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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Lichtschein aus dem zweiten Kaminschacht. Nach oben durch den Schornstein konnte er nicht entkommen, blieb nur der zweite Abzugsschacht hinab. Er tastete sich zu der Vereinigung der beiden Schächte und ließ sich in den zweiten Kamin hinab. Er glitt ab und fiel. Verzweifelt krümmte er sich, versuchte sich mit den Händen abzufangen. Er schrammte sich am Rücken und den Händen Haut ab, konnte den Sturz jedoch abbremsen.
    Er landete in einem leeren Kamin. Die Luft war kühl und wundervoll. Er rollte sich zusammen, spürte, wie sich Ruß auf ihn senkte, und blieb zitternd und atemlos ein paar Sekunden liegen. Er hatte glaubt, bei dieser Tortur zu sterben.
    »Grace«, sagte er laut, als ob ihr Geist kommen und ihm Kraft geben würde. »Grace.« Er konnte nicht glauben, dass sie für immer fort war. Es hatte für ihn den Anschein, als hätte sie über ihm geschwebt und ihn bewacht. Grace, sein Schutzengel.
    Er kroch aus dem Kamin und stellte fest, dass er sich in Skovgaards Arbeitszimmer befand. Schwacher Mondschein war durch die oberen Fenster zu sehen, bei den unteren waren die Läden vorgelegt. Er durchquerte das Zimmer und zuckte zusammen, als Schmerzen durch seinen aufgeschürften Körper zuckten. Er hob den Haltebalken von einem der Fensterläden. Er war schwer. Das Fenster diente als Tür zum Garten, und er entriegelte es und zog es auf. Es quietschte leise. Er zuckte zusammen. Die kühle Nachtluft war wunderbar.
    Es fiel genügend Mondschein ins Zimmer, sodass er sah, dass auf dem Sessel im Arbeitszimmer immer noch sein Packen, Mantel, Hut und Säbel lagen. Er nahm an, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als seinen grünen Rock der 95. Schützen anzuziehen, denn der Schlüssel zu dem kleinen Speisezimmer war mitgenommen worden und er wusste nicht, wie er dort lautlos hineinkommen konnte.
    Er würde die Guineas verlieren, die er an Bord der Cleopatra gestohlen hatte, und er musste ohne Stiefel fliehen, aber das war besser, als ein Opfer von Lavisser zu werden.
    Ich muss höllisch schnell verschwinden, dachte er. Aber bevor er sich anzog, wollte er den Dreck von seiner geschundenen Haut waschen. Er ging in den Garten und sah ein großes Regenwasserfass unter einem Fallrohr. Er hob den Deckel ab, sah, dass es fast voll mit Wasser war, und kletterte hinein.
    Langsam und leise ließ er sich ins Wasser hinab, spülte seine Haut und sein Haar ab. Er musste schnell von hier fort, aber was kam dann? Er nahm an, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als auf die Ankunft der britischen Armee zu warten und sich dann als Versager zurück zu Sir David Baird zu schleppen.
    Er stieg aus dem Wasserfass und kehrte dann tropfnass zurück ins Arbeitszimmer. Aus seinem Packen nahm er ein schmutziges Hemd und die Uniform des Schützen heraus. Es mochte unklug sein, eine solche Uniform hier in Dänemark zu tragen, aber er konnte sie mit dem Mantel verdecken. Er zog die schwarze Hose an, knöpfte den grünen Rock zu, band seine rote Schärpe um und schnallte die Säbelscheide an seine Hüfte. Es war ein gutes Gefühl, wieder wie ein Soldat gekleidet zu sein. Gott verdammt, dachte er, Lavisser, das werde ich dir heimzahlen!
    Aber er sah keine Möglichkeit, wie er sich an dem Gardisten rächen konnte. Im Moment musste er entkommen, nichts weiter. Er nahm an, dass keine Zeit blieb, um Skovgaards Arbeitszimmer nach etwas für die Flucht Nützlichem zu durchsuchen. Er ging zu dem Beistelltisch, auf dem der Däne seine Pfeifen aufbewahrte, und zündete mithilfe der Zunderbüchse zwei Kerzen an. Dann nahm er sich den Schreibtisch vor. Die sieben Schubladen waren abgeschlossen, doch der Schürhaken vom Kamin diente ihm als Brecheisen. Holz splitterte, und Sharpe erstarrte, wartete auf Anzeichen darauf, dass er jemanden mit dem Geräusch aufgeweckt hatte. Er hörte nichts, und so hebelte er auch die anderen Schubladen auf und stellte die Kerzen näher daran.
    Sechs der Schubladen enthielten nur Papiere, doch in der siebten fand er sein Klappmesser und die Pistole, mit der Skovgaard ihn bedroht hatte. Die Pistole war eine von einem Paar mit langem Lauf, versilbert und ziseliert. Zuerst dachte er, es handle sich um Duellpistolen, doch als er sie sich genauer ansah, stellte er fest, dass sie einen gezogenen Lauf hatten. Dies war kein Spielzeug für Aristokraten, sondern ein Killerwerkzeug, teuer und tödlich. Er überprüfte die Pistolen und stellte fest, dass sie geladen waren. Dann suchte er in der Schublade nach weiterer Munition und fand

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