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SHANNICE STARR (German Edition)

SHANNICE STARR (German Edition)

Titel: SHANNICE STARR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Cane
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die Gefahr gebannt war.
    Zumindest redete sie sich das ein …
     
     
    Sternenklarer Himmel spannte sich über den Wäldern. Der aufkommende Wind hatte die dunklen Wolken rasch vertrieben. Das unwirkliche Bild aus Blut, Gewalt und Tod zeigte sich in jedem grausigen Detail und konnte sich nicht mehr in den Schatten der Nacht verbergen.
    Shannice verdrängte die zwiespältigen Gefühle und durchsuchte die Leichen nach Munition. Die Patronen waren jedoch nicht passend für ihren Remington. Die Waffen waren nachlässig gepflegt, hatten stellenweise Rost angesetzt oder zeigten feine Risse. Damit waren sie ebenfalls nur bedingt brauchbar. Shannice wollte ihr Leben keinesfalls einem Colt anvertrauen, der sie womöglich im entscheidenden Moment im Stich ließ.
    Als sie den schwarzen Hengst erreichte, der stoßweise die Luft durch die Nüstern blies, als müsse sein Herzschlag sich erst wieder beruhigen, führte sie ihn auf demselben Weg wieder zurück, auf dem sie hergeritten waren. Die junge Frau wollte nicht riskieren, dass das Tier sich an dem steilen Hang einen Knöchel verstauchte. Sie und Dread würden noch auf seine Kraft und Ausdauer angewiesen sein, wenn sie die Berge und den Winter lebend hinter sich lassen wollten.
    Josh Dread hob sich in seiner schwarzen Kleidung deutlich von den Felsen ab, gegen die er sich stützte, um nicht der Länge nach umzufallen. Auf den ersten Blick wurde Shannice klar, dass der Headhunter schwerer getroffen war, als man von seiner nahezu aufrechten Körperhaltung her vermuten konnte. Sie beschleunigte ihren Schritt und zog den Rappen am Kopfgeschirr mit sich. Aus einigen Yards Entfernung schaute Dread ihr aus glasigen Augen entgegen. Die unterschwellige Wildheit, verbunden mit der mitleidslosen Kälte des erbarmungslosen Jägers, war aus ihnen gewichen.
    Die Vierundzwanzigjährige erschien ihm lediglich als vertrauter Schemen, dem er sich entgegenfallen ließ.
    »Ich hab dich!«, fing Shannice den kraftlosen Körper auf und kämpfte ein, zwei Augenblicke um ihr Gleichgewicht, bis sie Dread fest gepackt hielt. Der Mann stützte sich schwer auf ihre Schultern, konnte aber selbstständig einen Fuß vor den anderen setzen, sodass nicht sein gesamtes Gewicht auf Shannice lastete.
    Zwischen den Fingern spürte das Mädchen die klebrige Flüssigkeit, die den robusten Mantel Dreads durchdrungen und aufgeweicht hatte.
    Ich muss mich schleunigst um seine Wunden kümmern! Sie trottete mit Dread im Schlepp zu ihrem Nachtlager. Die Bäume dort boten einen guten Schutz gegen den schärfer werdenden Wind sowie einen guten Ausblick auf das Gelände. Keine Seele würde sich unbemerkt nähern können. Gegen Mittag dann, wenn das Rund der Sonne hoch am blauen Himmel stand, wollte sie aufbrechen. Bis dahin musste sie Dreads Verletzungen so gut es ging versorgt und wenigstens zwei Stunden geschlafen haben. Lebte der Gunman zu diesem Zeitpunkt noch, hatte er gute Aussichten durchzukommen.
    Vorher aber gab es noch eine Menge zu tun.
     
     
    Die Sonnenstrahlen kitzelten Shannice Starr im Gesicht. Obwohl sie sich erst vor anderthalb Stunden – lange nach der Morgendämmerung – hingelegt hatte, waren Erschöpfung und Müdigkeit nicht so stark, dass sie dem grellen Schein des Gestirns hätten widerstehen können.
    Sie streckte sich unter den Satteldecken und gähnte herzhaft. Aus kleinen, schläfrigen Augen schielte sie zu Josh Dread hinüber, erkannte dessen ruhige Atemzüge und war einigermaßen erleichtert. Sie hatte alles genommen, was sie finden konnte, um den Kopfgeldjäger zuzudecken, unter anderem auch Jacken und Mäntel der fünf Erschossenen. Vorher hatte die junge Frau unter größten Anstrengungen und lautem Fluchen ein Feuer entfacht, bevor sie darangegangen war, Dreads Wunden zu säubern und zu verbinden. Jeder praktizierende Arzt hätte höchstwahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, doch in diesem rauen Umfeld, unter diesen extremen Bedingungen, mussten Shannices medizinische Künste wohl oder übel ausreichen.
    Wieder durchzuckte sie ein Gedanke, den sie beim Anblick des Schlafenden nicht zum ersten Mal gehabt hatte: der Gedanke an Flucht!
    Sie könnte Dreads Rappen nehmen, seine Waffen und Lebensmittelvorräte. Danach überließ sie ihn sich selbst. Dass er sterben würde, konnte ihr doch egal sein. Shannice war im Gegenzug für diesen unerbittlichen Kerl doch auch nicht mehr als ein wildes Tier, das er eingefangen hatte, um es zu verkaufen – gegen harte, klingende

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