Sharon: die Frau, die zweimal starb
unmöglich fahren. Ich behalte das, bis du mir zeigst, dass du wieder alle beisammen hast.«
»Verdammt.« Weniger überzeugt.
»Rede mit mir, D.J. Dann lasse ich dich in Ruhe.«
»Wo … rüber …?«
»Darüber, wie es war als Dr. Ransoms Patient.«
Übertriebenes Kopfschütteln. »Äääh … nich … verrückt.«
»Woher kanntest du sie?«
»Schlimm … Rücken …«
»Hast du große Schmerzen gehabt?«
»Schmerz … verdammter Job.« Als er sich daran erinnerte, biss er sich auf die Lippe.
»Hat Dr. Ransom dir geholfen gegen die Schmerzen?«
Nicken. »Und … dann …« Er machte einen Versuch, an seine Schlüssel zu kommen. »Gib mir meinen Scheiß!«
»Nachdem sie deine Schmerzen behandelt hat, was dann?«
»Verdammter!«, schrie er. Die Stränge an seinem Hals schwollen an, er boxte wild los, schlug daneben, versuchte aufzustehen, konnte den Hintern nicht vom Boden hochkriegen.
Nach der Behandlung … Ich hatte etwas ausgelöst. Was war das? Ich überlegte.
»Nix nach! Verdammter! Nix nach, verdammt!« Er hob und senkte die Arme, fluchte, versuchte aufzustehen und krümmte sich zusammen.
»Wer hat dich an Dr. Ransom verwiesen? Wer hat dich zu ihr geschickt, D.J.?«
Schweigen.
Ich wiederholte die Frage.
»Veeerdammt.«
»Es gibt vielleicht noch mehr Patienten, Kranke, denen es so schlecht geht wie dir, D.J.«
Er lächelte ein krankes Lächeln., dann ein schwaches Kopfschütteln. »Äääh äääh.«
»Wenn wir rausfinden können, wer die Patienten zu ihr geschickt hat, können wir sie finden. Hilf ihnen.«
»Verdammt … un … möglich …«
»Jemand sollte sich um sie kümmern, D.J.«
»Ich bin … bist du’n … verdammter Robin Hood?«
»Ein Freund«, sagte ich. »Ein Psychologe wie sie.«
Er sah sich um, schien seine Umgebung zum ersten Mal zur Kenntnis zu nehmen.
»Wo bin ich?«
»An der Straßenseite. Gleich unterhalb von Dr. Ransoms Haus.«
»Wer bist’n du …’n verdammter Robin Hood?«
»Ein Freund. Wer hat dich zu ihr geschickt, D.J.?«
»Doktor.«
»Welcher Doktor?«
»Carmen.«
»Dr. Carmen?«
Er kicherte. »Carmen … Doktor.«
»Carmens Doktor?«
Nicken.
»Wer ist Carmen?«
»Verdammt.«
»Wie heißt Carmens Doktor?«
Ein paar weitere Versuche, bevor er sagte: »Bev … Hills Jude... Wein...«
Ich war nicht sicher, ob er einen Namen nannte oder einen Drink wollte. »Wein?«
»Dr. Wein - verdammt.«
»Wein, etwas mit Wein? Weinstein? Weinberg? «
»Garten, wachsen, wachsen, wachsen.«
»Weingarden? Dr. Weingarden?«
»Großes … Maul.«
Er sackte weg und fiel auf die Seite.
Ich stieß ihn an. Keine Reaktion mehr. Nachdem ich mir die Postfachnummer von der Tür des Pritschenwagens notiert hatte, suchte ich unter den Flaschen im Fahrerhaus herum, fand eine, die halb voll war, und goss den Rest weg. Dann ließ ich die Luft aus zwei der Reifen, nahm eine der Wolldecken von der Ladefläche, versteckte die Schlüssel unter den verbleibenden beiden und legte die Verteilerkappe in das unterste Fach seines Werkzeugkastens. Ich dachte, wenn er das alles herausfinden konnte, wäre er nüchtern genug zum Fahren. Dann breitete ich die Decke über ihn und ließ ihn dort, damit er seinen Rausch ausschlief.
Ich fuhr weg und nahm mir vor, ihn über die Postfachnummer in ein paar Tagen zu erreichen, um ihn zu ermutigen, sich eine neue Therapeutin zu suchen.
Weiß Gott, er brauchte Hilfe. Durch die alkoholische Betäubung war er ein potenziell gefährlicher Gewalttäter - einer von diesen unter Hochdruck stehenden, wirren jungen Bullen, die sich bis zum Bersten mit allem Mist der Welt vollpumpen, um dann irgendwann ganz plötzlich, ohne Vorwarnung zu explodieren und loszulegen - mit den Fäusten, mit Schlagringen, Ketten, auch mit Messern und Schießeisen.
Nicht gerade der typische Privatpatient. Wo hatte Sharon ihn aufgegabelt? Wie viele andere seinesgleichen hatte sie behandelt? Und wie viele Kranke gab es, die nun zu zerbrechen drohten, weil sie nicht mehr da war, um sie aufrechtzuerhalten?
Ich rief mir Rasmussens plötzlichen Wutausbruch ins Gedächtnis, als ich ihn fragte, was geschehen war, nachdem sie ihn von seinen Schmerzen befreit hatte.
Ein widerliches, unerklärliches Gefühl beschlich mich, das nicht weichen wollte, dass seine Beziehung zu Sharon über ein rein therapeutisches Verhältnis hinausgegangen war. Eine Bindung, die stark genug war, um ihn zu ihrem Haus zurückzulocken. Er suchte etwas dort. Was?
In den Fußstapfen von Trapp
Weitere Kostenlose Bücher