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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Menge Nerzbesatz. Der Nerz brachte mich auf die Idee, dass sie’ne reiche Göre sein müsste. Ich hab sie nicht wieder vergessen, weil sie so toll, einfach toll war. Perfektes Gesicht, wunderbarer Körper. Und elegant. Klasse.«
    Er sah hoch zu mir. »Ich bin nicht ohne Gefühle Frauen gegenüber, Dr. Psychologie. Schätze die Spezies wahrscheinlich viel mehr als die meisten Heterohengste.«
    »Was noch?«, fragte Milo.
    »Das ist alles. Sie haben ein paar Drinks zu sich genommen und sind dann abgeschwirrt - bestimmt in irgendein Motel. Keine große Sache. Dann, ungefähr ein Jahr später, ist das Gesicht von der Puppe in allen Zeitungen. Und je mehr ich davon höre, umso neugieriger werde ich.«
    Er hustete wieder, kratzte sich das Zwerchfell. »Da war diese Drogenrazzia, allerhand Schießerei. Sie kam dabei um mit noch einem Typen, der ihr Bruder war, wie sich herausstellte. Den Zeitungen nach waren die beiden große Rauschgifthändler. Sie eine Vertragsschauspielerin in Beldings Studio - hat nie einen einzigen Film gemacht, und man wertete es als einen Beweis, dass es sich nur um eine Tarnung handelte. Nichts davon, dass die meisten Schauspielerinnen nie etwas spielten und dass sie ein Partymädchen gewesen war - kein Wort davon im Druck. Der Bruder arbeitete auch im Studio, als Hilfsarbeiter. Sie waren beide kleine Fische. Trotzdem gelang’s ihnen, die Miete für eine sehr fesche Wohnung in der Fountain Street zu bezahlen - zehn Räume -, sie hatten einen eleganten Wagen und lebten ein fickriges Highlife. Die Zeitungen machten sehr viel davon her, was für Pelze und was für Schmuck sie hatte, schließlich waren’s arme junge Leute gewesen aus Texas - Texas Crackers. Sie hieß mit richtigem Namen Eulalee Johnson. Der Bruder war ein widerlicher kleiner Punk namens Cable, er kochte die fliegenden Buchmacher ab, hängte sich an die Nutten, kam aber nie sehr weit - alles nur kleine Sachen. Nicht gerade’ne Kanone als Puscher, hm, Sack? Aber die Führung gab’s weiter an die Zeitungen, und die Zeitungen fraßen es wie Zuckerwerk. Dreihunderttausend Dollar Verkaufswert reines Heroin in der Wohnung gefunden - war damals eine ganze Menge. Der normale Leser hat es geschluckt.«
    »Du nicht.«
    »Hölle, nein. So viel Smack puschte damals keiner südlich von Fresno ohne Mobverbindungen - Cohen oder Dragna. Mit Sicherheit keine Texas-Crackers von nirgendwoher. Ich habe mir das Blatt vom Bruder angesehen - Trunkenheit und unordentliches Benehmen, unanständige Ausdrücke, Diebstahl, die brutale Tour, ein Schläger. Kinkerlitzchen. Keine Beziehungen zu irgendwem - niemand auf der Straße hatte ihn je mit Marihuana in der Tasche gesehen. Das Ganze roch übel. Und dass Hummel und DeGranzfeld geschossen haben, ließ es zum Himmel stinken.«
    »Warum hast du’s gecheckt, Ellston?«
    Crotty lächelte. »Suche immer nach’m Hebel, du Sack, aber da hatt ich selbst Angst. Da wollt ich nicht dran rühren. Trotzdem hat’s mir im Hals gesteckt, im Kropf. Und jetzt rührst du’s wieder auf, ist das nicht entzückend?«
    »Wie lief denn das ab?«, fragte Milo.
    »Jemand soll dem Rauschgiftdezernat per Telefon einen Tipp gegeben haben von einer Riesenmenge H in der Wohnung in Fountain Street. Hummel und DeGranzfeld nahmen den Anruf entgegen, brachten ein paar Bullen zur Unterstützung mit, ließen aber die Uniformen draußen warten, während sie sich das Gelände besahen. Alles ruhig an der Westfront und dann bäng, bäng, bäng. Die Uniformierten stürzen herein. Beide Johnsons werden auf dem Wohnzimmerfußboden in Stücke zerschossen; Hummel und DeGranzfeld stellen fest, welch gigantische Menge man gefunden hat. Die Führung gibt bekannt: Sie klopften an die Tür und sprangen mit feuernden Kanonen rein. Hübsch, was? Ein Partymädchen und ein kleiner Herumtreiber nehmen’s mit der Drogenpolizei auf.«
    »Gab es eine Untersuchung wegen der Schießerei?«, fragte Milo.
    »Sehr komisch, Sack.«
    »Obwohl eine Frau erschossen wurde? Da ist der Durchschnittsbürger doch gewöhnlich empfindlich.«
    »Das war 1953. McCarthy-Fieber, Höhepunkt der Drogenpanik. Durchschnittsbürger hatte Angst wegen Rauschgift auf jedem Schulhof. Und die Führung machte die Lanier zur großen Dealerin, Riesendrogenumsatz und Satans fickrige Braut. Hummel und DeGranzfeld wurden nicht nur nicht verhört, sondern sie waren auch die Helden des Tages - der Bürgermeister heftete ihnen Bänder an.«
    Das war 1953. Kurz bevor Leland Belding sich in einen

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