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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Geschütze durch ihre Fernrohre. Geschütze en barbette waren leicht zu zerstören.
    Die britischen Mörser saßen in ihren Bettungen. Die Lunten ihrer Geschosse waren bereits geschnitten. Es fehlte nur noch die Entscheidung, sie zu benutzen.
    Die Sonne sank über Seeland und entflammte den Himmel. Die letzten Sonnenstrahlen fielen auf eine dänische Flagge mit dem weißen Kreuz, die am höchsten Kran der Stadt hing. Die Flagge schien zu glühen, dann hüllte der Schatten der Erde sie ein, und ein Tag legte sich schlafen. Die dänischen Geschütze verstummten, und ihr Rauch löste sich langsam auf, als er westwärts trieb. In der Kirche Unseres Erretters, deren Außentreppe sich um ihren Turm wand, bat ein Prediger Gott, die Stadt zu verschonen und General Peymann mit Weisheit zu erfüllen.
    General Peymann, der nichts von den Gebeten wusste, saß beim Abendessen und ließ sich die Sardinen schmecken. Drei Babys, an diesem Tag in der Klinik geboren, die zwischen Bredgade und Amaliengade lag, schliefen selig. Eine ihrer Mütter hatte das Fieber, und die Ärzte hüllten sie in Flanell und flößten ihr eine Mischung aus Brandy und Schießpulver ein. Weiterer Brandy und Fässer Aquavit wurden in den Tavernen der Stadt getrunken.
    Die Kneipen waren voller Marinesoldaten, die keinen Dienst auf den Mauern hatten. Die sieben Feuerwehrwagen, große Metalltanks auf vierrädrigen Karren mit gewaltigen Pumpen obendrauf, stand wartend an Straßenecken.
    Eine andere Gebetsversammlung, diesmal in Holmanns Kirche, bat flehentlich, dass die Feuerwehr nicht benötigt werden würde, während im Arsenal in Tojhusgade die letzten aufpolierten Musketen den neuen Freiwilligen der Miliz ausgehändigt wurden. Wenn die Briten eine Bresche schossen und die Stadt angriffen, dann würden diese Brauereiarbeiter und Angestellten, Zimmerleute und Maurer ihre Heime verteidigen müssen.
    In Toldboden, in einem kleinen Laden neben dem Zollhaus-Kai, arbeitete ein Tätowierer am Rücken eines Matrosen, tätowierte ein kompliziertes Bild vom britischen Löwen, der von dänischen Seeleuten ertränkt wurde.
    »Es gibt Regeln des Krieges«, sagte General Peymann zu seinen Gästen beim Abendessen, »und die Briten sind eine christliche Nation.«
    »Das sind sie, das sind sie«, stimmte der Universitätskaplan zu, »aber sie sind auch ein sehr streitlustiges Volk.«
    »Aber sie werden nicht Frauen und Kinder wie Kombattanten behandeln«, sagte Peymann. »Keine christlichen Frauen und Kinder. Und dies ist das neunzehnte Jahrhundert. Nicht das Mittelalter!«
    »Dies sind feine Sardinen«, sagte der Kaplan, »die haben Sie wohl von Dragsteds bekommen?«
    In fünfzehn britischen Batterien und an Bord von sechzehn Bombenschiffen und in zehn Barkassen, die besonders ausgestattet worden waren, um kleine Mörser zu transportieren, schauten die Offiziere auf ihre Uhren. Raketen wurden neben den Batterien an Land aufgestellt. Es war noch nicht ganz dunkel, doch dunkel genug, um die Batterien für die Zuschauer auf der Stadtmauer, die nur die schweren Faschinen sahen, welche die Geschütze verbargen, unsichtbar machten.
    Die Wolkendecke riss auf, und die ersten Sterne waren über der Stadt zu sehen.
    Ein Luntenstock glühte rot in einer Batterie an der Front.
    »Sie drohen, sich abscheulich zu verhalten«, behauptete General Peymann, »und hoffen, dass wir die Drohung ernst nehmen. Aber gesunder Menschenverstand und Humanität werden und müssen die Oberhand behalten.«
    »Ja, christliches Denken und Handeln muss gewinnen«, sagte der Kaplan. »Ein direkter Angriff auf Zivilisten wäre ein Angriff gegen Gott selbst. Ist das Donner? Und ich dachte, es klart auf.«
    Niemand antwortete. Es hatte wie Donner geklungen, doch Peymann wusste es besser. Ein Geschütz hatte gefeuert, weit entfernt, und das Krachen war das eines großkalibrigen Mörsers gewesen. »Gott helfe uns«, sagte der General leise in die Stille am Tisch.
    Die erste Bombe stieg im Bogen aufwärts, und die brennende Lunte zog eine dünne rote Linie von Funken und eine Spur von Rauch hinter sich her. Es war wie ein Signal. Vom gesamten westlichen Rand und von den vertäuten Booten donnerte es, als die anderen Mörser feuerten. Haubitzen schickten ihre Geschosse hinterher.
    Die Kanoniere luden nach. Die ersten Bomben wirkten wie Sternschnuppen. Dann, als sie zu fallen begannen, überschnitten sich ihre Spuren am dunklen Himmel.
    Gott hatte keine Gnade walten lassen, die Briten besaßen keine und Kopenhagen

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