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SHANNICE STARR (German Edition)

SHANNICE STARR (German Edition)

Titel: SHANNICE STARR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Cane
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Gewehrlauf aufzustehen. »Ab nach oben!«
    Jill Gormick zitterte am ganzen Leib und brauchte lange Sekunden, bevor sie trotzig den Kopf schüttelte. »Ich bleibe bei meinem Mann.« Flehentlich sah sie Garth an, als wäre er in der Lage, an ihrem gemeinsamen Schicksal noch etwas zu ändern.
    »Eine Patrone habe ich noch im Lauf«, drohte Ruth. »Wenn ihr euch nicht sofort bewegt, fange ich mit der Hinrichtung gleich hier an!«
    Widerwillig erhob sich Garth. Jill hing mit ihren Armen an seinen Schultern und ließ sich mitziehen. Die alte Ruth stellte sich links neben die Tür und ließ die beiden hindurch.
    »Viel Vergnügen, Brad«, rief sie Stanton zu, der sich über Shannice gebeugt hatte und ihre Kleidung aufknöpfte. Das Gewehr sicher in der Rechten haltend, zog Ruth McPherson mit der linken Hand die Tür zu …
     
     
    Am oberen Absatz der Kellertreppe wurden Ruth, Jill und Garth bereits von Greg McPherson erwartet, der entrüstet im Schlafrock dastand. Hinter ihm kamen Dean und Henry herangestürmt. Am Zustand ihrer Kleidung ließ sich ablesen, dass sie sich in aller Eile angezogen hatten.
    »Hölle noch mal!«, schimpfte Greg. »Was veranstaltest du für ein Getöse?«
    »Ich nehme unsere Angelegenheiten in die Hand und lasse sie nicht liegen«, erwiderte Ruth. »Und jetzt trenne ich mich von unnötigem Ballast, den ich schon viel zu lange mit mir herumgeschleppt habe.« Sie trieb Garth und Jill mit Stößen ihres Gewehrs in den Hausflur.
    »Du meinst es also wirklich ernst«, raunte Greg McPherson verhalten.
    »So ernst wie alles, was ich sage und tue. Daher wäre ich dir dankbar, wenn du mir nicht weiter untätig im Weg stehen würdest. Geh schlafen oder mach Brennholz aus der Kutsche in der Scheune.«
    »Ich … hätte nicht gedacht, dass du so weit gehst. Habe geglaubt, du willst den beiden nur einen gehörigen Schrecken einjagen.«
    »Erschrocken sind sie nun ja.« Ruth verzog den Mund in verächtlicher Weise und wandte sich an ihre Söhne. »Holt Schaufeln aus dem Schuppen. Glaubt bloß nicht, dass ihr hier nur dämlich rumgaffen könnt.«
    Sie reckte ihr Kinn zur Tür, um zu signalisieren, dass man sie ihr öffnen solle. Unnachgiebig drängte sie ihren Schwiegersohn und ihre Tochter ins Freie. Auf dem Hof verpasste sie Garth Gormick mit dem Gewehr einen Schlag in die Kniekehlen, sodass er aufschreiend nach vorne fiel, sich mit den Handflächen abfing und halb aufrichtete. Schlotternd hörte er, wie Ruth McPherson das Schrotgewehr nachlud.
    »Ein paar letzte Worte, Garth?«, fragte die Alte scheinheilig.
    »Wieso willst du mich töten?«, schluchzte Garth. »Ich habe die Familie nicht verraten. Ich hatte es nie vor! Jill und ich wollten bloß unser eigenes Leben führen. Was ist daran so schlimm?« Er zog die Nase hoch.
    »Könntest du dich nur sehen. So erbärmlich. So feige.« In Ruth McPhersons Augen loderte Verachtung. »Was Jill nur an einem Weichling wie dir findet. Du hast niemals zu uns gehört. Du warst immer bloß der Mann meiner Tochter. Nicht mehr. Ein Namenloser ohne Gesicht, der für kurze Zeit aus der Mittelmäßigkeit heraustrat.«
    »Aber das ist kein Grund, mich umzubringen!«, schrie Garth. Er wollte auf die Füße kommen, doch der Lauf der Flinte drückte ihn herunter. So hockte er auf den Knien wie ein Lamm auf der Schlachtbank.
    »Ich kann dir nicht vertrauen«, erwiderte Ruth. »Mag sein, dass du meinst, was du sagst. Aber weiß ich denn, ob du deine Meinung nicht änderst, wenn du dich erst mal in Sicherheit wiegst? Jetzt fühlst du dich schwach und ausgeliefert, aber sobald du nicht mehr die Mündung im Nacken fühlst, wirst du stark werden und auf Rache für die Demütigung sinnen. Glaube mir, ich kenne die Menschen. Und Schwächlinge wie dich, die bei der erstbesten Gelegenheit ihr Mäntelchen nach dem Wind hängen, kenne ich erst recht. Also nenne mir einen vernünftigen Grund, warum ich dich nicht wie ein Pestgeschwür ausmerzen sollte …«
    »Jill …«, flüsterte Garth Gormick kaum hörbar. »Denk an Jill …«
    Ein Schatten legte sich auf Ruth McPhersons Miene. Sie hob den Blick und schaute in unergründliche Weiten, als hätte die Erkenntnis sie einem Blitzschlag gleich getroffen.
    »Jill …«, kam es beinahe andächtig über ihre Lippen, und sie richtete ihre Augen auf das zitternde Mädchen, das sie nicht mehr als ihre Tochter akzeptieren wollte. Gleichzeitig krümmte sich ihr Zeigefinger um den Abzug.
    Eine donnernde Entladung hallte über das weite Land.

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