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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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und seine Männer duckten sich tief, als könnten sie sich vor dem patrouillierenden Feind in der Dunkelheit auf der Wasseroberfläche der See verstecken.
    Ein rötliches Glühen war jetzt oberhalb der Mauern der Zitadelle zu sehen, der Widerschein von Laternenlicht im Hof. Die Barkasse trieb jetzt schneller, getragen von der starken Strömung. Sharpe konnte den Pier nicht sehen. Er versuchte, nicht an die dänischen Geschütze in den Schießscharten oberhalb von ihm zu denken. Ein einziger Schuss mit Kartätschenmunition konnte die Barkasse in blutige Trümmer verwandeln. Die ersten der Stadtglocken schlugen ein Uhr.
    Dann prallte die Barkasse auf ein Hindernis. Sharpe klammerte sich am Dollbord fest, das klebrig vom Teer war. Sein erster Gedanke war, dass sie gegen einen Baum getrieben worden waren, dann erkannte er, dass die Männer am Bug aus der Barkasse stiegen. Sie hatten den Pier erreicht, haargenau geführt von den bläulichen Laternen. Er hörte, wie die Schweren Proviant- und Munitionstaschen aufwärts gehievt wurden.
    »Wir lassen das Boot einfach hier«, flüsterte Collier. »Soll es wegtreiben.«
    Sharpe ertastete sich den Weg vorwärts, dann kletterte er unbeholfen die hölzerne Leiter hinauf, die nach Fisch roch. »Wohin jetzt, Richard?«, fragte eine leise Stimme.
    Sharpe wandte sich erstaunt um. »Sie?«
    »Pst.« Captain Chase grinste in der Dunkelheit. »Admiral Gambier denkt, ich sei krank, aber ich konnte doch unmöglich meine Jungs sich selbst überlassen.« Seine Jungs grinsten alle. Sie hatten gewusst, dass der Captain mitkam, das war der Grund gewesen, weshalb sie alle so übermütig gewesen waren, nachdem sie die Vesuvius verlassen hatten. »Also, wohin, Richard?«, fragte Chase.
    »Sie sollten nicht hier sein, Sir«, sagte Sharpe.
    »Sie auch nicht, um Gottes willen. Außerdem ist es ein bisschen spät, mir das zu sagen, meinen Sie nicht auch?« Chase trug seine Uniform, legte jetzt jedoch einen Bootsmantel über seine Schultern. »Richard, übernehmen Sie die Führung.«
    Sharpe führte sie über den Pier, stets der riesigen Geschütze bewusst, die keine hundert Schritte entfernt waren, und dann nach links über den Pfad, auf dem er mit Astrid spaziert war. Ihre Schritte wirkten laut. Dann, keine zwanzig Schritte vom Pier entfernt, wurden sie vom Park aus, wo eine Batterie von Feldgeschützen hinter Faschinen aufgestellt war, angerufen.
    Chases dänischer Seemann antwortete. Es folgte ein kurzes Lachen aus der Dunkelheit, dann weiter dänische Worte. Die anderen Seeleute waren stehen geblieben, die Hände auf den Waffen, doch der Ton des Wortwechsels war beruhigend, und Chase führte sie weiter.
    »Was haben Sie ihm gesagt?«, fragte Chase, als die Batterie hinter ihnen lag.
    »Die Wahrheit«, sagte Chases Mann. »Dass wir britische Matrosen sind, die gekommen sind, um die Flotte zu erbeuten.«
    »Das haben Sie gesagt?« Chase klang alarmiert.
    »Meine Mutter sagte, ich komme in die Hölle, wenn ich lüge, Sir. Dann habe ich ihm erzählt, unser Boot hätte ein Leck und wir spazierten zurück. Er denkt, wir sind die Wachboot-Crew.«
    Chase lachte. Die Lampen in der Stadt gaben gerade genug Licht ab, um einen fahlen Schein auf die Straße neben dem Hafenkai zu werfen, der mit Fässern und aufgestapeltem Proviant für eine Belagerung gefüllt war. »Kommt Ihnen das ebenfalls verdammt seltsam vor, Richard?«, fragte Chase.
    »Jawohl, Sir.«
    »Mein Gott, wir sind in einer feindlichen Festung!« Chase spähte in Gassen, sichtlich enttäuscht, dass es dort so wenig zu sehen gab. Die Stadt schien zu schlafen. Nicht nur die Zivilisten, sondern auch die Garnison. Das wirkt alles so unschuldig hier, dachte Sharpe. Kopenhagen mochte belagert sein, doch die Stadt wollte ihr normales Leben weiterführen. Niemand wollte Krieg, und Sharpe spürte, dass die Leute glaubten, das Unheil würde vorübergehen, wenn sie es ignorierten. Dänemark wollte nur in Frieden gelassen werden, während Europa verrückt wurde, aber die Dänen hatten Schiffe, und so wurden sie in den Krieg hineingezogen, ob ihnen das gefiel oder nicht.
    Sie passierten Schloss Amalienborg. Es mussten dort Posten stehen, doch niemand rief die Männergruppe an, deren Schritte von den Schlosswänden widerhallten. Irgendwo miaute eine Katze, und Ratten huschten durch die Dunkelheit. Am Kai, der nach dem Aufbruch des Kronprinzen nach Holstein fast leer gewesen war, lagen viele vertäute Schiffe, die meisten davon Handelsschiffe, die Zuflucht

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