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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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    Konnte sie mit beiden geschlafen haben? Mir fiel ein, dass ich mir beim Anblick des alten Casanovas auf der Party dieselbe Frage gestellt hatte. Und bei Kruse schon vor Jahren.
    Vielleicht ging das etwas zu weit - dass ich sexuelle Beziehungen sah, die nicht existierten, weil meine eigene Verwicklung mit ihr fleischlicher Art gewesen war.
    Wie Milo sagen würde: Das darfst du nicht so eng sehen, mein Freund.
    Aber ob eng oder nicht, ich konnte dieses Gefühl nicht abschütteln.
     
 
    Ich kam um halb zwei nach Haus und fand Nachrichten von Maura Bannon, der Reporter-Volontärin, und Detektiv Delano Hardy vor. Del sprach gerade auf einer anderen Leitung, als ich anrief, also zog ich das Telefonbuch heraus und suchte einen Dr. Weingarden in Beverly Hills.
    Es gab zwei dieses Namens, einen Isaac am Bedford Drive und einen Leslie, Roxbury Avenue.
    Isaac war selbst am Apparat, als ich ihn anrief. Er klang wie ein alter Mann, mit einer sanften, freundlichen Stimme und einem Wiener Akzent. Als ich erfuhr, dass er Psychiater war, dachte ich sofort, er wäre mein Mann, aber er bestritt, Sharon oder Rasmussen zu kennen.
    »Sie machen einen etwas verwirrten Eindruck, junger Mann. Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
    »Nein, danke.«
    Ich rief die Praxis von Leslie Weingarden an. Die Sprechstundenhilfe sagte: »Dr. Weingarden ist gerade bei einer Patientin.«
    »Könnten Sie ihm bitte sagen, dass es um Dr. Sharon Ransom geht?«
    »Er ist eine Sie. Bleiben Sie am Apparat.«
    Ich hörte ein paar Minuten lang Mantovani. Dann: »Frau Doktor kann nicht gestört werden. Sie sagte, ich soll Ihre Nummer aufschreiben, und sie ruft Sie zurück.«
    »Könnten Sie mir nur sagen, ob Frau Dr. Weingarden Patienten an Dr. Ransom überweist?«
    Zögern. »Ich habe keine Ahnung, Sir. Ich richte nur aus, was die Ärztin mir gesagt hat.«
    Um Viertel nach zwei rief Del Hardy an.
    »Hallo, Del. Wie geht’s?«
    »Viel zu tun. Bei dieser Hitze jetzt wird’s noch mehr werden. Womit kann ich dir helfen?«
    Ich erzählte ihm von Sharon, dass ich Cyrill Trapp gesehen hatte und von dem schnellen Verkauf des Hauses.
    »Trapp, hm? Interessant.« Aber er klang nicht interessiert. Obwohl er einer von den wenigen Detektiven war, die ein freundliches Verhältnis zu Milo hatten, ging die Freundlichkeit nicht bis zur Freundschaft. Trapp war eine Last, die er nicht mittragen wollte.
    »Nicholas Canyon ist Hollywood-Revier«, sagte er. »Also weiß ich nicht mal, wer da den Fall bearbeitet. Bei der Menge von Fällen, die es gibt, versuchen alle Reviere die Routinesachen schnell zu klären, da wird viel per Telefon erledigt.«
    »So schnell?«
    »Gewöhnlich nicht«, sagte er. »Aber man weiß nie.«
    Ich schwieg.
    »Sie war eine Freundin von dir?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Ich nehme an, ich könnte ein bisschen herumhorchen.«
    »Dafür wäre ich dir wirklich dankbar, Del. In der Zeitung stand, es wären keine Familienangehörigen festgestellt worden. Aber ich weiß, dass sie eine Schwester hat - einen Zwilling. Ich habe sie vor sechs Jahren kennengelernt.«
    Ich war ihr einziges kleines Mädchen. Von wegen. Noch eine Überraschung.
    »Name?«
    »Shirlee, mit zwei ›e‹. Sie war behindert und wohnte draußen in Glendale in einem Heim. South Brand, ungefähr eine Meile hinter der Galleria.«
    »Name des Heims?«
    »Ich war nur einmal dort, hab keinen Namen gesehen.«
    »Ich prüfe das nach.« Er sprach etwas leiser. »Hör mal, wegen der Trapp-Sache. Der Captain würde nicht an’nem Selbstmord arbeiten, wenn kein Ruhm damit zu verdienen ist. Wenn er da oben war, war’s wahrscheinlich was Persönliches - vielleicht wegen des Grundstücks. Manche Kollegen machen das, versuchen billig ranzukommen. Nicht besonders geschmackvoll, aber du weißt, wie es ist.«
    »Donald Trump auf heißer Spur«, sagte ich.
    Er lachte. »Du hast’s erfasst. Eine andere Möglichkeit - war das Opfer reich?«
    »Sie kam aus einer Familie mit Geld.« »Dann könnte es das sein«, sagte er. Seine Stimme klang erleichtert. »Jemand hat ein paar Knöpfe gedrückt; Anruf von oben, die Sache soll diskret behandelt werden und schnell vom Tisch. Trapp war früher beim Hollywood-Revier - vielleicht hat sich jemand an ihn erinnert, ihn um einen Gefallen gebeten.«
    »Persönlicher Service.«
    »Läuft andauernd so, auf dieser Schiene. Hauptsache beim Reichtum ist, dass man was hat, was sonst keiner hat, richtig? Heute kann sich jeder einen Mercedes auf Anzahlung kaufen. Drogen, Klamotten

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