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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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dürfte ihm nicht schwergefallen sein, diese Idee in die Tat umzusetzen.«
    Milo kaute darauf lange herum, dann sagte er: »Und der Bruder, der ein Schlitzohr ist, denkt, er kann noch ein bisschen Extrageld damit verdienen - und verkauft eine Kopie des Videos an einen Sammler.«
    Ich nickte. »An Gordon Fontaine oder irgendwen anderen, der sie ihm schließlich verkauft. Jahre später sieht Kruse das Ding, die Ähnlichkeit mit Sharon fällt ihm auf, er wird neugierig.
    Aber das ist zu weit vorgegriffen. Bleiben wir noch einen Augenblick bei Linda. Als ihre Schwangerschaft sichtbar wird, verlässt sie die Stadt und bringt irgendwann zwischen dem Frühling und dem Sommer 1953 Zwillinge zur Welt. Nun denkt sie, kann sie es Belding endlich sagen: Die Abtreibung des Fötus ist eine Sache, die Ablehnung von zwei entzückenden Babymädchen etwas anderes. Vielleicht baut Bruder Cable ihr Selbstbewusstsein auf - Visionen von Dollarzeichen sind ihm wohl vor den Augen herumgetanzt. Linda besucht Belding, zeigt ihm die Mädchen, stellt ihre Forderung auf: Mach eine ehrliche Frau aus mir, oder gib genug Geld heraus, dass die Kinder, Onkel Cable und ich bis ans Ende unserer Tage glücklich leben können.«
    Milo warf mir einen sauren Blick zu. »Klingt genau wie die Art von Schwindel, den geborene Verlierer immer wieder abzuziehen versuchen. Die dumme Geschichte, die man hinterher zusammenpuzzelt, nachdem sie im Leichenschauhaus geendet sind.«
    Es war dumm. Die Johnsons waren dumme, arme kleine Leute. Sie unterschätzten gewaltig die Bedrohung, die sie für Belding darstellten - und seinen Mangel an Mitgefühl. Die Zwillinge wären seine einzigen Erben gewesen. Sein ganzes Vermögen stand auf dem Spiel - monströser Verlust der Kontrolle für einen Mann, der es gewöhnt war, Herr seines Schicksals zu sein. Das ist ein Mann, der nicht daran glaubte, dass man den Wohlstand mit jemandem teilen sollte, ging nie mit seinem Geschäft an die Börse. Er hätte es nicht geduldet, dass ein einziger unvorsichtiger Nachmittag ihm später Schwierigkeiten machen könnte. Als Linda mit ihm sprach, setzten sich die Räder in Bewegung. Aber er zeigte es nicht - trug ein freudestrahlendes Lächeln zur Schau, spielte den glücklichen Papa. Zeigte seinen guten Willen, indem er sie alle in dem Penthouse in der Fountain Avenue unterbrachte. Kaufte ihnen einen Wagen, Pelze, Juwelen, sofortigen Eintritt ins gute Leben. Und alles, worum er im Gegenzug bat, war, dass man die Babys geheim hielte bis zu dem richtigen Augenblick, in dem man es dann der Öffentlichkeit mitteilen würde - kaufte sich ein bisschen Zeit. Die Johnsons taten, was er ihnen sagte, ein paar Hinterweltler im Schweinehimmel. Bis zu dem Tag, an dem sie starben. Und die Zwillinge blieben ein Geheimnis.«
    »Alles Theorie«, sagte Milo.
    »Aber es ergibt einen Sinn, nicht wahr? Hummel und DeGranzfeld waren Beldings Leute. Rauschgiftfahnder, in einer perfekten Position, um einen Drogenfall zu fingieren. Von Belding bezahlt, konnten sie eine Menge ranschaffen. Sie ließen die Uniformierten draußen, gingen allein in das Apartment, um die beiden zu erschießen und das Szenenbild zu arrangieren, sodass es nach was anderem aussah. Aber als er Linda und Cable los war, hatte Belding erst die Hälfte des Problems gelöst. Er hatte immer noch die beiden Babys am Hals, die er nicht wollte. Unter den besten Verhältnissen ist das Aufziehen von Zwillingen eine anstrengende Sache. Für jemanden wie Belding musste diese Aussicht unerträglich sein - viel schrecklicher als das Entwerfen von Hüftgürteln oder das Aufkaufen von Companys. Also tat er, was er immer tat - er kaufte sich jemanden. Und sein Deal mit den Ransoms war viel billiger, als einer mit Linda und Cable gewesen wäre. Dasselbe Arrangement mit Sharons Zwillingsschwester und einem anderen Paar.«
    Irgendwo ein anderer Dreckplatz. Keine Helen Leidecker. Das andere Mädchen wurde verkrüppelt oder …
    »Ließ die Mutter seiner eigenen Kinder erschießen und verkaufte sie. Was für ein Mann!«
    »Er war ein kalter Mann, Milo, ein Misanthrop, der Maschinen Menschen vorzog. Er hat nie geheiratet, nie normale Beziehungen entwickelt, endete als Einsiedler.«
    »Wenn man dem Schwindelbuch glauben will.«
    »Alle haben das erklärt. Cross hat nur die Wirklichkeit ausgeschmückt. Und du weißt besser als die meisten, Milo, dass laufend Babys ausgesetzt werden. Aus weniger gewichtigen Gründen. Casa de los Niños war voll davon.«
    »Warum die

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