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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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langes Haar war kurz geschnitten und so üppig wie das eines Filmstars. Statt seiner schwarzen Kleider trug er ein weißes Hemd und modisch geschnittene graue Hosen. Und sie wirkten fremd an ihm, diese Kleider – ebenso fremd wie er selbst. Doch es war Abdullah Taheris Geist, so schön wie Omar Sharif an seinem dreißigsten Geburtstag, so tödlich wie eine lauernde Raubkatze, ein schwarzer Panther, und mit diesen Augen von der Farbe einer Handvoll Sand eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang. Abdullah.
    »Es tut so gut, dich zu sehen, Lin, mein Bruder. Wollen wir reingehen und einen Chai trinken?«
    Das sagte er. Mehr nicht.
    »Nun … das geht nicht.«
    »Warum nicht?«, fragte der Geist stirnrunzelnd.
    »Na ja, zum einen«, murmelte ich und schirmte meine Augen mit der Hand ab, um ihn in der rötlichen Sonne besser zu erkennen, »weil du tot bist.«
    »Ich bin nicht tot, Lin, mein Bruder.«
    »Doch …«
    »Nein. Hast du mit Salman gesprochen?«
    »Salman?«
    »Ja. Er hat arrangiert, dass ich dich im Restaurant treffe. Es sollte eine Überraschung für dich sein.«
    »Salman … hat mir gesagt … dass er eine Überraschung für mich hat.«
    »Und diese Überraschung bin ich, Lin, mein Bruder«, sagte der Geist lächelnd. »Mich solltest du treffen. Das hat er sich so ausgedacht. Aber du bist einfach aus dem Restaurant gegangen. Die anderen haben auf dich gewartet, aber du bist nicht zurückgekommen. Deshalb habe ich mich auf die Suche nach dir gemacht. Und nun ist die Überraschung ein Schock.«
    »Sag das nicht!«, fauchte ich; mir fiel etwas ein, das Prabaker einmal gesagt hatte, und ich war noch immer komplett verwirrt.
    »Warum nicht?«
    »Egal. Scheiße, Abdullah … das ist ein scheißschräger Traum, Mann.«
    »Ich bin wieder da«, sagte er ruhig, runzelte jedoch besorgt die Stirn. »Ich bin wieder da. Ich bin in einen Kugelhagel geraten. Die Polizei. Du kennst die Geschichte.«
    Sein Tonfall war sachlich. Der Abendhimmel und die Passanten auf der Straße sahen ganz normal aus, nicht wie in den verwischten Bildern eines Traums. Und dennoch konnte es sich nur um einen Traum handeln. Dann zog der Geist sein weißes Hemd hoch und offenbarte mir zahllose Narben: von dunklerer Haut umgebene Ringe, Wirbel, daumendicke Wulste.
    »Es war so, Lin, mein Bruder«, sagte der Tote. »Ich bin von vielen Kugeln getroffen worden, aber ich habe überlebt. Sie haben mich aus dem Polizeirevier am Crawford Market geholt. Ich war zwei Monate in Thana, danach in Delhi. Ein Jahr lang war ich im Krankenhaus. In einer Privatklinik, nicht weit von Delhi entfernt. Ich wurde vielfach operiert. Es war kein gutes Jahr, Lin, Bruder. Und dann hat es noch fast ein ganzes Jahr gedauert, bis ich mich erholt habe, nushkur’ allah.«
    »Abdullah«, sagte ich und umarmte ihn. Er fühlte sich stark an. Warm. Lebendig. Ich schloss die Arme um ihn und umfasste hinter seinem Rücken mein Handgelenk mit Klammergriff, als wolle ich ihn nie mehr loslassen. Ich spürte sein Ohr an meinem Gesicht, nahm den Geruch von Seife auf seiner Haut wahr. Seine Stimme vibrierte in meiner Brust wie Schallwellen unter Wasser, und Woge um Woge brandete auf den harten Sand der nächtlichen Küste. Mit geschlossenen Augen trieb ich auf dem dunklen Wasser der Trauer, die ich für ihn, für uns beide durchlitten hatte. Gepeinigt von der Angst, dass ich verrückt sein könnte, dass ich doch nur einen Traum, einen Albtraum, erlebte, umklammerte ich ihn, bis seine starken Hände mich behutsam an den Schultern fassten und ein Stück wegschoben.
    »Es ist gut, Lin«, sagte er lächelnd. In seinem Lächeln zeichneten sich Liebe, Trost und ein wenig Bestürzung über den aufgewühlten Ausdruck in meinen Augen ab. »Alles ist gut.«
    »Nichts ist gut«, knurrte ich und riss mich los. »Was zum Teufel ist passiert? Wo warst du, verflucht nochmal? Und warum hast du mir nicht Bescheid gesagt?«
    »Das war nicht möglich.«
    »Scheiße, das wäre bestimmt möglich gewesen! Red nicht so einen Dreck!«
    »Nein«, sagte Abdullah beharrlich, strich sich durchs Haar und sah mich entschieden an. »Weißt du noch, als wir Motorrad gefahren sind und diese Männer gesehen haben? Die waren aus dem Iran. Ich habe dir gesagt, du sollst bei den Motorrädern warten, aber du hast nicht auf mich gehört. Du bist zu mir gekommen, und wir haben gemeinsam gegen diese Männer gekämpft. Erinnerst du dich?«
    »Ja.«
    »Das waren Feinde von mir. Und auch Feinde von Khader Khan. Sie standen in Verbindung

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