SHANNICE STARR (German Edition)
wenige Stunden entfernt war, fortzusetzen.
Die Main Street war wie ausgestorben. Mittlerweile musste es nach vier Uhr in der Frühe sein. Wahrscheinlich würde es unmöglich sein, noch eine Unterkunft zu finden. Dennoch wollten sie den Versuch wagen. Ein ganzes Stück ritten sie die Straße entlang, bis sie in einem Fenster ein Schild mit der Aufschrift ›Room for rent‹ sahen. Das Gebäude war dunkel, so wie die gesamte Straße. Garth Gormick würde einigen Lärm veranstalten müssen, um den Hauseigentümer zu wecken.
Gerade wollte er ansetzen und laut rufen und klopfen, da ließ ihn eine Stimme zusammenzucken.
»Wenn das nicht der Freund von unserem kleinen Aufschneider ist …«
Gormicks Kopf ruckte zur Seite. Den Tonfall kannte er nur zu genau. Schließlich war es nur Stunden her, dass er die Stimme zuletzt gehört hatte.
»Trevor Smith«, hauchte er erschrocken. Dann riss er sich zusammen und straffte sich. »Ich bin nicht hier, um Ärger zu machen. Meine Frau und ich suchen ein Quartier.«
»Verheiratet, ja?«, entgegnete der Gunman amüsiert. »Umso erstaunlicher, dass Sie die Gesellschaft käuflicher Damen suchten.«
Nun war es Jill, der eisiger Schrecken durch die Glieder fuhr. »Was … was meint dieser Mann …?« Fragend richtete sie ihren Blick auf Garth. Aber auch hoffnungsvoll, dass er diesen offensichtlichen Irrtum aufzuklären imstande wäre.
»Dein Bruder«, sagte Gormick rasch und fühlte sich in die Enge gedrängt. »Der hat doch immer was mit Weibern.«
»Und hat seine Vorliebe anscheinend mit Ihnen geteilt«, fügte Smith hinzu.
»Das ist Unsinn!« Hilfesuchend wandte Garth sich seiner Frau zu. »Ich bin glücklich verheiratet!«
»Ich kann mir noch keinen Reim darauf machen, was Sie beide um diese Uhrzeit in Goodland verloren haben, wenn Sie nicht entweder betrunken oder auf der Flucht sind.« Trevor Smith zeigte ein feinsinniges Lächeln.
»Das geht Sie nichts an!«
»Bei der alten Miss Winthorp«, fuhr Smith fort, »werden Sie kein Glück haben, falls Sie auf der Suche nach einem Zimmer sind.« Der Gunman deutete auf das Schild im Fenster. »Die schläft wie eine Tote. Völlig sinnlos, sie wecken zu wollen.«
Einige Augenblicke herrschte Stille zwischen den drei Menschen. Sie wurde unerwartet unterbrochen von Hufgetrappel. Mehrere Pferde schienen sich im Galopp der Stadt zu nähern.
»Allerdings«, warf Trevor Smith zögerlich ein und sah die Main Street hinauf, wo er die Silhouetten von drei Reitern undeutlich erkennen konnte, »habe ich den Eindruck, als müssten Sie sich über Ihr Nachtquartier keine großen Sorgen mehr machen.«
Garth Gormicks Augen weiteten sich; Jill drängte sich eng an ihn.
»Sie haben uns gefunden.« Eine Gänsehaut kroch über seinen Rücken.
Die Reiter zügelten ihre Pferde und trabten langsam näher. Bald schon waren ihre Gesichter auszumachen. Auf einem grauen Wallach saß das Familienoberhaupt Greg McPherson; links und rechts von ihm ritten seine Söhne Henry und Dean.
»Verdammter Hundesohn!«, röhrte Greg mit rauem Organ. »Hetzt uns um diese Zeit durch die Nacht!«
»Abmarsch, Garth!«, befahl Henry McPherson. »Sei froh und dankbar, dass Mutter schon schläft. So hast du noch ein paar Stunden, dich auf ihre Standpauke zu freuen.«
»Wir kommen nicht mit zurück!«, rief Garth Gormick. »Jill und ich wollen unser eigenes Leben führen!«
»Verflucht soll ich sein«, bellte der alte Greg dazwischen, »wenn ich das zulasse!«
»Wir haben genug von euch!«, ließ sich Gormick nicht beeindrucken. »Lasst uns zufrieden!«
Sekundenlang saß Greg McPherson starr im Sattel. Dann zog er seinen Colt und richtete die Mündung auf seinen Schwiegersohn. »Du reitest mit uns! – Jill! Komm her zu mir!«
Jill McPherson drehte ihr Pferd, hielt es jedoch auf der Stelle. Unruhig tänzelte es hin und her, bis Garth die Zügel ergriff. »Jill gehört zu mir! Das werdet ihr nicht verhindern!« Angespannt beobachtete er, wie Greg den Abzugshahn seines Revolvers spannte.
»Augenblick!«, mischte sich Trevor Smith ein. »Hier wird niemand erschossen.« Er fixierte Dean. »Sag deinem Vater, er soll das Schießeisen wegstecken.«
»Halten Sie sich raus!«, donnerte Greg McPherson. »Das ist Familiensache!«
»Im Moment ist es auch meine Sache.« Gunman Trevor Smiths Hand schwebte unmerklich über seiner rechten Hüfte. Obwohl er einen langen Mantel trug, würde er schneller ziehen, als Greg schießen konnte.
»Letzte Warnung!«, raunte der
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