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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Faktor zu ihren Gunsten - nichts Ungewöhnliches. Fakultätsmitglieder haben immer schon Kandidaten sponsern dürfen.«
    »Ordentliche Fakultätsmitglieder aber nur«, sagte ich. »Wann haben klinische Assoziierte jemals so eine Macht gehabt?«
    Ein langes Schweigen. »Ich bin sicher, dass Sie die Antwort darauf wissen.«
    »Sagen Sie es mir trotzdem.«
    Er räusperte sich, als wollte er im nächsten Augenblick losspucken. Stieß ein einziges Wort aus: »Geld.«
    »Blalock-Geld?«
    »Und auch sein eigenes - er kam aus einer wohlhabenden Familie, verkehrte in denselben Kreisen wie Mrs. Blalock und ihresgleichen. Sie wissen, wie selten diese Art Kontakte unter Akademikern sind, vor allem in einer staatlichen Universität. Man sah in ihm mehr als nur einen gewöhnlichen klinischen Assoziierten.«
    »Ein klinischer Assoziierter mit einem Training in psychologischer Kriegsführung.«
    »Wie bitte?«
    »Ach, lassen Sie«, sagte ich. »Also war er Ihre Brücke zwischen Welt und Wissenschaft.«
    »Das stimmt. Aber daran ist doch nichts Verwerfliches, oder?«
    Ich erinnerte mich, was Larry über Kruses Behandlung eines der Blalock-Kinder gesagt hatte. »War seine Beziehung zu Mrs. Blalock gesellschaftlicher Art?«
    »Soweit ich weiß. Bitte, Delaware, machen Sie doch nicht irgendetwas Geheimnisvolles aus alledem und dann mit ihr als Mittelpunkt. Der Fachbereich litt unter akutem Geldmangel, Kruse brachte beträchtliche Fonds mit und versprach uns, er werde seine Beziehungen nutzen, um eine reichliche Ausstattung von Mrs. Blalock zu erhalten. Er hat sein Versprechen erfüllt. Als Gegenleistung boten wir ihm eine unbezahlte Professur an.«
    »Unbezahlt, was das Gehalt anging. Aber er konnte die Räume und Einrichtungen benutzen. Für seine pornografische Forschung. Forschung und Lehre.«
    Er zuckte mit dem Gesicht. »Es war nicht so einfach. Der Fachbereich hat sich nicht einfach zurückgelegt wie eine Hure. Er brauchte Monate, um seine Ernennung zu bestätigen. Die Senioren der Fakultät debattierten erregt darüber - es gab eine signifikante Opposition, zu der ich übrigens auch gehörte. Dem Mann fehlte es ganz an akademischen Nachweisen. Seine Beratertätigkeit in dieser Illustrierten war dafür ein Ärgernis. Aber …«
    »Aber schließlich siegte der Eigennutz.«
    Er zupfte und drehte an seinen Barthaaren, ließ sie knistern. »Als ich von dieser seiner … Forschung hörte, begriff ich, dass es ein Fehler in der Einschätzung gewesen war, ihn hineinzulassen - aber nun war es unmöglich wieder rückgängig zu machen, ohne eine feindliche Publicity zu schaffen.«
    »So haben Sie ihn stattdessen zum Dekan gemacht.«
    Er spielte weiter mit seinem Bart. Mehrere brüchige weiße Haare regneten auf den Tisch herunter.
    »Zurück zum Doktorat der Ransom«, sagte ich. »Wie hat es die Prüfungen des Fachbereichs passiert?«
    »Kruse kam zu mir und bat mich, dass wir auf die Regel des experimentellen Jahres bei einer seiner Studentinnen verzichteten. Als er mir sagte, sie wolle eine Fallstudie vorlegen, lehnte ich sofort ab. Er gab nicht nach, wies auf ihre hervorragenden akademischen Leistungen hin. Sagte, sie sei eine ungewöhnlich geschickte Klinikerin - er schnitt wahrscheinlich auf - und der Fall, den sie präsentieren wollte, sei einzigartig, in mehrfacher Hinsicht für die weitere wissenschaftliche Forschung von großer Bedeutung.«
    »Von wie großer?«
    »Man könnte sie in einem der wichtigen Journale veröffentlichen. Dennoch gelang es ihm nicht, mich zu überreden. Aber er hörte nicht auf, mich zu bedrängen, kam fast täglich deswegen zu mir ins Büro, unterbrach mich in meiner Arbeit, um seine Sache zu vertreten. Schließlich gab ich auf.«
    Schließlich. So wie in der Sache mit dem Geld. »Als Sie die Dissertation lasen, haben Sie da Ihre Entscheidung bedauert?«
    »Ich hielt die Arbeit für Blödsinn, aber nicht anders als jede andere klinische Studie. Die Psychologie sollte man im Labor lassen, getreu ihren wissenschaftlichen Wurzeln, nie hätte man sie in all diesen schlecht definierten Therapiequatsch hineinziehen dürfen. Lassen Sie die Psychiater in diesem albernen Zeug herumwühlen.«
    »Sie hatten keine Ahnung, dass es autobiografisch war?«
    »Natürlich nicht! Wie sollte ich? Ich habe sie nicht gesehen, außer ein Mal, bei ihrer mündlichen Prüfung.«
    »Muss eine harte Prüfung gewesen sein. Kruse und Sie als sein Okaystempel. Und ein Außenseitermitglied: Sandra Romansky. Erinnern Sie sich an

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