Shaolin - Das Geheimnis der inneren Staerke
Ich-Botschaften zu formulieren, werden wir schnell merken, wie uns das die Türen öffnet, wie andere mit Weichheit, Offenheit und Verständnis reagieren – und sich gar nicht erst zum Kampf herausgefordert fühlen.
Manchmal fällt es uns allerdings schwer, unsere Werte und Einstellungen loszulassen. Dann hilft es zu realisieren, dass sie nicht in Stein gemeißelt sind, dass alles im Fluss ist. Blicken Sie zum Beispiel in Fünfjahresschritten bis in Ihre Teenagerzeit zurück, und versuchen Sie, sich daran zu erinnern, was Ihnen in den fünf Jahren jeweils wichtig war. Sie werden wahrscheinlich die Relativität, die Veränderung und Entwicklung auch Ihrer eigenen Einstellungen erkennen, denn viele Haltungen und Prioritäten ändern sich – etwa durch vielerlei Erlebnisse und zunehmende Erfahrung und Reife – im Lauf der Zeit.
Sogar unsere Tagesform verändert unsere Bewertungen: Sind wir schlecht gelaunt oder krank, werden wir fordernder auf die Einhaltung unserer Erwartungen bestehen und auf die »Richtigkeit« unserer Haltung pochen, als wenn wir zum Beispiel gerade gut erholt aus dem Urlaub kommen oder frisch verliebt sind. – Vor allem in letzterem Zustand verzeihen wir fast jedem fast alles.
Sich selbst nicht verlieren
Die Idee eines wertschätzenden und achtsamen Umgangs miteinander ist keineswegs, sich aufzuopfern und völlig selbstvergessen nur für andere da zu sein. Das würde unsere Energie aufbrauchen, sodass wir alsbald niemandem mehr helfen könnten, nicht mal mehr uns selbst. Und am Leid der anderen würde eine solche Haltung auch nichts ändern, denn wir würden unsere Mitmenschen nur davon abhalten, für sich selbst Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Zu Veränderungen im Außen kommt es nur, wenn wir konsequent und beharrlich unsere Ziele in uns selbst verfolgen.
»Wir verändern die Welt , indem wir uns verändern.«
[ Seneca ]
Am besten lässt sich das mit der Kraft des Wassers vergleichen: Wenn wir es greifen und halten wollen, fließt es einfach durch unsere Hände. Und doch ist das Wasser stärker als jede Felsküste, denn sein »steter Tropfen höhlt den Stein«. Wasser ist zwar weich, geschmeidig und flexibel, zugleich aber auch geduldig und beharrlich. Für uns heißt das, uns unserer selbst, unserer Einstellungen und Werte bewusst zu sein, die unser Denken, unser Fühlen und unser Verhalten bestimmen. Mit diesem Bewusstsein können wir frei entscheiden, ob wir bestimmte Einstellungen loslassen oder aber für sie einstehen wollen und sie auch nach außen, unserer Mitwelt gegenüber vertreten. Im zweiten Fall können wir uns die Kraft des Wassers zum Vorbild nehmen, indem wir unsere Einstellungen und Werte weich und geschmeidig, flexibel und dennoch beharrlich vertreten. So können wir uns selbst treu bleiben und werden darüber hinaus auch bei unseren Mitmenschen eher auf Verständnis uns gegenüber stoßen als auf Ablehnung. Verhalten wir uns dagegen stur und hart, versuchen anderen unsere Werte aufzuzwingen, werden wir auch Sturheit und Härte begegnen. Und wir haben uns selbst schon verloren, weil wir uns zu Sklaven unserer Einstellungen gemacht haben, anstatt sie uns bewusst zu machen und loszulassen oder eben bewusst zu behalten und im Sinne der Wassermetapher zu verfolgen.
Sich in andere hineinversetzen
Gelingt es uns, respektvoll, wertschätzend, offen und tolerant zu sein, dann können wir andere, ihre Positionen, ja ihr ganzes Wesen besser kennenlernen. Dazu wiederum können wir versuchen, uns in sie hineinzuversetzen. Wir können echtes Mitgefühl entwickeln. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Spiegelneuronen. Durch sie werden in unserem Gehirn, wenn wir zum Beispiel eine Handlung oder ein Verhalten bei anderen beobachten, die gleichen Reize ausgelöst, als würden wir selbst entsprechend handeln oder uns verhalten. So können wir etwas über andere erfahren, indem wir ihre Körperhaltung und -sprache entschlüsseln.
Wesentliche Grundlage dafür, andere besser zu verstehen, ist natürlich auch die Kommunikation, der Austausch miteinander. Indem wir andere nach ihren Einstellungen, Beweggründen und Gefühlen fragen, können wir erfahren, was in ihnen vorgeht, und uns in sie einfühlen. Das funktioniert allerdings nur, wenn uns der andere tatsächlich interessiert, wenn uns auch wirklich an ihm gelegen ist und daran, ihn besser zu verstehen. Dazu brauchen wir die Wertschätzung im eigentlichen Wortsinn, nämlich die Werte des anderen zu
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