Shantaram
kraftvolle Muskeln ab, und ihre Hosen waren mit silbernen Glöckchen und Scheiben und Quasten aus roter und gelber Seide verziert. Beide Männer hatten lange, zwei Finger dicke Dreadlocks, deren Spitzen mit Silberdraht umwickelt waren.
Jemand berührte mich am Arm, und vor Schreck wäre ich fast beiseitegesprungen. Es war Prabaker. Sein Lächeln fiel noch viel breiter aus als sonst, und seine dunklen Augen funkelten förmlich vor Entzücken.
»Haben wir so großes Glück, dass du lebst bei uns, Lin. Bringst du so viel prima Abenteuer zu uns, und sind sie so gar nicht voller Langeweile!«
»Ich habe das hier nicht gebracht, Prabu. Was redest du da? Was wollen diese Leute?«
»Haben sie ein Nachricht für dich, Lin. Aber gibt es ein vachan, ein Versprechen, bevor sie dir geben die Nachricht. Gibt es, weißt du schon … ein Hakens.«
»Ein Hakens?«
»Ja, meine ich. Ist richtig, oder? Ist es ein prima englisch Wort. Hakens. Bedeutet kleine Rache für Nettsein«, verkündete Prabaker glücklich grinsend; diese Gelegenheit, mir eine seiner Worterklärungen zu liefern, konnte er sich nicht entgehen lassen. Er besaß einen untrüglichen Instinkt dafür, das in den denkbar ungeeignetsten Momenten zu tun.
»Jaja, ich weiß schon, was ein Haken ist, Prabu. Aber ich weiß nicht, wer diese Typen sind. Von wem soll denn diese Nachricht sein?«
Prabaker redete auf Hindi wie ein Wasserfall auf die Bärenführer ein, hell begeistert, im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen. Die Männer antworteten ihm ausführlich, aber nicht minder schnell. Ich verstand nicht viel, aber die Leute in ihrer Nähe brachen in tosendes Gelächter aus. Der Bär ließ sich auf alle viere fallen und schnüffelte an meinen Füßen.
»Was haben sie gesagt?«
»Lin, wollen sie wirklich nicht sagen, wer sie schickt die Nachricht«, antwortete Prabaker, angestrengt bemüht, nicht selbst zu lachen. »Ist es großes Geheimnis, und verraten sie nicht. Haben sie Anweisung zu übergeben diese Nachricht und dürfen sie nicht erklären, und mit diese eine Hakens, wie ein Versprechen.«
»Und was ist der Haken?«
»Ja, du sollst umarmen die Bär.«
»Ich soll was?«
»Umarmen die Bär. Du sollst sehr lieb kuscheln, so.«
Er umarmte mich heftig und drückte seinen Kopf an meine Brust. Die Menge applaudierte wild, die Bärenführer gaben ein schrilles durchdringendes Kreischen von sich, und der Bär richtete sich auf und machte ein paar tapsige Tanzschritte. Meine verwirrte und einigermaßen entsetzte Miene veranlasste die Leute zu noch brüllenderem Gelächter.
»Kommt nicht in Frage«, sagte ich und schüttelte den Kopf.
»Oh doch«, lachte Prabaker.
»Du spinnst wohl, Mann. Auf keinen Fall.«
»Takleef nahin!«, rief einer der Bärenführer. Kein Problem! » Ist nicht gefährlich. Kano ist sehr freundlich. Kano ist der freundlichste Bär von ganz Indien. Kano liebt die Menschen.«
Er trat näher an das Tier heran und rief ihm auf Hindi einen Befehl zu. Als der Bär sich zu voller Größe aufrichtete, schlang der Mann die Arme um ihn. Das große Pelztier umfasste den Bärenführer und wiegte sich vor und zurück. Nach ein paar Sekunden ließ der Bär den blauen Mann wieder los, der sich mit strahlendem Lächeln zur wild applaudierenden Menge umwandte und eine Verbeugung machte.
»Unter keinen Umständen«, sagte ich.
»Oh kommst du schon, Lin. Machst du umarmen die Bär«, bat Prabaker, atemlos vor Lachen.
»Ich umarme keine Bären, Prabu.«
»Oh bitte, kommst du schon, Lin. Willst du wohl nicht wissen die Nachricht?«
»Nein.«
»Ist wichtig vielleicht.«
»Ist mir egal.«
»Vielleicht gefällt dir umarmen die Bär, Lin.«
»Nein.«
»Doch, vielleicht dir gefällt.«
»Auf keinen Fall.«
»Ja, vielleicht soll ich dich umarmen noch einmal für die Übung?«
»Nein. Aber danke fürs Angebot.«
»Dann du umarmst jetzt die Bär, Lin.«
»Tut mir leid.«
»Oh bitte bitte bitte bitteeeeeee«, flehte Prabaker.
»Nein.«
»Lin, bitte bitte machst du umarmen die Bär«, verlangte Prabaker beharrlich und bedeutete den Zuschauern, ihn zu unterstützen. Hunderte von Menschen drängten sich in den engen Gassen in der Nähe meiner Hütte. Einige Kinder hatten sich riskante Aussichtsplätze auf den Dächern von robusteren Hütten gesucht.
»Umarm, umarm, umarm!«, schrien und johlten die Leute.
Als ich in die lachenden Gesichter um mich blickte, wurde mir klar, dass mir nichts anderes übrig blieb. Ich trat zwei Schritte auf den Bär zu,
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