Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
spülte seine Schale aus, stellte sie in den Ausguss. Salutierte und ging hinaus.
    »Wo willst du denn jetzt hin?«
    »Muss was nachprüfen.«
    »Etwas, was dich daran gehindert hat, Port Wallace anzurufen? Pirschst du dich wieder an den wilden Trapp heran?«
    Er warf mir einen finsteren Blick zu.
    »Rick hat mir versichert, du würdest ihn schnappen.«
    »Rick sollte dabei bleiben, die Leute zu zerschnipseln und Spaß daran zu haben und sein Geld damit zu verdienen. Ja, ich bin hinter dem Sack her, habe einen wunden Punkt entdeckt. Außer seinen anderen Qualitäten hat er auch eine Vorliebe für weibliche Personen zu geringen Alters.«
    »Wie gering?«
    »Teenager-Knastköder. Damals in der Hollywood Division war er schwer bei den Polizei-Scouts engagiert - hat sich eine Belobigung für außerdienstliches Bemühen blablabla verdient. Zu diesem Bemühen gehörte auch die Anleitung einiger der hübscheren Scouts.«
    »Wie hast du das herausbekommen?«
    »Klassische Quelle. Verärgerte frühere Untergebene. Ehemalige Polizeibeamtin, Spanierin, ein paar Jahre nach mir in der Akademie. Sie hat früher in der Hollywood Division in der Asservatenkammer gearbeitet, nahm Urlaub, um ein Baby zu bekommen. Als sie zurückkam, machte ihr Trapp das Leben so zur Hölle, dass sie einen Antrag auf Entlassung wegen Überbeanspruchung durch Stress stellte und ausschied. Vor ein paar Jahren traf ich sie zufällig in der City, am Tag ihrer endgültigen Anhörung. Da ich mir den Kopf so sehr zermarterte, wie ich Trapp beim Kanthaken kriegen könnte, erinnerte ich mich dran. Sie hatte einen richtigen Hass auf ihn. Da habe ich nachgeguckt, wo sie wohnt, und ihr einen Besuch abgestattet. Sie ist mit einem Buchhalter verheiratet, hat ein dickes, kleines Kind, nettes Halbgeschosshaus in Simi Valley. Aber obwohl das schon einige Jahre zurückliegt - beim Reden über Trapp bekam sie Glubschaugen. Er hat früher immer an ihr herumgegrabscht, rassistische Bemerkungen gemacht - mexikanische Mädchen verlören ihre Jungfräulichkeit ja schon vor den Milchzähnen und was Arschkriechen eigentlich hieße -, all das mit einem Tio-Taco-Akzent.«
    »Warum hat sie ihn damals nicht angezeigt?«
    »Warum haben all diese Kinder in der Casa de los Niños nicht gesagt, was mit ihnen passierte? Angst. Einschüchterung. Damals glaubte die Stadt nicht an sexuelle Belästigung. Wenn sie eine Klage eingereicht hätte, hätte sie dem Büro für Innere Angelegenheiten und der Presse ihre ganze sexuelle Geschichte offenbaren müssen, und es wäre bekannt geworden, dass sie zu Partys ging. Heute hat sie mehr Selbstvertrauen. Es wird ihr klar, wie man sie hereingelegt hat, und sie hat eine Riesenwut im Bauch. Aber geredet hat sie noch mit niemandem darüber - bestimmt nicht mit ihrem Alten. Nachdem sie sich ausgekotzt hatte, musste ich ihr schwören, dass ich sie in nichts hineinziehen würde, also hab ich Kenntnisse, die ich nicht verwerten kann. Aber wenn ich noch solche Fälle finde, ist der Kerl so gut wie geliefert.«
    Er ging zur Tür. »Und darauf, mein Freund, werde ich meine außerdienstlichen Ermittlungen konzentrieren.«
    »Viel Glück.«
    »Ja. Ich arbeite von meinem Ende aus dran; vielleicht fügt sich alles, und wir treffen uns in Gloccamorra. Einstweilen pass auf deine Rückendeckung auf.«
    »Du auch, Sturgis. Dein Hintern ist nicht feuerfest.«
     
 
    Ich bekam Helen Leideckers Nummer von der Information in San Bernadino. Keiner ging bei ihr dran. Frustriert, aber erleichtert - ich hatte mich nicht darauf gefreut, ihre Integrität zu testen - nahm ich mir einen Atlas und fand Port Wallace, Texas, in der südlichsten Ecke des Staates, genau westlich von Laredo. Ein kleiner schwarzer Punkt auf der texanischen Seite des Rio Grande.
    Ich rief die Auskunft für Südtexas an und bat um die Nummer der Handelskammer von Port Wallace.
    »Eine Sekunde, Sir«, kam die Antwort im gedehnten Texasakzent, gefolgt von Klicks und allerlei Computergequieke. »Keine solche Eintragung, Sir.«
    »Sind irgendwelche Regierungsämter in Port Wallace eingetragen?«
    »Ich sehe nach, Sir.« Klick. »Ein Postamt, Sir.«
    »Ich nehme das.«
    »Warten Sie, ich sage Ihnen die Nummer, Sir.«
    Ich rief das Postamt an. Dort auch keine Antwort. Sah auf die Armbanduhr. Acht Uhr früh hier, dort zwei Stunden später. Vielleicht glaubten sie an ein Leben im Müßiggang.
    Ich rief wieder an. Nichts. So viel zu meinen Aufträgen. Aber es war noch eine Menge zu tun.
     
 
    In der

Weitere Kostenlose Bücher