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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Mitte des ersten Teils, aber die anderen Zeitungen hatten es auf die erste Seite gesetzt, zusammen mit gedrechselter Prosa, Fotos der getöteten »Rauschgifthändler« und der Polizisten, die sie getötet hatten.
    Die Artikel stimmten mit Crottys Erzählung überein, minus seinem Zynismus. Linda Lanier/Eulalee Johnson und ihr Bruder, führende »Heroinschmuggler«, hatten bei einer Razzia auf Beamte des Rauschgiftdezernats gefeuert und waren bei der Gegenwehr der Polizisten getötet worden. In einer »Blitzaktion« hatten die Detectives Royal Hummel und Victor DeGranzfeld einem der schamlosesten Drogenringe in der Geschichte von L.A. ein Ende gemacht.
    Die Fotos zeigten grinsende Detectives, die neben Packen weißen Pulvers knieten. Hummel war breit und bullig, in einem hellen Anzug und trug einen Strohhut mit weißem Rand. Ich meinte, eine Andeutung von Cyrill Trapp in der hakenförmigen Kinnlade und den schmalen Lippen zu entdecken. DeGranzfeld war birnenförmig, mit einem Schnauzbart und Schlitzaugen, trug einen gestreiften Zweireiher und einen dunklen Stetson. Er sah verlegen aus, als ob sein Lächeln eine Hochstapelei wäre.
    Ich brauchte das Bild von Linda Lanier/Eulalee Johnson nicht lange zu betrachten, um die blonde Sexbombe wieder zu erkennen, die ich Dr. Donald Neurath hatte verführen sehen. Das Foto war von hervorragender Qualität, die Arbeit eines Profis in einem Studio - die Art von windzerzauster Frisur mit Halbprofilpose auf Hochglanz, die Möchtegernschauspielerinnen für Publicityaktionen bevorzugen.
    Sharons Gesicht unter einer Platinperücke.
    Cable Johnson war in einem Polizeifoto aus dem Bundesgefängnis verewigt, das ihn als einen gemein aussehenden, schlechtrasierten Verlierer mit Augensäcken und einer fettigen Entenarschfrisur präsentierte. Die Augen waren träge, aber ein bisschen Härte und Überlebensschläue steckte auch darin. Gerissenheit eher als Intelligenz. Die Art, die es kurze Zeit mal schafft, aber dann immer wieder einem aufgeblasenen Selbstgefühl und der Unfähigkeit zur Selbstbeherrschung zum Opfer fällt.
    Sein Vorstrafenregister wurde als »lang« bezeichnet und enthielt Verhaftungen wegen Erpressung - er hatte versucht, von kleinen Buchmachern in East Los Angeles Geld zu »pumpen« -, Trunkenheit in der Öffentlichkeit, ungebührliches Benehmen, Diebstahl. Eine traurige, aber banale Litanei, nichts, was die Etikettierung durch die Zeitungen als »Rauschgifthändler der Spitzenkategorie, skrupellos, gerissen und auf den Tod entschlossen, die Stadt mit illegalen Drogen zu überschwemmen«, stützen könnte.
    Anonyme Polizeiquellen wurden zitiert, in denen es hieß, die Johnsons wären mit »mexikanischen Mob-Elementen« verbunden. Sie waren in der texanischen Grenzstadt Port Wallace aufgewachsen, »einem harten Pflaster, beim Rauschgiftdezernat als Eingangspforte für braunes Heroin bekannt«, und eindeutig mit der Absicht nach L.A. gezogen, diese Substanzen an die Schulkinder von Brentwood, Pasadena und Beverly Hills zu verhökern.
    Als Teil ihres Plans nahmen sie Jobs in einem nicht genannten Filmstudio an, Cable als Handlanger, Linda als Vertragsschauspielerin für kleine Nebenrollen. Das gab ihnen die Tarnung für »Drogenhandel innerhalb der Filmgesellschaft, einem Teil der Bevölkerung, der schon lange für seinen Hang zu illegalen Drogen und nicht konformistischen Angewohnheiten bekannt war«. Beide waren bekannt als Anhänger »linkslastiger Partys, die auch von notorischen Kommunisten und Taugenichtsen besucht wurden«.
    Drogen und Bolschewismus, Hauptdämonen der Fünfzigerjahre. Genug, um das Erschießen einer schönen jungen Frau genießbar zu machen - bewundernswert.
    Ich betrachtete noch ein paar weitere Filmspulen durch die Maschine. Nichts, was Linda Lanier und Leland Belding verband, kein Wort über Partywohnungen.
    Und nichts über Kinder. Einzelne oder Zwillinge.

27
    Alte Geschichten, alte Verbindungen, aber die Stränge verwirrten sich, wenn man sie zu verknüpfen versuchte, und ich war einem Verständnis Sharons noch nicht näher - wie sie gelebt hatte und woran sie gestorben war - und so viele andere auch.
    Um halb elf rief Milo an und trug zur Verwirrung bei.
    »Bastard Trapp hat keine Zeit verloren, mich mit Papier einzudecken«, sagte er. »Abgelegte Fälle aufräumen, eine Idiotenarbeit. Ich habe geschwänzt und stattdessen herumtelefoniert, bis mir die Ohren wehtaten. Dein Fräulein Ransom war der Wahrheit gegenüber schwer allergisch. Keine

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