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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Hills zum Platzen, trieb die Schwulen in den farbigen Distrikten zusammen, das bot anderen Polizisten wieder Gelegenheit zum Einschlagen von Krausköpfen.«
    Er streckte die Hand aus, packte meinen Kragen, öffnete sein gesundes Auge weit. Er schwitzte und schien bleich geworden zu sein, obwohl man es bei dem trüben Licht nicht genau sehen konnte.
    »Weißt du, warum ich so fickrig war, Lockenkopf? Weil ich tief unten in mir nicht spielte. Schlambam, raus auf die Straße, dann kamen die anderen Sittenschweinebullen mit ihren Totschlägern und ihren Knüppeln. Wieder ein Fleischwagen voll Schwule ins Bezirksgefängnis ab, schwarzblau geschlagen und kotzen Blut. Ab und zu hängte sich einer von ihnen in der Zelle auf. Die Jungs von der Sitte sagten dann immer: ›Weg mit Schaden, da wär’n wir wieder einen los von denen.‹< Weniger Arbeit. Ich lachte immer am lautesten, schlug am schnellsten zu.«
    Der Schnauzbart zitterte. »Zehn Jahre lang war ich beim Angriff auf schwule Männer beteiligt und wenn sie ermordet wurden, niemals fragte ich mich, wieso ich jede Nacht nach Haus ging und mir die Eingeweide aus dem Leib kotzte und Gin soff, bis ich die Leber krachen hören konnte.«
    Er ließ meinen Kragen los. Milo sah anderswohin, starrte ins Leere.
    »Weil ich mich selbst auffraß, darum«, sagte Crotty. »Bis ich einen Urlaub im Süden da unten machte in Tijuana. Komme über die Grenze, suche nach action, trinke mir einen Rausch an in einer Cantina, während ich sehe, wie ein Esel eine Frau besteigt, stolpere raus und sage einem Taxifahrer, er soll mich zu einem Hurenhaus bringen. Aber dem Taxifahrer machte ich nichts vor. Er fuhr mich zu’ner gammligen Bude am Stadtrand draußen, Wände aus Pappe, türkis angemalt, Hühner draußen vor der Tür und drinnen. Vierundzwanzig Stunden später wusste ich, wer ich war, wusste, dass ich in der Falle saß. Was ich nicht wusste, war, wie ich herauskommen sollte.«
    Er faltete das Geld zusammen, dann wieder auseinander und zerknüllte es schließlich in der Faust. »Keinen Mut zum schnellen Selbstmord, ich schluckte die Soße weiter runter. Ein Jahr später erst - im Februar - bot sich die Gelegenheit. Jemand hatte der Sitte’n Tipp wegen’ner großen Soiree draußen in Cahuenga gegeben - Absinthtrinker und Dancing Boys,’ne Jazzband aus lauter Schwulen und Männer im Fummel, die Marihuana kifften. Ich segelte rein in Matrosenbluse mit dem breiten Ausschnitt, weißt du, rotem Schal - diesem fickrigen Schal. Es vergehen keine dreißig Sekunden, und schon hab ich mir einen Fisch geangelt - gutaussehenden blonden Jungen, aus guter Familie, rosige Wangen. Nehm ihn mir raus, achte darauf, dass die Tür offen blieb, ließ ihn mich küssen und stand dann da und versuchte, nicht zu weinen, als sie ihn verprügelten. Sie sind in das fickrige Haus reingedonnert und haben alles verwüstet , aber ich saß nur am Rand da, verdiente Anerkennung, weil ich den blonden Jungen hatte hochgehen lassen.«
    Er hielt ein, wischte sich wieder die Braue. »Früh am nächsten Morgen war ich auf der Wache, um meine Anzeige gegen ihn zu schreiben und weiterzureichen, aber sie waren weg und er auch. Ich wurde stinksauer, prüfte es nach und erfuhr, dass er der Sohn von’nem Stadtrat war, Sportas, bester Highschoolabsolvent seines Jahrgangs, hatte die Abschiedsrede gehalten. Zweites Studienjahr in Harvard, Wirtschaftswissenschaften. Der Alte hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt und ihn rausgeholt. Ich bekam meine ehrenhafte Entlassung, volle Pension plus noch einen Batzen Geld in bar für Invalidität im gegenseitigen Interesse. Das blonde Kid ging zurück nach Boston, heiratete Geld, bekam selber vier Kids, leitete eine Bank. Ich kaufte El Rancho Illegalo hier, lernte mich selbst kennen, versuchte zehn Jahre ungeschehen zu machen, indem ich anderen half - gab meine Weisheit denen weiter, die sie annahmen.« Er starrte Milo an, der ihn ignorierte, wandte sich dann wieder an mich: »Happyend, stimmt’s, Dr. Psychologie?«
    »Schätze ja.«
    »Dann schätzt du falsch , denn genau in diesem Augenblick liegt das blonde Kid ausgestreckt auf einem Sanatoriumsbett draußen in Altadena und stirbt an AIDS, fickriges Skelett. Stirbt, Frauchen und die vier Kids wollen nichts damit zu tun haben, als ob’s ein obszöner Anruf wär. Ich habe es durch die AIDS-Hilfe rausgefunden, weil ich im Netzwerk mitarbeite, hab ihn gesehen. Gestern hab ich ihn gesehen und ihm die fickrigen Windeln gewechselt.«
    Milo

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