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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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kamen den Hügelhang herab, um in Musketenreichweite zu gelangen, doch sie waren zu wenige, und je näher sie herankamen, desto schneller wurden sie getroffen. Die Büchsen, im Gegensatz zu den Musketen mit glattem Lauf, hatten Visiere, und viele der Schützen trugen Abzeichen, die sie als erfahrene Scharfschützen auswiesen. Sie zielten, feuerten und töteten, und die Dänen wurden auf eine Distanz getroffen, die bisher keiner für tödlich gehalten hatte.
    Filmer schaute fasziniert zu und murmelte: »Gut, Jungs, ihr seid prima.« Die Plänkler im roten Rock feuerten jetzt wieder, aber es waren die Büchsen, die den Schaden anrichteten.
    »Es klappt, Lofty!«, rief Sharpe.
    »Und wie, Sir!«, antwortete Filmer heiter.
    Der feindliche Offizier, der seinen Hut festgehalten hatte, lag jetzt am Boden. Ein Mann lief zu ihm und wurde von zwei Kugeln getroffen. Die Schützen riefen einander die Ziele zu. »Siehst du den dicken Scheißer, der sich dahinschleppt?«
    Sharpe war von dem Lärm sonderbar überrascht. Er war in viel größeren Schlachten gewesen, doch keine war so laut gewesen wie diese. Das ohrenbetäubende Donnern der Feldgeschütze wurde vom Peitschen der Büchsen und Krachen der Musketen überlagert. Und das waren nur die Plänkler. Keines der Bataillone hatte bis jetzt mehr als eine Salve gefeuert, doch Sharpe musste schreien, um sich bei Filmer verständlich zu machen. Er wusste, dass er mit den Dänen sympathisierte. Die meisten von ihnen, die überwältigende Mehrheit, hatte nie in einer Schlacht gekämpft, und der Lärm war ein Angriff auf ihre Sinne. Es war ein Hämmern und Hallen, scheinbar unendlich, Krachen und Rauch, und dazwischen klangen die Schreie der Sterbenden und Verwundeten wie ein Diskant. Die Kanonenkugeln rissen große Klumpen Erde aus der Hügelkuppe, zerschmetterten eine dänische Kanone und ließen den Kopf eines Mannes in einem Blutschwall explodieren.
    Die Schützen stürmten von Erntehaufen zu Erntehaufen vorwärts. Kleine Feuer hatten sich in den Stoppeln entzündet. Die Plänkler mit den roten Röcken fügten ihr Feuer hinzu, doch es war gar nicht nötig. Die Büchsen gewannen, und die dänischen leichten Truppen wurden in ihre Linie zurückgetrieben.
    »Vorwärts!«, brüllte Filmer.
    »Zwei Mann nach rechts!«, schrie Sharpe.
    »Schon gesehen! Maddox! Hart! Erwischt diese Bastarde!«
    Die Lafetten der britischen Feldgeschütze rissen beim Rückstoß Furchen in die Straße. Der Rauch verdichtete sich, bis die Kanoniere blind feuerten, doch immer noch trafen sie. Die Grünröcke konnten jetzt auf die dänische Linie schießen. Sie hielten nach Offizieren Ausschau, wie sie es gelernt hatten, zielten und töteten und suchten ein neues Ziel.
    Die dänischen Reihen waren auf die fernen Feuersalven nicht vorbereitet. Dann, im Höllenlärm, nahm Sharpe das schrille Spiel der Dudelsäcke wahr und sah, dass das 92. Regiment auf dem langen Hang vorrückte. Die britischen Geschütze hämmerten noch auf die Mitte der feindlichen Linie. Die dänischen Geschütze blieben stumm, doch jetzt zeigte sich eine große Rauchwolke auf der Hügelkuppe. Ein Munitionswagen war explodiert.
    »Weiter! Weiter!«, rief Dunnett. »Näher ran!« Das 43. Regiment rückte jetzt vor. Die Waliser und die Hochländer marschierten den Hang hinauf und würden in Schussweite halten, um eine Salve zu feuern und dann die Bajonette aufzupflanzen.
    »Tötet sie!«, brüllte Dunnett. »Ich will ihre Offiziere tot sehen!«
    Ein reiterloses Pferd, vermutlich eines der Offiziere, galoppierte an der Front der dänischen Blauröcke entlang. Männer wurden von den feindlichen Reihen durch Gewehrfeuer zurückgeworfen, und die Sergeants schoben Männer in die entstandenen Lücken, um die Reihen zu schließen. Die Schützen mit den Büchsen machten ihre Sache gut. Gott, dachte Sharpe, aber es ist Mord. Seine Büchse war geladen, aber er hatte nicht damit geschossen.
    »Die Franzosen können kommen, Sir«, sagte Filmer. »Kommt schon, ihr verdammten Franzmänner!«
    Wellesley befahl seine Kavallerie vorwärts auf die linke Flanke am Strand. Es waren die deutschen Husaren, und sie strömten aus den Dünen und verursachten eine Staubfahne, in der die gezogenen Säbel blitzten, und ihr Anblick musste die Dänen überzeugt haben, dass die Position verloren war, denn lange bevor die vorrückenden Bataillone in Schussweite kamen, begannen sie sich von der Hügelkuppe zurückzuziehen. Das Feuern erstarb, als die Ziele verschwunden waren.

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