Sharon: die Frau, die zweimal starb
räusperte sich. Crotty wandte sich zu ihm herum.
»Gott verhüte, dass du in dem Netzwerk mitarbeiten solltest, du Sack. Vielleicht streckst du doch mal die Hand aus, hilfst jemandem. Verdammt soll der Gedanke sein, dass du deine Leber krachen lässt, weil du nicht weißt, wer du bist.«
»Belding«, sagte Milo und holte seinen Notizblock heraus. »Deshalb sind wir hier, darüber wollen wir reden.«
»Ach«, sagte Crotty angewidert.
Niemand sprach eine Weile.
»Mr. Crotty«, sagte ich. »Warum meinen Sie, dass Belding latent homosexuell war?«
Der alte Mann hustete, winkte mit der Hand. »Ach, wer, zum Teufel, weiß das schon. Vielleicht war er’s nicht. Vielleicht rede ich lauter Mist. Eins kann ich dir sagen: Ein Hengst war er nicht, trotz all dem Trara, das die Zeitungen um ihn machten, wenn er sich mit diesen Schauspielerinnen traf. Ich habe ihn kennengelernt. Bei’ner Party. Er mietete sich aus Sicherheitsgründen immer Bullen, die dienstfrei hatten. Und manchmal waren sie auch im Dienst - die Polizei tat alles für ihn, küsste ihm den reichen Hintern so lange, bis er strahlte.«
»Drück dich bitte etwas genauer aus«, sagte Milo.
»Ja, richtig. Okay, einmal, muss damals 1949 oder 1950 gewesen sein, wurde ich von einem Fall von Kinderbelästigung abgezogen und einer seiner Partys draußen in Bel Air zugeteilt - Prioritäten, eh? Große Wohltätigkeitssache, volles Orchester, alles nur die besten Leute, mampfen und bechern, so ein Gedränge, und eine Menge Frauenfleisch, kräftiges Gerangel in der Garderobe. Aber alles, was Hengst Belding tat, war, alle anderen beobachten. Wie’ne fickrige Kamera auf Beinen. Ich weiß noch, wie ich dachte, was für ein kalter Bastard er war - repressiv. Latent.«
»Das meintest du damit, dass du ihn kennengelernt hättest?«
»Ja. Wir haben die fickrigen Hände geschüttelt, okay?«
»Warum haben Sie ihn gemein und bösartig genannt?«, fragte ich.
»Ich nenne Mörder so.«
»Wen hat er ermordet?«, fragte Milo.
Crotty wischte sich die Braue und hustete. »Tausende, der Lump. Die er mit seinen fickrigen Flugzeugen bombardiert hat.«
Milo sah angewidert aus. »Danke für den politischen Kommentar. Möchtest du uns noch irgendwas über Belding erzählen?«
»Ich habe euch eine Menge erzählt.«
»Was ist mit seinem Spezi, Vidal?«
»Billy, der Zuhälter? Er war auch auf der Party. Sehr glatt. Gutes Gebiss. Erstklassige Zähne.«
»Noch irgendetwas außer dem Zustand seiner Zähne?«
»Er war’s, der Belding die Mädchen beschaffte, hieß es.«
»Was ist mit den Partys für den Verteidigungsausschuss?«, fragte Milo. »Deretwegen der Senat ihn unter die Lupe genommen hat. Hat die Polizei bei denen auch Wache geschoben?«
»Sollte mich nicht überraschen. Wie gesagt, die Polizei tat alles für ihn.«
»Nenne Namen«, sagte Milo und hielt den Stift bereit.
»Es ist’ne fickrige Zeit her, du Sack.«
»Hör mal, Ellston, ich habe dir keine hundert gezahlt für Sachen, die ich im Umkleideraum hören kann.«
Milo fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Ein Knoten in seiner Kieferlinie schwoll an.
»Okay, okay«, sagte Crotty. »Die beiden, von denen ich sicher bin, dass Belding sie in der Tasche hatte, waren zwei Mistkerle namens Hummel und DeGranzfeld. Arbeiteten bei der Sitte, als ich dazukam, als Schädelknacker. Bald darauf bekam Hummel einen neuen Job als Fahrer des Chefs. Ein Jahr später war er Leutnant draußen in Newton, was eine höllische Gemeinheit war, denn er war ein rassistisches Schwein, ging gern die Main Street runter und schlug die farbigen Huren zu Brei. Trug Schweinslederhandschuhe; sagte, er wolle Ansteckung vermeiden.«
»Woher weißt du, dass er und der andere Typ Beldings Jungs waren?«
»Das war klar aus der Art, wie schnell sie befördert wurden, ohne es zu verdienen - sie hatten Beziehungen. Und beide waren sie immer gut angezogen, aßen gut. DeGranzfeld hatte ein großes Haus draußen in Alhambra, Pferde, Obstplantagen. Du brauchtest nicht Sherlock zu sein, um zu sehen, dass jemand sie in der Tasche hatte.«
»Gab es noch viele andere Taschen außer Beldings?«
»Lass mich doch mal ausreden, fickriger Sack. Später schieden beide aus dem Polizeidienst aus und fingen an, für Belding zu arbeiten, wahrscheinlich zum sechsfachen Gehalt und mit allen Schmiergeldern, die sie sonst noch einstecken konnten.«
»Vornamen«, sagte Milo und schrieb.
» Royal Hummel. Victor DeGranzfeld - Sticky Vicky nannten wir ihn. Er war eine
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