SHANNICE STARR (German Edition)
ihn konnte es sich bei dem erwähnten Gilliam handeln – und dessen Familie von diesem Stück Land vertreiben wollte. Der ganze Akt von Gewalt und Terror drehte sich einzig um diese Mine. Und was darin zu finden war – nun, dafür brauchte die junge Frau keinen Schamanen zu befragen.
Als die Reiter sich wieder auf die Pferde schwangen und der Wagen sich in Bewegung setzte, hörte Shannice ein verdächtiges Knacken. Gleichzeitig wurde ihr Rappe unruhig, fing hektisch an zu schnauben. Shannice sprang auf die Füße, versuchte das Tier zu beruhigen, doch es gebärdete sich noch wilder.
Reflexartig zuckte Shannices Hand zum Colt. War sie entdeckt worden?
Der schwarze Hengst stieg wie eine Furie in die Höhe, strampelte mit den Vorderläufen und hätte Shannice damit um ein Haar erwischt. Sie machte einen Satz zurück, stolperte und stürzte zu Boden, hörte, dass das Tier wie in Panik wieherte, und sah es auf den offenen Trail hinausgaloppieren.
Und dann brach ein dunkler Schatten kraftvoll aus dem Unterholz hervor!
Shannices Reaktion bestand nur aus einer einzigen, reflexartigen Bewegung, die kaum jemand, der nicht wie sie darauf trainiert war, hätte ausführen können. Noch im Liegen zog sie den Stecher ihres Remington durch, fächerte über den Abzug und jagte die komplette Trommel in den heranfliegenden Körper. Einen Sekundenbruchteil später rammte sie der durchlöcherte Leib, sodass sie durch den ungebremsten Aufprall beinahe das Bewusstsein verloren hätte.
»Ein gottverdammter Berglöwe!«, stieß Shannice keuchend zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Vor ihren Augen tanzten grelle Lichtpunkte. Sie zwängte sich unter dem muskulösen Raubtier hervor, und mit jedem Moment, der verstrich, wusste sie, dass sich ihre Chancen rapide verschlechterten. Shannice hatte die dumpfen Stimmen und kurzen, gebellten Kommandos nicht zu hören brauchen, um zu erraten, dass die vier Berittenen, die sie als die gefährlicheren des Sechsertrupps einschätzte, Jagd auf sie machten. Das Wiehern des Hengstes und die donnernden Schüsse hatten sie untrüglich in ihre Richtung geführt. Ein kleiner Fehler, eine winzige Unachtsamkeit, und die Gunslinger würden sie gnadenlos über den Haufen schießen.
Noch lag Shannice im Schutz des Felsens, doch wenn die Kerle ihr den Weg abschnitten und sie von vorne aufs Korn nahmen, hatte sie kaum noch eine Chance.
Der Gedanke war noch nicht zu Ende formuliert, da krachten bereits Gewehrschüsse. Neben Shannices Gesicht platzte der Stein weg. Sie rollte zur Seite, bekam eine Patrone aus dem Gurt zwischen die Finger und schob sie in die leere Trommel ihres Revolvers. Nur eine einzige Patrone! Mehr Zeit blieb ihr nicht, denn von der anderen Seite hatte sie bereits ein weiterer Reiter ins Visier genommen. Dreimal hintereinander zog er den Repetierbügel seiner Rifle durch. Dreimal donnerten die Kugeln aus dem Lauf. Und dreimal verfehlten die Geschosse Shannice derart knapp, dass sie noch den heißen Atem des Todes über sich hinwegsengen spürte und die trockenen Einschüsse fast körperlich spürte, die unmittelbar zu ihren Füßen Baumholz zersplittern ließen und die gefrorene Erde aufsprengten.
Ich habe nur einen Schuss!
Im selben Moment, in dem sie abdrückte, wurde der Reiter auch schon aus dem Sattel gefegt. Doch Shannice musste in Bewegung bleiben und durfte keinesfalls zur Zielscheibe werden.
Die Kugeln pfiffen um sie herum! Ein Baumstamm, hinter den sie sich geworfen hatte, wurde regelrecht zersiebt. Splitter flogen ihr um die Ohren, feiner Holzstaub und aufspritzender Schnee vernebelten ihre Sicht.
Wieder warf sich Shannice nieder, griff mit eisstarren Fingern in die Patronenschlaufen ihres Gürtels und lud die Trommelkammern des Remington hastig auf.
Zwei ihrer Häscher hatten ihre Pferde zurückgelassen und arbeiteten sich auf sie zu. Ohne die unruhigen Bewegungen ihrer Reittiere würden die Salven wesentlich präziser kommen. Den dritten Reiter hatte Shannice aus den Augen verloren. Der Vierte durfte keine Gefahr mehr darstellen, wenn sie richtig getroffen hatte.
Die zwei Schützen vor ihr wagten sich näher heran und traten aus ihrer Deckung hervor, da Shannice zwischen den Bäumen ein zu schlechtes Ziel abgab. Doch die Gunmen blieben vorsichtig. Wenn einer seine Position wechselte, nahm der jeweils andere das Halbblut unter Feuer, sodass Shannice mehr damit beschäftigt war, den Kugeln auszuweichen, als sich auf einen präzisen Schuss zu konzentrieren. Über kurz
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