Sharpes Beute
Castenschiold, und sein Optimismus schien berechtigt, denn gegen Mitternacht wurde er von der Rückkehr einer Kavalleriepatrouille geweckt, die bis Roskilde geritten war und festgestellt hatte, dass die Garnison der Stadt intakt war. Der General entschloss sich, am Morgen eine Botschaft nach Roskilde zu schicken und zu bitten, dass die Verteidiger ostwärts nach Kopenhagen marschierten. Das würde die Briten vielleicht ablenken, während er die freie Küstenstraße hinaufstürmte. Er vergaß die vagen Berichte von unidentifizierten Reitern im Morgengrauen, weil sein Traum Gestalt annahm.
Das Frühstück des Generals aus kalten Heringen, Käse und Brot wurde vor dem Morgengrauen eingenommen. Die Armee bereitete sich auf den Marsch vor. Einer der Miliz-Obersten kam zum Pfarrhaus mit einem traurigen Bericht, dass seinen Männern Munition von falschem Kaliber ausgegeben worden war. »Sie wird passen«, sagte der Oberst, »aber die Kugeln rasseln in den Rohren. Zu viel Einfluss des Windes auf die Abweichung eines Geschosses, nennt man das, glaube ich.« Der Oberst war ein Käsehersteller aus Vordingborg und noch unentschlossen, ob er die Amateure mit Holzschuhen, die sich Soldaten nannten, gegen britische Reguläre führen wollte.
Castenschiold befahl einem Adjutanten, eine Lösung für das Problem zu finden, dann schnallte er seine Säbelscheide um und lauschte den Seemöwen, die am langen Strand kreischten. Heute, dachte er, entscheidet sich, ob ich berühmt werde oder nicht. Heute musste er seine Männer über die lange Küstenstraße marschieren lassen, immer flankiert von der See und der Bedrohung durch die britische Marine, und er musste hoffen, tief in die feindlichen Truppen zu stoßen, welche die Hauptstadt umzingelt hatten.
»Hammer und Nägel«, sagte er zu einem Adjutanten.
»Hammer und Nägel, Sir?«
»Natürlich, um die britischen Geschütze zu vernageln«, blaffte Castenschiold und fragte sich, ob er in der Armee alles selbst machen musste. »Weiche Nägel, wenn Sie welche finden können. Und durchsuchen Sie die Stadt nach Äxten, um die Radspeichen der Munitionswagen zu zerstören«, fügte er hastig hinzu, bevor der Adjutant fragen konnte, warum er Äxte haben wollte.
»Haben Sie Zeit für Gebete?«, fragte der Pastor.
»Gebete?« Castenschiold hatte sich gefragt, ob das Wasser an der Küste tief genug war, um den großen britischen Schiffen zu erlauben, nahe ans Ufer heranzukommen, um ihre schreckliche Breitseite gegen die Straße einzusetzen.
»Sie wären äußerst willkommen bei unseren Familiengebeten«, erklärte der Pastor.
»Ich muss aufbrechen«, sagte Castenschiold hastig. »Aber beten Sie nur für uns, beten Sie.« Er stieg auf sein Pferd und ritt, gefolgt von einem halben Dutzend Adjutanten, nordwärts in den sich lichtenden Nebel. Die Dämmerung zeigte sich soeben über der östlichen See, als er den nördlichen Rand seines Feldlagers erreichte. Er rief seine Einheitsführer zusammen. »Ich möchte heute Ihre Männer auf jeder Flanke«, sagte er zu den beiden Kavallerie-Offizieren. »Schieben Sie Patrouillen vor, aber halten Sie den Großteil Ihrer Leute in der Nähe. Und heute wird es keinen Stopp geben. Fassen Sie Proviant, wenn Sie ihn brauchen, und sagen Sie Ihren Männern, dass sie Essen in ihren Satteltaschen mitnehmen. Beeilung, meine Herren, Schnelligkeit ist wichtig. Wir müssen den Feind erreichen, bevor er weiß, dass wir kommen!«
Er sprach mit seinen Offizieren auf einer flachen Hügelkuppe. Zu seiner Rechten, überraschend nahe, erstreckte sich der lange Strand, und vor ihm führte die Straße nach Kopenhagen zwischen weiten Feldern hindurch, die zu einem Gewirr von Hecken und Bäumen hin abfiel. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber in der Ferne, als Silhouette vor dem helleren Streifen im Osten, konnte er ein Schiff der Briten sehen.
»Die reguläre Infanterie wird den Marsch anführen«, befahl Castenschiold, »dann kommt die Artillerie und danach die Miliz. Ich will am Mittag kämpfen!«
Am Mittag, das sollte nahe bei Kopenhagen sein. Er plante, seine Kavallerie und reguläre Infanterie gegen alle Rotröcke, die ihm Widerstand leisteten, einzusetzen und seine Miliz zwischen den Batterien. Sie würde die Geschütze vernageln, die Radspeichen der Munitionswagen in Stücke hauen und die Pulverladungen verbrennen. Er sah es jetzt vor seinem geistigen Auge, sah den Rauch, der von den zerstörten Batterien aufstieg, sah sich als Held.
»Also, meine Herren! Machen
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