Sharon: die Frau, die zweimal starb
Fernseher mit großem Bildschirm, Stereogeräte. Aber vieles von dem wirklich teuren Zeugs dagelassen: noch drei Fernseher, Schmuck, Pelze, bessere Bestecke, alles, was man leicht beim Hehler loswird. Keine große Beute nach all dem Drähteschneiden. Dickie fand’s auch seltsam, aber war nicht geneigt, viel zu tun in Anbetracht der abwesenden Opfer und der Tatsache, dass sie nicht höflich genug gewesen waren, bei ihm auf der Wache eine Nachsendeadresse zu hinterlassen.«
»Was ist mit dem Kellermuseum?«
Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Dickie weiß von keinem Museum, und obwohl ich deshalb ein schlechtes Gewissen habe: Ich habe ihn nicht aufgeklärt. Er hat mir zwar den Fahrstuhl gezeigt, aber es war kein Schlüssel oder Zugangscode da, um ihn zu öffnen - ist auch nicht bei der Company registriert, die die Sicherungsanlagen eingebaut hat. Aber wenn sie je da unten runterkommen, wette ich zehn zu eins, dass der Keller wie Pompeji nach der großen Lavaparty aussieht.«
»Da wollte jemand Spuren verwischen«, sagte ich.
Er nickte. »Frage ist, wer?«
»Irgendeine Idee, wo die Fontaines sind?«
»Bahamas. Bijans Vater hat nicht helfen können. Beverly Hills Taxi hatten nur eine Notiz, dass sie sie zum Flugplatz gebracht hatten. Aber es ist mir gelungen, die Firma zu finden, die die Wagen aufbewahrt, und durch sie bin ich an das Reisebüro herangekommen. Erster-Klasse-Flug von L.A. nach Miami, dito nach Nassau. Sie sind danach noch weiter, aber in dem Reisebüro konnten oder wollten sie nicht sagen, wohin. Es gab keine Möglichkeit, sie zu überreden oder zu zwingen. Ich schätze, sie sind auf einer der abgelegeneren Inseln - schlechte Telefonverbindung, Rumdrinks mit Vogel- und Affennamen, Banken, gegen die die Schweizer indiskret sind. Eine Art Umgebung, in der jemand mit Geld es lange aushält.«
Er trank den Rest des Saftes aus, dann aß er, was noch von den Cornflakes da war, hob die Schale an den Mund und trank die Milch.
»Wo bist du gewesen?«, fragte er. »Und weshalb hast du mich gestern Abend angerufen?«
Ich erzählte ihm, was ich in Willow Glen erfahren hatte.
»Unheimlich«, sagte er. »Irre. Aber ich höre nichts Verbrecherisches, außer man hat sie als Kind entführt. Habe ich irgendwas übersehen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich möchte dir ein paar Ideen vortragen.«
Er goss sich wieder die Schale voll. »Schieß los.«
»Nehmen wir mal an, Sharon und ihre Zwillingsschwester waren das Ergebnis einer Affäre zwischen Leland Belding und Linda Lanier - eine Partymädchensache, die weiter als üblich ging. Crotty zufolge hat er sie von den anderen ausgewählt; sie pflegte zu ihm ins Büro zu kommen. Linda hielt die Schwangerschaft geheim, weil sie fürchtete, dass Belding sie zum Abbruch zwingen würde.«
»Wie konnte sie das wissen?«
»Vielleicht wusste sie, dass er keine Kinder mochte, oder vielleicht hat sie das auch nur angenommen - Belding war ein kalter, gefühlloser Mann, ging Beziehungen aus dem Weg. Das Letzte, was er gewollt hätte, wäre ein Erbe - oder eine Erbin -, die er nicht geplant hatte. Klingt das so weit logisch?«
»Rede weiter.«
»Crotty sah Lanier und Donald Neurath zusammen - sie spielten Bauchtanz. Was ist, wenn er ihr Arzt und ihr Liebhaber war - sie lernten sich als Arzt und Patientin kennen, und es ging dann weiter.«
»Thema des Videos.«
»Das Video war eine Zusammenfassung ihrer Beziehung, zusammengefasst für die Nachwelt.«
Er lehnte sich zurück, legte den Löffel hin. »Sie fängt als Partymädchen bei Belding an, treibt es weiter. Wird Patientin bei Neurath, treibt es weiter.«
»Sie war schön. Aber nicht nur das. Sie war eine Expertin, was das Verführen von Männern anging - es muss etwas Besonderes an ihr gewesen sein, dass Belding sie sich aus allen anderen Mädchen aussuchte. Als ihr Gynäkologe muss Neurath als einer der Ersten von ihrer Schwangerschaft erfahren haben - vielleicht war er der Erste. Wenn er eine tiefere emotionale Beziehung zu ihr hatte, könnte es ihn wütend, eifersüchtig gemacht haben, dass sie das Kind eines anderen trug. Wie wäre es, wenn er ihr anbot, es wegzumachen, und sie weigerte sich? Dann drohte er ihr, er würde es Belding erzählen. Linda stand mit dem Rücken zur Wand. Sie sagte es ihrem Bruder, und sein Erpressergehirn dachte sich eine Falle aus: Sie sollte Neurath im Film verführen, um etwas gegen ihn in die Hand zu bekommen. Cable arbeitete im Studio, hatte Zugang zu den Geräten. Es
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