Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
keine Einwendungen erheben wird, wenn Sie verlangen, dass er noch Reparaturen übernehmen muss, bis die Sache beim Notar geregelt wird, Doktor.«
    »Warum verkauft er oder sie denn das Haus?«
    Das breite Lächeln erschien wieder. »Kein er oder sie - ein es, eigentlich. Eine Gesellschaft. Sie hat eine Menge Grundstücke, ist laufend im Geschäft.«
    »Spekulanten?«
    Ihr Lächeln gefror. »Das ist ein hässliches Wort, Doktor. Investoren.«
    »Wer wohnt hier jetzt?«
    »Niemand. Der Mieter ist vor kurzem ausgezogen.«
    »Und hat das Bett mitgenommen?«
    »Ja, nur die Schlafzimmereinrichtung gehörte ihr - ich glaube, es war eine Frau.« Sie senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Geflüster: »Sie wissen, die Leute in L.A. kommen und gehen. Nun sehen wir uns die anderen Schlafzimmer an.«
    Wir verließen das Todeszimmer. Sie fragte: »Leben Sie allein, Dr. Delaware?«
    Ich musste überlegen, bevor ich antwortete: »Ja.«
    »Dann können Sie eins der Schlafzimmer als Arbeitsraum benutzen oder sogar als Sprechzimmer für Ihre Patienten.« Patienten.
    In der Zeitung hatte gestanden, dass Sharon ihre Patienten hier empfangen hatte.
    Ich fragte mich, was für Leute es gewesen sein mochten. Was für eine Wirkung ihr Tod auf sie haben konnte.
    Dann fiel mir ein, dass es noch jemanden in ihrem Leben gab. Jemanden, auf den die Wirkung ungeheuer groß sein würde.
    Meine Gedanken fingen an zu rasen. Ich wollte hier raus.
    Aber ich ließ mir von Mickey noch Verschiedenes zeigen, ihr Verkaufsgelaber über mich ergehen, bis ich auf die Uhr sah und sagte: »Hoppla, ich muss los.«
    »Meinen Sie, dass Sie uns ein Angebot machen wollen, Doktor?«
    »Ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken. Danke, dass Sie es mir gezeigt haben.«
    »Wenn Sie etwas mit Panoramablick suchen, habe ich noch ein paar andere Objekte da, die ich Ihnen zeigen könnte.«
    Ich tippte auf die Armbanduhr. »Sehr gern, aber ich kann jetzt im Augenblick nicht.«
    »Warum vereinbaren wir nicht einen Termin?«
    »Nicht mal Zeit dafür«, sagte ich. »Ich rufe Sie an, wenn ich frei bin.«
    »Fein«, sagte sie kühl.
    Wir verließen das Haus, und sie schloss ab. Wir gingen schweigend zu unseren Wagen. Bevor sie die Tür ihres Fleetwood öffnen konnte, sahen wir etwas sich bewegen. Raschelnd sprang etwas durch das Gebüsch - ein Höhlen grabendes Tier?
    Ein Mann schoss aus dem Buschwerk und fing an wegzulaufen.
    » Augenblick mal!«, rief Mickey und kämpfte mit sich selbst, um ruhig zu bleiben - ihre Horrorfantasien nahmen Gestalt an.
    Der Mann drehte sich um, starrte uns an, stolperte, fiel hin und raffte sich wieder auf.
    Jung. Wirres Haar. Wilder Gesichtsausdruck. Offener Mund wie in einem stummen Schrei. Erschrocken oder verrückt oder beides.
    Patienten …
    »Das Tor«, sagte Mickey. »Es muss repariert werden. Bessere Sicherheit - kein Problem.«
    Ich sah dem Mann nach, der weglief, und rief hinterher: »Bleiben Sie stehen!«
    »Was ist los? Kennen Sie ihn?«
    Er rannte schneller, verschwand um die Kurve der Zufahrt. Ich hörte einen Automotor anspringen, fing selbst an zu laufen, die Einfahrt hinunter. Kam gerade dort an, als ein kleiner, alter grüner Pritschenlastwagen vom Bordstein wegfuhr. Knirschendes Getriebe, Schlangenlinien, viel zu schnell. Auf die Tür waren mit weißer Farbe irgendwelche Buchstaben gemalt, aber ich konnte sie nicht entziffern.
    Ich lief zu meinem Wagen zurück, stieg ein.
    »Wer ist das?«, fragte Mickey. »Kennen Sie ihn?«
    »Noch nicht.«

9
    Es gelang mir, ihn einzuholen, ich blinkte mit den Scheinwerfern und hupte. Er ignorierte mich, schleuderte im Zickzack über die Straße, fuhr noch schneller. Dann wieder ein Knirschen des Getriebes, als er einen anderen Gang einlegen wollte. Der Wagen rollte im Leerlauf dahin, wurde langsamer, der Motor heulte auf, während er Gas gab, ohne die Kupplung loszubekommen. Er trat plötzlich auf die Bremse, und der Wagen hielt abrupt. Ich blieb hinter ihm, konnte ihn durch das Heckfenster der Fahrerkabine sehen, wie er sich abmühte und an der Kupplung zerrte.
    Er würgte den Motor ab, startete, würgte ihn wieder ab. Der Wagen fing an im Leerlauf zu rollen, wurde etwas schneller, weil es bergab ging, der Mann bremste, ließ die Bremse sachte los, der Wagen kroch nur noch weiter.
    Am eingezäunten Sumpf angekommen, ließ er das Lenkrad los und warf die Hände hoch. Der Wagen rutschte ein Stück, schwenkte herum und steuerte genau auf den Maschendrahtzaun zu.
    Er stieß dagegen, aber

Weitere Kostenlose Bücher