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SHANNICE STARR (German Edition)

SHANNICE STARR (German Edition)

Titel: SHANNICE STARR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Cane
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verschloss.
    »Was fällt Ihnen ein, mich hier aufzusuchen? Ich hatte Ihnen doch ausdrücklich gesagt, dass man uns nicht gemeinsam sehen darf!«
    Der abendliche Besucher wirkte leidlich ungerührt. Sein harter Gesichtsausdruck zeigte nicht das geringste Mienenspiel. Es sah auch nicht danach aus, als läge ihm eine Antwort auf den fast blutleeren Lippen, geschweige denn eine Entschuldigung.
    »Wenn meine Frau Sie gesehen hätte … nicht auszudenken, was dann geschehen wäre!« Der Mayor sah sein Gegenüber mit geweiteten Augen an. »Sie hätten die ganze Aktion gefährden können …!«
    Der Mann nahm seinen Hut ab und schüttelte einige Schneeflocken von seinem Mantel. Dabei ließ er seinen Gastgeber nicht aus den Augen. Und in diesen Augen glitzerte eine Kälte, die das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte.
    »Jake, Will und Harris sind tot.« Der gleichmütige Ton in der tiefen Bassstimme war furchteinflößend. Kein Vorwurf schwang darin mit, keine Trauer und auch kein Mitleid.
    »Was … was sagen Sie da?« Der Hausherr zeigte sich erschrocken. Dann besann er sich. »Kommen Sie mit nach hinten. Dort können Sie mir alles erzählen. – Ein Glück, dass meine Frau noch in die Stadt gefahren ist.«
    »Ich weiß«, kam die emotionslose Erwiderung.
    Sie gingen durch den dunklen Flur in das angrenzende Zimmer. Zwei Petroleumlampen verbreiteten warmes Licht; im Kamin prasselte ein Feuer.
    »Setzen Sie sich, Donald«, wies Etherwood auf einen Sessel, der vor dem Schreibpult stand, hinter dem er sich selbst niederließ. Der Mayor trug einen schwarzen Gehrock und zeigte sich mit fein gescheiteltem Kraushaar.
    Der mit Donald Angesprochene reagierte nicht. Seine wasserblauen Augen fixierten den über Fünfzigjährigen, was bei diesem ein nachhaltig beklemmendes Gefühl hinterließ.
    »Es hat Schwierigkeiten gegeben. Eine Schießerei.« Der Besucher ließ die Worte wirken. »Eine Frau ist aufgetaucht, die nicht nach Pilgrim’s End gehört. Eine Frau, die dazu noch verdammt gut mit dem Colt umgehen kann.«
    »Eine Frau? Wieso hat sie geschossen? Ihr habt doch bloß das Material und das Werkzeug bei der Mine abgeliefert. Es bestand überhaupt kein Grund für eine Auseinandersetzung!«
    »Sie hat nicht angefangen. Sie hat sich nur verraten.«
    »Verflucht, Lumley! Und da brecht ihr Halunken eine wilde Ballerei vom Zaun? Was, zum Teufel, hätte das Weibsbild denn ausrichten können? Selbst wenn sie mit irgendwelchen Gerüchten zum Marshal gerannt wäre  – ich kenne Bligh, und ihr kennt ihn auch! Der unternimmt nichts! Der ist froh, wenn er seine Ruhe hat!«
    »Sie sagten, dass wir jedes Risiko vermeiden sollten, so lange die Gilliams nicht verkauft haben.« Donald Lumleys Stimme war immer noch ruhig. Gefährlich ruhig.
    »Risiko vermeiden – zum Henker damit! Das eigentliche Risiko seid ihr Halsabschneider! Kennen Sie die Bedeutung der Worte ›Nicht auffallen‹, Lumley?« Etherwood nagte an seiner Unterlippe. »Wer weiß, was diese Unbekannte jetzt noch alles anstellt. Sie erregen zu viel Aufmerksamkeit, mein Freund. Außerdem hat Gilliam den Vertrag bereits unterschrieben.«
    Donald Lumley ging nicht darauf ein. »Ich kenne ihr Gesicht. Und sie kann sich nur hier in der Stadt aufhalten.«
    »Dann finden Sie sie und beseitigen dieses Problem! Beseitigen Sie alle Probleme! Heuern Sie weitere Männer an. Ich übernehme die Kosten.«
    Auf Lumleys Gesicht stahl sich ein grausiges Lächeln. »Ich übernehme das selbst. Und Sie zahlen, Etherwood. Den Preis, den ich verlange.«
    »Wie bitte?« Der Mayor glaubte, nicht richtig verstanden zu haben.
    »Fünfzehntausend Dollar.«
    »Sie sind vollkommen verrückt!« Gideon J. P. Etherwood versteinerte in seinem Ledersessel. »Sie wollen mich erpressen? Was denken Sie, wen Sie vor sich haben …?«
    Jegliche Freundlichkeit verschwand aus den Zügen von Lumley. Seine Rechte berührte wie zufällig den Peacemaker im Holster und strich über den kalten Stahl. Es war keine Frage, dass er die Waffe innerhalb eines Sekundenbruchteils ziehen und den Mayor erschießen konnte. Dann aber spreizte er die Finger der Hand weit ab. »Ich weiß, wen ich vor mir habe: ein gieriges, verkommenes Arschloch. Und weil ich Sie kenne, weiß ich auch, dass Sie mich bezahlen werden. Jeden einzelnen Penny.« Der Gunman verhielt kurz. Es war nicht seine Art, großartige Reden zu schwingen. Was er normalerweise zu sagen hatte, das erledigte sein Sechsschüsser. Trotzdem legte er noch einmal nach:

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