SHANNICE STARR (German Edition)
Glaubwürdigkeit infrage stellen.«
»Das sind Ihre Worte, Mister Smith. Außerdem denke ich, dass ich deutlich genug geworden bin.«
»Sie sehen mich doch lieber außerhalb der Stadtgrenze als darin. Hätte ich das Schießen nicht drangegeben, wäre ich von Ihnen längst in die Wüste geschickt worden. Aber eines will ich Ihnen sagen: Wir leben in einem rauen Land mit rauen Sitten. Und das Gesetz kann nicht überall sein. Ohne Leute wie mich gäbe es mehr Terror und Gewalt, als Sie auch nur annähernd kontrollieren könnten. So lange Ihnen jedoch Ihr politisches Ansehen wichtiger ist als Menschenleben, gibt es darauf nur eine einzige Antwort …«
Der Mayor nestelte am Kragen seines Anzugs, als würde ihm die Luft knapp werden. »Überlegen Sie sich genau, was Sie jetzt sagen, Smith.«
»Es ist hoch an der Zeit«, sagte Trevor Smith bedeutsam, »einige Jugendsünden wieder aufleben zu lassen …«
Ruckartig zerrte Ruth McPherson die Tür des Kellerverschlags auf und deutete mit hämischem Lächeln auf ihre Gefangenen, die ängstlich zusammenrückten und ihnen furchtsame, lauernde Blicke zuwarfen angesichts der doppelläufigen Schrotflinte, die die Alte auf sie gerichtet hielt. Brad Stanton musterte mitleidslos Onatogas blutüberströmte Leiche, wusste dann aber auf Anhieb, was Ruth ihm hatte zeigen wollen.
»Die Rothaut, was?«, sagte er grinsend, deutete mit dem Kinn auf Shannice und nickte verstehend. »Bringt ’n bisschen Farbe in meinen Haufen von weißen und gelben Gören. – Scheiße, Ruth! Glaub mir, einige von den Schlitzaugen reißen sich eher die Gedärme raus, als die Beine breit zu machen.«
Ruth lachte widerlich. »Musst die Stute nur gehörig einreiten, damit sie spurt.«
Shannice Starrs Augen schienen aus Eis, als sie antwortete. »Ich reiß dir mit den Zähnen den Schwanz aus, du Penner!«
»Die gefällt mir!«, freute sich Stanton. »Weiß nur noch nicht, wie ich sie nach Illinois schaffe. Kann sie ja schlecht quer über’n Sattel legen.«
»Ich bewahre sie für dich auf, Brad, bis du aus Oakley wiederkommst. Bring ein leichtes Gespann mit, mit dem du die Nutte transportieren kannst.«
»Da muss ich erst rechnen, ob die mir das Geld auch wieder einbringt. Hab schon genug Ärger. Falls die mir meine Kundschaft vergrault, zahle ich möglicherweise noch ordentlich drauf.«
»Verkauf keine ungelegten Eier«, wies Shannice ihn zurecht. »Freiwillig schleifst du mich nicht fort.«
»Ist vielleicht besser, du knallst sie gleich hier ab«, gab Brad Stanton zu bedenken. »Weiber, die Schwierigkeiten machen, brauch ich wie Pickel am Sack.«
»Hatte ich sowieso vor«, meinte Ruth ungerührt. »Für einen Freund aber hätte ich drauf verzichtet. Und ich hätte eine Leiche weniger zu verscharren. Fick das Luder wenigstens noch mal richtig durch. Auf deine ganz eigene, besondere Art …«
In Brad Stantons Augen trat ein lüsternes Glitzern. Er leckte sich über die Lippen und konnte seine Augen kaum von Shannice abwenden. »Keine üble Idee. Schaff aber vorher den Kadaver von dem dreckigen Indio weg. Der fängt schon an zu stinken –«
Er hatte den Satz noch nicht beendet, da sprang Shannice mit einer Schnelligkeit in die Höhe, die niemand erwartet hatte. Ächzend machte Ruth McPherson einen stolpernden Schritt rückwärts, verzog das Gewehr und jagte eine Ladung Schrot donnernd in die Kellerdecke. Unter Shannices aufprallendem Gewicht ging Stanton zu Boden und fing sich mehrere derbe Faustschläge ins Gesicht ein. Als es ihm zu bunt wurde, packte er eines von Shannices Handgelenken mit eisernem Griff, verdrehte es, dass die Cheyenne schmerzerfüllt aufschrie, und hämmerte seine Faust wuchtig gegen ihr Kinn. Shannice flog zurück gegen die Mauer, während Stanton nachsetzte und ihr zwei Tritte in die Rippen versetzte. Keuchend klappte Shannice in sich zusammen und wand sich am Boden. Erneut wollte Brad Stanton zutreten, doch Ruth McPherson hielt ihn mit einem lauten Aufschrei zurück.
»Mach sie nicht kaputt!«, stieß sie aus und hielt dabei Garth und Jill in Schach, die sich geduckt in eine Ecke des Raums gezwängt hatten. »Du kannst dich in aller Ruhe mit ihr beschäftigen. In der Zwischenzeit kümmere ich mich um die beiden anderen.«
»Ist das Mädchen nicht deine Tochter?«, fragte Stanton. »Ich meine …«
»Sie ist ein undankbares Balg. Manchmal muss man sich von den Dingen trennen, die einem einst lieb und teuer waren.« Sie bedeutete dem Pärchen mit dem
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