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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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vor der britischen Flotte gesucht hatten. Der Wind peitschte den anhaltenden Regen durch ihre Takelagen.
    »Ich denke, ich sollte aufwachen und begreifen, dass dies ein Traum ist«, sagte Chase.
    »Wir sind noch nicht im inneren Hafen«, warnte Sharpe.
    Gewiss würden die Dänen ihre Flotte bewachen. Es war ein Gewirr von Masten und Segeln in der Dunkelheit, schwach erhellt von einem Kanonenofen, der vor einem Wachhaus glühte, das nahe bei zwei halb fertigen Schiffen auf den Hellingen stand. Sharpe nahm jedenfalls an, dass es sich um ein Wachhaus handelte, denn es war eine kleine überdachte Kabine für einen Posten, doch die Kabine war leer.
    Chase führte sie über den Kai, der den inneren und äußeren Hafen trennte. Es war plötzlich alles lächerlich einfach. Die Dänen hatte ihre Flotte in das Hafenbecken »gepackt«, Bord an Bord, und die Buge ihrer Linienschiffe berührten den Kai, sodass ihre Bugspriete über den Kai ragte. Chase wies auf das erste der Schiffe, und seine Männer kletterten geschickt in das Tauwerk des Bugspriets aufs Vordeck. Dann verschwand einer nach dem anderen an Bord. Sharpe wartete, bis das letzte Gepäckstück durchgereicht worden war und folgte dann etwas schwerfälliger.
    Das Schiff war so dunkel wie eine Gruft. Niemand rief sie an. Sie tasteten sich Niedergänge hinab bis zum leeren untersten Deck, und dort warteten sie wie Diebe in der Nacht.
 
    General Peymann schaute auf den Brief, den zwei britische Offiziere unter einer Parlamentärsflagge in die Stadt gebracht hatten. Die Offiziere warteten außerhalb vor den Stadttoren auf eine Antwort.
    Der Brief war auf Englisch geschrieben, und der General beherrschte diese Sprache nicht gut genug, um die komplizierten diplomatischen Höflichkeiten zu verstehen, und so gab er den Brief Lavisser. »Vielleicht übersetzen Sie mir, Major?«
    Lavisser las die Übersetzung laut. Er beeilte sich bei den blumigen Komplimenten und wurde langsamer, als er zu dem kam, was wenig mehr als eine Aufforderung zur Kapitulation der Stadt war. »›Wir, die Unterzeichner, wenn in diesem Moment unsere Truppen vor Ihren Toren stehen und unsere Batterien bereit sind, das Feuer zu eröffnen, erneuern hiermit die gleichen vorteilhaften und versöhnlichen Bedingungen, die Ihnen durch die Minister seiner Majestät unterbreitet worden sind.‹ Das ist nichts Neues, Sir«, bemerkte Lavisser. »›Wenn Sie die dänische Flotte übergeben, wird sie für Seine Dänische Majestät in Obhut genommen und restauriert. Seine Dänische Majestät wird sie mit aller Ausrüstung in einem guten Zustand zurückerhalten, sobald die allgemeinen Bedingungen des Friedensvertrages die Notwendigkeit beseitigt haben, die der Grund für diese Forderung ist.‹ Es ist sowohl von Admiral Gambier als auch von General Cathcart unterschrieben, Sir«, sagte Lavisser und legte den Brief auf den Tisch.
    Peymann saß an dem Tisch und blickte finster darauf. »Sie sagen nichts über die Bombardierung der Stadt?«
    »Nicht direkt, Sir.«
    »Aber werden sie bombardieren?«, wollte Peymann wissen.
    »Das werden sie nicht wagen!«, antwortete ein anderer Adjutant. »Sie werden sich den Zorn von ganz Europa zuziehen.«
    »Aber wenn sie es tun«, warf ein dritter Adjutant ein, »müssen wir es ertragen. Die Feuerwehren sind bereit.«
    »Welche Feuerwehren?«, fragte Lavisser sarkastisch. »Es gibt nur sieben Löschspritzen in der ganzen Stadt.«
    »Sieben? Nur sieben?« Peymann klang alarmiert.
    »Zwei sind in der Reparatur, Sir.«
    »Sieben reichen nicht!«
    »Verbrennen Sie die Flotte«, schlug Lavisser vor. »Wenn die Engländer sehen, dass ihre Prisen in Rauch und Flammen aufgegangen ist, werden sie von hier verschwinden.«
    »Wir sind hier, um die Flotte zu beschützen«, sagte Peymann. »Wir werden sie verbrennen, wenn wir das müssen, aber erst im allerletzten Moment.« Er seufzte, dann wies er einen Schreiber an, eine Antwort auf die britische Forderung zu schreiben. »Meine Lords«, diktierte er. Dann dachte er einen Moment nach. »Wir sind unverändert überzeugt davon, dass unsere Flotte, unser eigener, unstrittiger Besitz, so sicher in den Händen Seiner Dänischen Majestät ist, wie sie es in denen des Königs von England jemals sein kann.« Das fand er sehr gut formuliert. Sollte er die Möglichkeit einer Bombardierung erwähnen? Er sagte sich, dass er zum Ausgleich versuchen sollte, an das britische Gewissen zu appellieren. »Unser Herr hat nie irgendwelche Feindseligkeiten gegen Ihr

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