nicht bestanden.«
»Wir sind noch nicht tot!«, stellte Shannice klar. »So lange wir atmen, ist nicht alles verloren.«
»Sie sind eine Närrin!«, schalt Troy sie. »Wie kann man das Offensichtliche einfach ignorieren? Aber stecken Sie nur weiter den Kopf in den Sand. Selig sind die Armen im Geiste.«
Shannice setzte zu einer Erwiderung an, wurde aber unterbrochen, als die Tür der Folterkammer, die zur Ranch führte, aufgestoßen wurde. Erneut waren es Miles Conaghan und Judy Garrett, die sich nach Tagen blicken ließen. Dieses Mal aber brachten sie keine Nahrung. Auf ihren Mienen spiegelte sich sadistische Vorfreude.
»Es kann losgehen!« Miles Conaghan rieb sich die Handflächen. »Wie ich sehe, sind noch alle da!« Er lachte verächtlich.
»Machen Sie’s kurz«, brachte Shannice erschöpft hervor, »bevor wir uns zu Tode langweilen.«
Für einige Augenblicke verfinsterten sich die Züge des Gangsterbosses.
»Kurz«, sagte er düster, »wird es sicher nicht werden. Orchids Sterben war kurz. Aber euch steht eine Erfahrung ohnegleichen bevor.«
Judy Garrett trat näher. In den Händen hielt sie eigenwillige Instrumente, seltsam geformte Zangen, eine Eisenkralle sowie Werkzeuge, deren Sinn nicht zu erkennen war. Conaghan winkte sie herrisch zu sich heran.
»Die Indianerhure zuerst!«, zeigte Conaghan auf Shannice.
»Mit Vergnügen.« Judy Garrett legte bis auf eines alle ihre Werkzeuge zu Boden. Sie hielt es in der Hand und drehte es versonnen. Dann ruckte ihr Kopf zu Shannice herüber. »Wenn ich mit dir fertig bin, Schlampe, wird nie mehr ein Männerschwanz in dich reinpassen!«
Shannices Pulsschlag beschleunigte sich; ihr Herz raste. Trotz ihrer Erschöpfung war sie plötzlich hellwach, als sie das eigenartig gebogene Instrument mit den zwei Stahlhaken in Augenschein nahm. Sie trat nach Judy, als diese sich ihr näherte, rutschte an der Wand hoch und wollte sich ihr entgegenschleudern, doch ein Tritt in die Magengrube ließ die Cheyenne aufstöhnend zusammenbrechen.
»Immer noch mutig, ja?«, höhnte die Garrett. »Aber
Weitere Kostenlose Bücher