SHANNICE STARR (German Edition)
Clanvater.
»Ich warne Sie zum letzten Mal!«, bellte Smith schneidend. »Überspannen Sie den Bogen nicht.«
»Drei Colts gegen einen«, höhnte der alte McPherson und bedeutete seinen Söhnen, ebenfalls die Waffen zu ziehen. »Selbst wenn Sie einen von uns umlegen, beißen Sie selbst ins Gras.«
»Darauf lasse ich es ankommen.« Der Revolverheld verengte die Augenlider. »Sie auch?«
Die beiden Männer starrten sich in die Augen, versuchten eine Regung darin zu erkennen. Und als Trevor Smith das Blitzen im Blick von Greg McPherson sah, hatte er seinen Revolver schneller in der Faust, als irgendjemand hätte reagieren können.
Drei Schüsse krachten, die sich wie einer anhörten. Die Pferde der Gormicks scheuten – und fast gleichzeitig drückte auch Greg McPherson reflexartig ab.
In der nachfolgenden Stille war nur das Schnauben der verängstigten Reittiere zu hören …
»Das letzte Licht ist gerade verlöscht.« Shannice befand sich im Schutz einiger Büsche und beobachtete die Wechselstation. »Eine gute Zeit für einen Überraschungsangriff.«
»Warte noch!«, hielt Onatoga sie zurück. »Ich spüre Unruhe.« Der Choctaw-Indianer legte Shannice eine Hand auf die Schulter und spähte an ihr vorbei durch das Dickicht.
»Ich spüre nichts.« Entschlossen wollte die Cheyenne aufspringen, wurde jedoch von Onatoga zurückgehalten. »Ich kenne deine Gefühle, deinen brennenden Hass. Aber tue jetzt nichts Unüberlegtes. Vertraue mir.«
Shannice Starr kämpfte den Trieb nieder, der sie unerbittlich drängte, vorzustürmen und das feige Volk wie tollwütige Hunde niederzuschießen. Stattdessen ging sie in die Knie und beobachtete das Gebäude. Minuten dehnten sich zu einer ganzen Stunde, und die Cheyenne wäre einfach eingeschlafen, hätte sie der böige Wind mitsamt der Kälte, die er mit sich brachte, nicht wachgehalten.
»Sieh nur! Dort!« Onatoga schob seinen Arm vor durch das Blattwerk.
»Da schleicht einer ums Haus«, bemerkte Shannice die Gestalt, die vom Hauseingang zur Scheune pirschte. »Was hat dieses Lumpenpack denn nun vor?«
»Bemerkst du den schleichenden Gang des Mannes? Er hat etwas zu verbergen und will nicht auf sich aufmerksam machen.«
»Ich verstehe gar nichts mehr.« Shannice zog die Brauen zusammen. »Das Spielchen schaue ich mir an.«
Die beiden warteten, bis eine zweite Gestalt, eine Frau, bepackt mit großen Taschen, das Haus verließ. Kurze Zeit später galoppierten zwei Reiter davon.
Doch das war nicht alles. Wenige Minuten darauf ging das Licht in der Wechselstation an.
»Die Flucht ist nicht unbemerkt geblieben«, schlussfolgerte der Choctaw-Krieger.
»Die Ratten kommen aus ihrem Versteck.« Shannices Züge wurden hart. »Jetzt können wir alle auf einen Streich erwischen!«
»Bleib ruhig!«, forderte Onatoga sie auf. »Vermeiden wir unnötiges Blutvergießen.« Er erkannte drei Männer, die sich auf der Veranda sammelten.
»Die beiden McPherson-Brüder und ihr Vater«, erklärte Shannice.
»Wie viele sind noch im Gebäude?«, wollte der Indianer wissen.
»Nur diese giftige Hexe und ihre älteste Tochter, glaube ich.« Shannice rief sich sämtliche Personen des McPherson-Clans ins Gedächtnis.
»Die drei Männer gehen ebenfalls zur Scheune. Vermutlich nehmen sie die Verfolgung auf. Sind sie weit genug fort, schleichen wir uns ins Haus.«
Eine Weile dachte Shannice nach, bis sie die Lippen zu einem Lächeln verzog. »Gar keine schlechte Idee, mein roter Freund.« Sie tastete nach dem Holzgriff ihres Remington. »Die biestige, alte Furie wollte mich tot sehen. Aber das Blatt hat sich gewendet.«
Eine Weile noch warteten Shannice und Onatoga, dann näherten sie sich der Wechselstation. Der Choctaw marschierte lautlos zur Eingangstür; sie war nicht verschlossen. Mit an die Lippen gelegtem Zeigefinger bedeutete er Shannice, kein Geräusch von sich zu geben, und öffnete die Tür. Ein eisiger Schauer lief Shannice über den Rücken, als sie eintrat. An dieser Stelle war es gewesen, dass Ruth McPherson ihr das vergiftete Getränk gereicht hatte.
»Hast du einen Plan?«, fragte die Cheyenne flüsternd.
»Niemand rechnet mit dir. Und mit mir schon gar nicht. Das ist unser größter Vorteil. Deine Feinde wähnen sich in Sicherheit.«
»Greifen wir uns die Weibsbilder«, drängte Shannice.
»Du willst sie töten?«
»Erschrecken«, erwiderte die junge Frau. »Sie sollen die Todesangst spüren, die ich erlebt habe.«
Onatoga holte sein Messer hervor. Es war
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