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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sie einen Sportwagen, ein Haus, einen verdammt komfortablen Lebensstil für eine Studentin ohne einen Job. Mein erster Gedanke war, dass Kruse sie aushielt. Sie wusste das, machte sogar einen Witz darüber, erzählte mir die Erbschaftsgeschichte - die, wie wir jetzt wissen, Nonsens war. Aber vielleicht steckte ein Körnchen Wahrheit darin. Sie hatte ihre Ansprüche bei Belding angemeldet. Aber das brachte sie zugleich furchtbar durcheinander, zerstörte ihr Bewusstsein, verstärkte ihre Identitätsprobleme. Als ich sie fand, wie sie das Foto mit den Zwillingen anstarrte, war sie in einer Art Trance, fast katatonisch. Als sie merkte, dass ich dastand, wurde sie verrückt. Ich hatte den Eindruck, dass es mit uns aus war. Da rief sie mich an und bat mich, zu ihr zu kommen, und ging wie eine Nymphomanin auf mich los. Jahre später machte sie dasselbe mit ihren Patienten - Patienten, mit denen Kruse sie zusammengebracht hatte. Sie erhielt nie eine Lizenz, blieb seine Assistentin, arbeitete in einer Praxis, für die er die Miete bezahlte.«
    Ich fühlte meine Wut zunehmen. »Kruse war in einer Situation, in der er ihr helfen konnte, aber alles, was der Bastard tat, war, mit ihrem Schicksal zu spielen. Statt sie zu behandeln, ließ er sie ihren eigenen Fall als angebliche Fallgeschichte einer Patientin aufschreiben und für ihre Dissertation benutzen. Wahrscheinlich seine Art von Witz - dass er sich über die Regeln hinwegsetzte.«
    »Ein Problem«, sagte Milo. »1975 war Belding lange tot.«
    »Vielleicht nicht.«
    »Cross hat zugegeben, dass er gelogen hat.«
    »Milo, ich weiß nicht, was wahr ist und was nicht. Aber sogar wenn Belding tot war, Magna lebte weiter. Eine Menge Geld und Macht für einen Blutsauger. Sagen wir mal, Kruse stützte sich auf die Corporation. Auf Billy Vidal.«
    »Wieso ließen sie ihn zwölf Jahre lang damit durchkommen? Warum ließen sie ihn leben?«
    »Ich habe das in meinem Kopf herumgewälzt und weiß darauf noch immer keine Antwort. Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass Kruse auch etwas über Vidals Schwester wusste, etwas, was nicht herauskommen durfte. Sie finanzierte seine Professur und setzte ihn als Dekan ein. Man hat mir erzählt, sie habe es aus Dankbarkeit getan, weil er ein Kind von ihr behandelt hatte, aber in der Todesanzeige ihres Mannes war nicht von Kindern die Rede. Vielleicht hat sie wieder geheiratet und dann welche bekommen - ich wollte das nachprüfen, bevor ich die Sache mit Willow Glen herausbekam.«
    »Vielleicht«, sagte Milo, »ist diese Blalock-Sache nur vorgeschoben - Vidal schiebt seine Schwester nur vor, und in Wirklichkeit kommt das Geld von Magna.«
    »Vielleicht, aber das erklärt immer noch nicht, warum sie ihn so lange damit haben durchkommen lassen.«
    Milo stand auf, ging auf und ab, trank Bier, nahm sich noch eins.
    »So«, sagte ich. »Was denkst du?«
    »Was ich denke, ist, dass du eine Menge herausgekriegt hast. Außerdem denke ich, dass wir der Sache vielleicht nie auf den Grund kommen werden. Leute, die dreißig Jahre im Grab liegen. Und es hängt alles davon ab, dass Belding der Daddy ist. Wie zum Teufel willst du das nachprüfen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Er ging weiter auf und ab und sagte: »Lass uns mal für eine Sekunde in die Gegenwart zurückkehren. Warum hat sich Ransom umgebracht?«
    »Vielleicht aus Trauer über Kruses Tod. Oder vielleicht war es kein Selbstmord. Ich weiß, es gibt keine Beweise - ich theoretisiere nur.«
    »Was ist mit den Kruse-Morden? Wie wir schon früher gesagt haben, Rasmussen ist nicht so richtig unser Killertyp.«
    »Wir sind nur deshalb auf Rasmussen gekommen, weil er ungefähr zu der Zeit, als Kruse ermordet wurde, davon gesprochen hat, dass er schreckliche Dinge getan hätte.«
    »Nicht nur dann. Der Armleuchter hatte eine lange Latte von Gewalttaten, seinen eigenen Vater umgebracht. Außerdem hat mir das Psychozeugs gefallen, dass du mir aufgetischt hast - dass er seinen Vater ›noch einmal getötet‹ hätte.«
    »Mit den Worten eines Experten: Das sind keine Beweise, mein Freund. Bei Rasmussens Vorgeschichte konnten schreckliche Dinge alles bedeuten.«
    »Verdammte Brezel«, sagte er. »Immer rund und rund - im Kreis herum.«
    »Es gibt jemanden, der es für uns aufklären könnte.«
    »Vidal?«
    »Am Leben und gut beieinander in El Segundo.«
    »Richtig«, sagte Milo. »Lass uns einfach bei ihm ins Büro walzen und dem Laufboten des Assistenten seiner Sekretärin sagen, dass wir eine Audienz bei dem

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