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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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befolgten ihren Vorschlag, mal vorbeizuschauen. Als sie das erste Mal ins Leopold’s kamen, trafen sie dort Lisa Carter, Kalpana, Kavita und Lettie zusammen mit drei Deutschen an, die für Lisa als Statistinnen in einem Film mitgewirkt hatten – sieben schöne, intelligente, lebhafte junge Frauen. Anwar und Dilip waren gesunde, fröhliche, ungebundene junge Männer. Nach diesem Erlebnis kamen sie täglich ins Leopold’s.
    Die Stimmung in dieser neuen Gruppe unterschied sich stark von der Atmosphäre, die Karla Saaranen in ihrem Kreis erzeugt hatte. Karlas sprühende Intelligenz und ihr Esprit hatten ihre Freunde zu tiefgründigeren Gesprächen und inspirierterem Lachen angeregt. In der neuen Clique gab Didier den Grundton vor, in dem sich bissiger Sarkasmus mit dem Gout des Obszönen und Vulgären vereinte. Die Gespräche verliefen sprunghafter als bei uns. Es wurde lauter und wahrscheinlich auch häufiger gelacht, doch von den witzigen Bemerkungen und dem Schlagabtausch blieb mir nichts im Gedächtnis haften.
    Eines Abends – einen Tag nach Vikrams und Letties Hochzeit und einige Wochen, nachdem Maurizio in Hassan Obikwas Grube verschwunden war – saß ich mit dieser neuen Clique zusammen, in der gerade mit johlendem Gelächter und wildem Gestikulieren der kreischende Möwenschwarm der Ausgelassenheit Einzug hielt, als ich vor einem der Eingänge Prabaker stehen sah. Er winkte mich zu sich. Ich ging hinaus, und wir setzten uns zusammen in sein Taxi.
    »Hallo, Prabu, was gibt’s? Wir feiern gerade Vikrams Hochzeit! Er und Lettie haben gestern geheiratet.«
    »Ja, Linbaba. Tut es mich auch viel sehr leid wegen die Störung für die Neu-Geheirateten.«
    »Das ist schon okay. Sie sind gar nicht dabei. Die beiden sind zu Letties Eltern nach London geflogen. Was ist los?«
    »Los, Linbaba?«
    »Ja, ich meine, warum bist du hier? Morgen ist doch dein großer Tag. Ich dachte, du gießt dir mit Johnny und den anderen Jungs im Zhopadpatti einen hinter die Binde.«
    »Nach dieses Gespräch klar. Danach gehe ich«, erwiderte er und fingerte nervös am Lenkrad herum. Die beiden Vordertüren des Autos standen offen, um etwas Luft hereinzulassen. Es war ein heißer Abend. Auf den Straßen drängten sich Paare, Familien und junge Männer auf der Suche nach einem kühlen Lufthauch oder irgendeiner Zerstreuung, die sie von der Hitze ablenken mochte. Der Strom von Menschen, die sich an den geparkten Autos vorbeischoben, geriet an Prabakers offener Fahrertür immer wieder ins Stocken, bis er die Tür schließlich zuknallte.
    »Ist alles in Ordnung, Prabu?«
    »Oh ja, Lin, geht es mich sehr gut, viel prima gut«, sagte er. Dann schaute er mich an. »Nein, baba. Eigentlich nicht. Wenn du das nimmst ganz genau, geht es mich sehr schlimm schlecht.«
    »Warum das denn?«
    »Na ja, wie soll ich das sagen, Linbaba. Weißt du doch, dass ich mach morgen Hochzeit mit die Parvati. Als ich sie hab gesehen das erste Mal, die meine Parvati, war das vor sechs Jahre, da war sie sechzehn. War sie ganz neu im Zhodpadpatti und hat er noch nicht sein Chai-Laden gehabt, ihr Papa Kumar, und hat sie in eine kleinen Hütte gewohnt, mit die ihre Eltern und mit die ihre Schwester Sita. Die Sita, die jetzt macht Hochzeit mit dem Johnny Cigar. Und als ich sie hab gesehen das erste Mal, da hat sie eine Matka mit Wasser getragen. Auf den Kopf. Von das Wasserreservoir zurück.«
    Er verstummte, blickte durch die Windschutzscheibe in das Aquarium des bunten Straßenlebens hinaus und pulte mit dem Fingernagel an dem Lenkradbezug aus künstlichem Leopardenfell herum. Ich ließ ihm Zeit.
    »Also«, fuhr er fort. »Hab ich zugeguckt die Parvati, wie sie wollte tragen diese viel schwere Matka auf der holprige Weg. Und muss sie gewesen sein ein ziemlich alte und schwache Matka, weil puff, auf einmal sie ist einfach kaputt gegangen, und ist das alles Wasser über sie gelaufen. Hat sie geweint und geweint. Und hab ich sie angeguckt und hab ich so ein Gefühl gespürt …«
    Er hielt inne und schaute wieder in das rege Treiben hinaus.
    »Mitleid?«, schlug ich vor.
    »Nein, baba. Was ich gespürt habe, war das …«
    »Traurigkeit? Warst du traurig?«
    »Nein, baba. Was ich gespürt habe, war das ein Erektion in die meine Hose, weißt du, wenn er wird ganz stabil, der Penis so, wie wenn …«
    »Mein Gott, Prabu, ich weiß, was eine Erektion ist«, schnaufte ich. »Komm endlich zur Sache. Was ist passiert?«
    »Ist es sich nichts passiert«, antwortete er, sichtlich

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