Shaolin - Du musst nicht kämpfen, um zu siegen!: Mit der Kraft des Denkens zu Ruhe, Klarheit und innerer Stärke
konnten, weil Sie sich selbst oder Ihr Gegner Sie gefesselt hat.
Wer nach dem Prinzip der Gelegenheit handelt, wird alles daransetzen, jederzeit handeln zu können, wenn der rechte Augenblick gekommen ist. Und seine Gegner werden alles tun, ihn daran zu hindern. Auch wenn es bis jetzt vielleicht so geklungen hat, Gelegenheiten entstehen keineswegs von selbst. Um sie später ernten zu können, muss man sie rechtzeitig und gezielt säen. Und man muss den Weg kennen, an dem sie wachsen sollen. »Wenn man nicht weiß, welchen Hafen man ansteuert, ist kein Wind der richtige«, hat der römische Philosoph Seneca gesagt.
Gelegenheiten schaffen
Wer Gelegenheiten optimal nutzen möchte, braucht, so widersprüchlich das jetzt klingt, genauso Pläne wie derjenige, der nur nach diesen handelt. Wenngleich dieser Plan ein Ziel beschreibt und nicht den einzigen Weg, auf dem es zu erreichen ist.
Möchten Sie, um auf das Beispiel vom Anfang zurückzukommen, ein Buch schreiben, dann brauchen Sie genau diesen Plan. Sich jetzt nur hinzusetzen und zu warten, dass ein Verlag anruft, wird kaum von Erfolg gekrönt sein. Woher sollte denn irgendjemand wissen, dass Sie Autor werden möchten? Wenn Sie es aber möglichst vielen Menschen mitteilen, werden diese alle für Sie arbeiten. Mehr Menschen werden auf diese Art von Ihrem Wunsch erfahren, als Sie in zehn Leben hätten persönlich ansprechen können. Und wahrscheinlich auch solche, zu denen Sie sonst nie Zugang gefunden hätten.
Der amerikanische Psychologe Stanley Milgram hat in seinem berühmten Gesetz definiert, dass jeder Mensch auf dieser Erde mit jedem anderen über sechs weitere Menschen in Kontakt treten könne. Wer nach dem Prinzip der Gelegenheit lebt, kann von diesem riesigen Netzwerk profitieren. Trotz allem ist das Schaffen von Möglichkeiten nur die halbe Miete. Stellen wir uns diese wie Früchte vor, die auf einem Baum wachsen, dann wollen sie zum Zeitpunkt der Reife gepflückt und nachher auch bewacht werden. Sie sind nicht der Einzige, der von diesem Baum essen möchte.
Sie kennen sicher die Zeichentrickfilme, in denen eine große Zahl von Tieren mit offenem Maul unter einem Obstbaum sitzt, der genau einen Apfel trägt. Gespannt warten sie darauf, dass der Baum die Frucht endlich abwirft. Wer sie bekommt, hat die Chance auf ein außergewöhnlich gutes Essen, auf das sich schon alle lange freuen. Die anderen Bäume, die im Hintergrund auch ihre Äpfel abwerfen, bleiben unbeobachtet. Allerdings kann nur eines der Tiere den Apfel bekommen. Die anderen gehen leer aus. Da sie ihre Zeit bereits mit Warten vertan haben, müssen sie jetzt nehmen, was kommt, um nicht zu verhungern. Selbst wenn in absehbarer Zeit auf einem anderen Baum ein mindestens ebenso schöner Apfel fertig würde, müssen sie sich mit den braunen auf dem Boden begnügen.
Das Prinzip der Gelegenheit lehrt uns, jene Äpfel zu pflücken, die gerade reif sind, und mit genau diesen das Festmahl vorzubereiten. Wer nämlich Chancen erzwingen will, wird verhungern.
In meinem beruflichen Umfeld treffe ich immer wieder Menschen, die sich selbstständig machen wollen. Wie es ihnen überall eingeredet wird, befolgen sie einen Plan. Firma gründen, Büro suchen, Ausrüstung kaufen, Versicherung abschließen und so vieles mehr. Wenn dann alles fertig ist, Adressen besorgen und ein Schreiben an alle potenziellen Kunden versenden. Dann warten. Genau an diesem Punkt hat der Firmengründer oft bereits verloren. Es ist, als würde ein Kämpfer schon mit voller Kraft zuschlagen, bevor noch der Gegner überhaupt erschienen ist. Die Kosten laufen, aber es kommt noch niemand. Wird schon werden. Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut. Endlich ist es dann so weit, die erste Anfrage. »Was, so teuer? Also, mein Bekannter macht das um den halben Preis!« »Gut, ich brauche den Auftrag, weil ich so vieles bezahlen muss. Ich komme Ihnen also entgegen …«
Allen, die es hören möchten, rate ich immer, genau umgekehrt zu handeln. Samen säen, Gelegenheit ergreifen und nicht größenwahnsinnig werden, eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Und die Energie nicht verschleudern, immer der Kampfstärke des Gegners anpassen. Wir wissen nie, wer hinter der nächsten Ecke wartet.
Den richtigen Zeitpunkt erwischen
In einem Buch über die Mafia habe ich einmal gelesen, dass es ein Überlebensprinzip dieser Herren sei, Gäste nur zu Zeiten zu empfangen, die ihnen gelegen wären. Wir alle wissen, es gibt günstige und ungünstige
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