Sharpes Beute
der Soldliste der Franzosen steht. Das ist eine schreckliche Erkenntnis.«
»Eine Katastrophe«, pflichtete Lord Pumphrey bei.
»So hoffe ich, dass wir uns auf Ihre Diskretion verlassen können?« Gordon blickte Sharpe fragend an.
Sharpe nippte am Tee und beobachtete die Rauchspuren am nördlichen Himmel. Er nahm an, dass sie von Raketen stammten. Seit Indien hatte er keine Raketen mehr gesehen. »Wenn ich noch ein Schützenoffizier bin, dann werde ich diskret sein. Sie können mir Diskretion befehlen.« Es war ein indirekter Erpressungsversuch. Sharpe hatte seinen Posten in der Shorncliffe-Kaserne verlassen, und er konnte wenig Gnade von Colonel Beckwith erwarten, es sei denn, Sir David Baird setzte sich für ihn ein, aber Baird hatte nur versprochen, ihn zu unterstützen, wenn er in Kopenhagen Erfolg hatte. Und er war gescheitert, aber es war klar, dass niemand dieses Versagen bekannt machen wollte.
»Natürlich sind Sie noch ein Schützenoffizier«, sagte Gordon, »und Sir David wird die Umstände gern Ihrem Colonel erklären.«
»Solange Sie natürlich den Mund halten«, sagte Pumphrey.
»Ich werde schweigen«, versprach Sharpe.
»Aber erzählen Sie mir von Skovgaard«, sagte Lord Pumphrey. »Meinen Sie, er ist in Gefahr?«
»Verdammt ja, Mylord«, sagte Sharpe heftig, »aber er wollte mich nicht bei sich behalten, weil er im Moment mit England hadert. Er hat ein halbes Dutzend alte Männer mit noch älteren Musketen, die ihn bewachen, aber sie können Lavisser und Barker keine zwei Minuten standhalten.«
»Ich hoffe, Sie irren sich«, sagte Lord Pumphrey ruhig.
»Ich wollte bleiben«, sagte Sharpe, »aber er wollte es nicht, sagte, er vertraue in Gott.«
»Ihre Mission ist jetzt vorüber«, erklärte Gordon. »Lavisser ist ein Renegat, das Gold ist verschwunden, und wir sind mächtig reingelegt worden. Aber es ist nicht Ihre Schuld, Sharpe, überhaupt nicht. Sie haben sich anerkennungswert verhalten, und ich werde Ihren Colonel dementsprechend informieren. Sie wissen, dass Ihr Regiment hier ist?«
»Ich habe es vermutet, Sir.«
»Sie sind im Süden bei einem Ort namens Köge, glaube ich. Sie sollten sich besser dorthin begeben.«
»Und was geschieht mit Lavisser?«, fragte Sharpe.
»Ich nehme an, wir werden ihn nie wiedersehen«, sagte Gordon düster. »Oh, wir werden die Stadt einnehmen, aber ich habe keinen Zweifel daran, dass sich Lavisser vor uns verstecken wird und wir kaum jeden Dachboden und Keller nach ihm absuchen können. Und ich nehme an, dass das Schatzamt Seiner Majestät sich den Verlust von dreiundvierzigtausend Guineas erlauben kann, meinen Sie nicht auch? Ist genügend Proviant in der Stadt?«
»Proviant?« Sharpe war wegen des plötzlichen Themenwechsels durcheinander.
»Sind genügend Nahrungsmittel gelagert?«
»Jawohl, Sir. Karren und Schiffe trafen die ganze Zeit über ein, in der ich dort war, voll beladen mit Getreide.«
»Tragisch«, murmelte Gordon.
Sharpe furchte die Stirn, als er erkannte, weshalb Gordon die Frage gestellt hatte. Wenn die Stadt viel Proviant hatte, dann konnte sie eine längere Blockade aushalten. Aber es gab eine Alternative zur Blockade oder Belagerung, und Sharpe erschauerte.
»Sie können die Stadt nicht bombardieren, Sir.«
»Nicht?« Es war Lord Pumphrey, der die Frage stellte.
»Da gibt es Frauen und Kinder, Mylord.«
Lord Pumphrey seufzte. »Frauen und Kinder und Schiffe, Sharpe. Vergessen Sie bitte nicht die Schiffe. Deshalb sind wir hier.«
Gordon lächelte. »Die gute Neuigkeit ist, Sharpe, dass wir die unterirdischen Rohre entdeckt haben, durch die das Frischwasser in die Stadt gelangt. So unterbrechen wir sie. Vielleicht wird Durst die Stadt zwingen, zu kapitulieren? Aber wir können nicht lange warten. Das Wetter in der Ostsee wird unsere Flotte nach zu vielen Wochen nach Hause treiben. Schiffe sind zerbrechliche Dinge.« Er nahm einen Notizblock aus der Tasche, riss eine Seite ab und schrieb schnell etwas darauf. »Hier, Sharpe, Ihr Pass. Wenn Sie nach Norden gehen, werden Sie ein großes Haus aus rotem Backstein finden, das als unser Hauptquartier dient. Jemand wird wissen, ob eine Einheit nach Süden geht, und dafür sorgen, dass Sie sich ihr anschließen können. Ich entschuldige mich zutiefst, dass ich Sie in diesen Unsinn verwickelt habe. Und Sie denken daran, dass nichts von allem jemals passiert ist, ja?« Er schüttete den kleinen Rest von seinem Tee fort.
»Es war ein böser Traum, Lieutenant«, sagte Pumphrey, dann
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