Sharon: die Frau, die zweimal starb
mit Scharfsinn, Beziehungen und viel Charme eine lukrative Position als Berater beim Film erredet hat«. In Hollywood wurde gemunkelt, er habe Leland Belding überredet, ins Filmgeschäft einzusteigen.
Beide Männer hatten Stanford besucht. Im zweiten Studienjahr hatte Vidal einem Herrenklub als Vorsitzender gedient, dem Belding ebenfalls angehörte. Aber ihre Beziehung galt nicht als besonders intensiv: Der künftige Milliardär mochte keine Organisationen und hat nie an einer einzigen Veranstaltung teilgenommen.
Ihr Umgang miteinander wurde 1941 vertrauensvoller. Vidal diente als »Mittelsmann« in einem Geschäft zwischen Belding und den Blalock Industries, die die Magna Corporation mit Kriegsstahl zum Discountpreis belieferten.
Vidal stellte Leland Belding Henry Abbot Blalock vor; er konnte das so gut, weil Blalock sein Schwager war und Vidals Schwester, die frühere Hope Estes Vidal, geheiratet hatte.
Die Vidals wurden als einige der letzten Abkömmlinge einer alten, ehrwürdigen Familie beschrieben - Abstammung von der Mayflower, aber dahingeschwundenes Vermögen. Henry Blalock, in London geboren, Sohn eines Kaminkehrers, war nach seiner Heirat mit Hope in die gute Gesellschaft des Blauen Buchs 1943 eingelassen worden; der Name Vidal klang immer noch nach was. Time fragte sich, ob William »Billy« Vidals damalige Probleme mit dem Senat daran etwas ändern würden.
Billy und Hope, Bruder und Schwester. Es erklärte Vidals Anwesenheit auf der Party, aber nicht seine Beziehung zu Sharon. Nicht, worüber sie gesprochen hatten …
Ich suchte nach weiteren Erklärungen der Blalocks, fand nichts unter Hope, ein paar geschäftliche Nachrichten unter Henry Blalock. Sein Vermögen stammte aus dem Geschäft mit Stahl, Eisenbahnen und Grundbesitz. Anders als Belding war er den Schlagzeilen ferngeblieben.
1953 war er neunundfünfzigjährig auf Safari in Kenia an einem Herzanfall gestorben und hatte eine trauernde Witwe, die frühere Hope Estes Vidal, hinterlassen. Beiträge an die Herzstiftung statt Blumen …
Keine Erwähnung von Nachkommenschaft. Was war mit dem Kind, das Kruse behandelt hatte? Hatte die Witwe wieder geheiratet? Ich blätterte das Verzeichnis durch, fand eine einzige Nachricht mit einem Datum sechs Monate nach Henry Blalocks Tod: Verkauf der Blalock Industries an die Magna Corporation für eine nicht genannte Summe, wie es hieß, preiswert. Der Niedergang der Blalockschen Holdings wurde festgestellt, und man machte dafür eine mangelhafte Anpassung an sich verändernde Realitäten, vor allem die wachsende Bedeutung der Luftfracht, verantwortlich.
Was das hieß, war klar. Beldings Flugzeuge hatten Blalocks Eisenbahnen veralten helfen. Dann war Magna gekommen und hatte sich die Beute einverleibt.
Obwohl man aus dem Anblick der Häuser Hope Blalocks schließen musste, dass noch ein Beträchtliches vorhanden war. Ich fragte mich, ob Bruder Billy wieder »Mittelsmann« gespielt und darauf geachtet hatte, dass ihre Interessen gesichert waren.
Noch eine Stunde des Blätterns brachte nichts weiter. Ich wollte auch anderswo noch nachschlagen, ging ins Erdgeschoss hinunter und fragte die Bibliothekarin, ob im Magazin auch Prominentenlisten vorhanden seien. Sie sah nach und erklärte, das Blaue Buch von Los Angeles werde in der Spezialabteilung aufbewahrt, die an dem Tag geschlossen war.
Meine Gedanken rutschten die gesellschaftliche Leiter hinunter, noch eine Bruder-Schwester-Geschichte. Ich blieb im Freihandmagazin und versuchte, Zeitungsberichte über den Drogenfund bei Linda Lanier aufzustöbern.
Es war schwerer, als ich dachte. Von allen am Ort erschienenen Zeitungen hatte nur die Times ein Register, und das begann erst 1972. Das Register der New York Times ging bis 1851 zurück, enthielt aber nichts über Linda Lanier.
Ich ging zu den Zeitungslagern im ersten Stock - Bänke voll Schubladen und Reihen von Mikrofilmmaschinen. Zeigte meine Fakultätskarte, füllte Formulare aus, bekam Spulen.
Ellston Crotty hatte von 1953 als dem Jahr der Beschlagnahme gesprochen. Angenommen, dass Linda Lanier Sharons Mutter gewesen war, musste sie am Tage von Sharons Geburt - 15. Mai - am Leben gewesen sein, was die Zeitspanne weiter einengte.
Ich blätterte mich durch den Frühling 1953, fing an mit der Times und hielt den Herald, Mirror und die Daily News in Reserve.
Ich brauchte über eine Stunde, um die Geschichte zu finden. 9. August. Die Times, nie besonders für Verbrechensberichte, brachte es in der
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