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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Niete, eine Flasche, der absolute Schleimer, zu feige, körperlich, aber genauso sadistisch wie Hummel. Als er bei der Sitte war, ging er für die ganze Abteilung mit der Tüte rum, sammelte die Beiträge von allen fliegenden Buchmachern und Zuhältern ein oder koordinierte die Sache. Als Hummel nach Newton kam, holte er DeGranzfeld nach als Kommissar für den Tagesdienst. Ganz dicke Freunde, wahrscheinlich selbst latent. Später wählte man sie beide aus und setzte sie als Chefs ins Rauschgiftdezernat - das war Anfang der Fünfzigerjahre, als die große Drogenpanik war und die Führung wusste, dass sie einen größeren Etat bekam, wenn sie ein paar Leute spektakulär hochgehen ließ.«
    »Gut«, sagte Milo. »Lass uns über die Häuser reden, die Belding besaß - die Partywohnungen. Weißt du, wo irgendwelche davon gelegen haben?«
    Crotty lachte. »Partywohnungen? Ist das nicht süß? Wo hast du denn das her, du Lump? Party wohnungen! Das waren Fickwohnungen - alle nannten sie so, weil Mr. Leland Belding sie dafür benutzte. Da brachte er die hohen Tiere und die Bonzen hin, hatte einen Stall voll Mädchen, die nur darauf lauerten, dass ihnen die Würmer aus der Nase gezogen wurden, und die unterschrieben auch alles, was man ihnen vorlegte, auf der fickrigen gepunkteten Linie. Und, nein, ich weiß nicht, wo welche liegen. Dahin hat man mich nie eingeladen.«
    Er stand auf, ging um eine Wand aus Pappkartons herum und dann durch einen Türeingang zu dem, was ich für die Küche hielt.
    Milo sagte: »Sorry, dass du dir seine Lebensgeschichte anhören musstest.«
    »Ist schon okay. Sie war interessant.«
    »Nicht nach dem tausendsten Mal.«
    »Zerreißt du dir über mich das Maul?« Crotty war aus der Küche herausgekommen, starrte uns an, ein Glas Wasser in der einen Hand, die andere zu einer Faust geballt.
    »Nein«, erwiderte Milo. »Bewundere nur das Dekor.«
    »Ha!« Der alte Mann machte seine freie Hand auf - darin lagen eine Menge Pillen.
    »Vitamine«, sagte er und schluckte ein paar davon. Er spülte sie hinunter, zog ein Gesicht, schluckte noch mehr und rieb sich den Bauch. »Ich werde müde. Haut ab, zum Teufel, und lasst mich ein bisschen ausruhen.«
    »Der Hahn ist noch nicht am Ziel«, sagte Milo.
    »Mach schnell.«
    »Ich habe ein paar Namen für dich. Schauspielerin namens Linda Lanier, soll eins von Beldings Mädchen gewesen sein. Und ein Arzt, den sie auf einem Fickfilm gebumst hat - beschreib ihn, Alex.«
    Als ich es tat, verlor Crotty Farbe, und er stellte das Glas auf eine Lattenkiste. Wischte sich die Stirn, schien das Gleichgewicht zu verlieren und stützte sich mit den Händen auf die Rückenlehne eines kleinen, mottenzerfressenen Sofas. Er blies die Backen auf.
    »Nun sag schon, Ellston«, bohrte Milo.
    »Warum stocherst du in dem toten Briefhaufen rum, du Sack?«
    Milo schüttelte den Kopf. »Du kennst die Regeln.«
    »Sicher, sicher. Hier reinkommen und mich ausquetschen und dann ein paar Krümel hinwerfen.«
    »Für einen Hunderter lässt man sich schon ausquetschen«, sagte Milo, aber er zog die Brieftasche heraus und gab dem alten Mann mehr Geld.
    Crotty machte ein überraschtes Gesicht. Er starrte die Scheine an.
    »Linda Lanier«, sagte Milo. »Und der Doktor in dem Film.«
    »In Beziehung zu Belding?«, fragte Crotty.
    »In Beziehung zu wem oder was auch immer. Spuck’s aus, Ellston. Dann lassen wir dich in Ruhe, damit du von deinem Schweden träumen kannst.«
    »Du solltest solche Träume kennen«, sagte Crotty. Er sah zu Boden, rieb sich den Schnurrbart, kreuzte die Beine. »Linda Lanier. Ja was. Es ist alles ein Kreislauf, eh? Wie bei meinem kleinen blonden Bankier und allem anderen in dieser fickrigen Welt.«
    Er streckte sich, stand auf, ging zu dem grauen Piano, setzte sich, schlug ein paar Tasten an. Das Instrument war schrecklich verstimmt. Er holte einen dissonanten Boogie-Woogie mit der linken Hand heraus, mit der rechten zufällige hohe Töne.
    Dann, so jäh, wie er begonnen hatte, hörte er auf und sagte: »Das ist unheimlich komisch, Lump. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich jetzt von Schicksal und so was reden - nicht, dass ich dich in meinem Schicksal haben wollte.« Er spielte mehrere Takte eines langsamen Blues, ließ die Hände seitlich herabfallen. »Lanier und der Doktor - du sagst, sie haben es im Film gemacht?«
    Milo nickte und deutete auf mich. »Er hat’s gesehen.«
    »Sie war hübsch, stimmt’s?«
    Ich sagte: »Ja, das war sie.«
    »Komm«, sagte

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