Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
Milo. »Spuck’s aus .«
    Crotty schenkte ihm ein mattes Lächeln. »Ich hab dich angeschwindelt, du Sack. Als du mich gefragt hast, ob Belding ein Killer gewesen wäre. Ich habe Ausflüchte gemacht. Ich wusste nämlich nicht, hinter was du her bist. Ich meinte es zwar wörtlich, aber ich wollte damit nicht anfangen - nichts, das ich je beweisen könnte.«
    »Du brauchst überhaupt gar nichts zu beweisen«, sagte Milo. »Sag mir einfach nur, was du weißt.« Er blätterte noch mehr Scheine hin. Crotty schnappte sie sich.
    »Dein Doktor«, sagte er, »klingt genau wie ein gewisser Neurath. Dr. med. Donald Neurath. Du hast ihn bis aufs i-Tüpfelchen beschrieben, Lockenkopf, und ich weiß, dass er und Linda Lanier was miteinander hatten.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Milo.
    Crotty schien sich nicht wohl zu fühlen.
    »Los, Ellston.«
    »Okay, okay. Eine meiner Aufgaben - wenn ich keine Schwulen jagte - bestand in der Bearbeitung des Kratzerklubs - illegale Abtreibungen. Damals gab’s für ein Mädchen mit Problemen drei verschiedene Wege: Kleiderbügelhaken, einen Schlachter im weißen Kittel oder einen gutmütigen Arzt, der es für dicke Kohle nach der Sprechzeit machte. Neurath war einer von den gutmütigen - von denen gab es viele. Aber es war immer noch strafrechtlich ein Verbrechen, also gutes Schmiergeldpotenzial für die Polizei.
    Es gab eine Gruppe von Ärzten, die abtreiben durften - wir nannten sie den Kratzerklub -, so um die zwanzig Ärzte etwa, respektable Herren mit etablierter Praxis. Die haben einen Prozentsatz von ihren Einkünften abgegeben und hatten dadurch Schutz durch die Sitte und die Garantie, dass mit Außenseitern, die nicht zum Klub gehörten, hart umgesprungen wurde, wenn man sie erwischte. Und das lief gut. Da war dieser Typ, ein Osteopath draußen im Valley, der einem von den geschützten Ärzten das Geschäft wegzunehmen drohte, indem er nur halb so viel fürs Auskratzen nahm. Eine Woche nachdem er angefangen hatte, flog er auf - haben eine Polizistin hingeschickt, die zufällig gerade schwanger war. Keine Freilassung auf Kaution, der blieb im Bezirksgefängnis bei den schweren Fällen. Während er drinsaß, haben sie ihm die Praxis angezündet und seiner Tochter auf dem Heimweg von der Schule Angst eingejagt.«
    »Hübsch«, sagte Milo.
    »So war’s damals. Bist du sicher, dass es jetzt viel besser ist?«
    »Bist du sicher, dass dieser Neurath auch im Klub war?«
    »Ich weiß es, weil ich Geld von seiner Praxis abgeholt habe. Große, todschicke Praxis auf dem Wilshire Boulevard nah Western.« Er hielt ein, starrte Milo an. »Das stimmt. Ich hab auch das Geld abgeholt. Nicht meine angenehmste fickrige Aufgabe, aber ich hatte genug im Kopf, als dass ich mir nicht auch noch Gedanken über diese Zahlung machen wollte, was geschieht, geschieht nun mal. Teufel, heute kann so eine Dame in die Klinik gehen und geht ausgekratzt wieder raus,’ne halbe Stunde später. Also was war schon dabei?«
    Milo sagte: »Rede weiter.«
    Crotty warf ihm einen sauren Blick zu. »Wir erledigten unser Geschäft nach Büroschluss; keiner in der Nähe. Ich fuhr mit dem Fahrstuhl zu seiner Praxis rauf, achtete darauf, dass mir keiner folgte, gab das verabredete Klopfzeichen an der Tür. Sobald ich drin war, redete keiner von uns - wir taten so, als ob es gar nicht passierte. Er gab mir einen braunen Umschlag; ich zählte oberflächlich durch, und weg war ich.«
    »Was für eine Art von Doktor war er?«
    »Geburtshilfe. Nette kleine Ironie, eh? Der Herr schenket uns das Leben, und er nehmet es uns hinweg, was?«
    »Was ist mit ihm und Lanier?«
    »Eines Abends, nachdem ich die Beute abgeholt hatte, ging ich den Block runter zu diesem chinesischen Laden, um mir’n Magu und Reiswein einzupfeifen, bevor ich wieder auf Wache gehe. Ich sitze hinten in einer Nische, da kommt Neurath mit dieser platinblonden Zuckerpuppe rein. Es war dunkel; sie haben mich nicht gesehen. Sie hatte ihn untergehakt - sie sahen ganz hübsch eng befreundet aus.
    Sie nahmen einen Tisch schräg gegenüber auf der anderen Seite des Raums, saßen nah beieinander, redeten ziemlich viel. Die alte Seitensprung-Routineschau, nur sah diese Biene echt elegant aus, das war keine Gammlerin. Ein paar Minuten darauf steht sie auf, um zur Damentoilette zu gehen, und ich bekomme sie richtig ins Visier. Und da erkenne ich sie, an ihrem Gesicht - von Beldings Party. Sie hatte ein schwarzes Kleid getragen, rückenfrei und mit sehr wenig vorn, mit’ner

Weitere Kostenlose Bücher