Sharpes Beute
Kompanie, Deckung zwischen den Häusern gesucht.
Dann zeigte sich der Umriss eines Mannes vor der Glocke. Er hob eine Muskete, als Sharpe die Büchse hochriss. Filmer war hinterrücks erschossen worden, und Sharpe hatte keine Gewissensbisse, als er abdrückte. Die Kugel knallte gegen die Glocke, aber sie hatte zuerst den Körper des Mannes durchschlagen. Die Muskete entfiel ihm, polterte über das Dach des Kirchenvorbaus, und dann fiel der Getroffene und rutschte über die roten Ziegel in den Friedhof hinunter.
»Haben Sie was gesagt, Captain?«, fragte Sharpe, als er eine neue Patrone aus der Patronentasche fischte.
Dunnett ging wortlos davon. Sharpe lud seine Büchse und ging zum Ende der Straße, wo ein Pferdetrog stand. Er beugte sich hinab und trank. Dann spritzte er sich Wasser ins Gesicht, schlang die Büchse am Riemen über die Schulter und spähte nach Süden. Der Boden fiel sanft ab. Zu seiner Linken gab die See, wo sich die weißen Segel der Kriegsschiffe massierten, Myriaden von Reflektionen wider.
Sharpe fragte sich, ob eines davon die Pucelle mit seinen alten Freunden an Bord war. Voraus trieb die Kavallerie die Flüchtlinge vor sich her, während sich zu seiner Rechten, ungefähr eine halbe Meile entfernt in einem kleinen Tal, das von hohen Bäumen beschattet war, ein Haus befand, das er äußerst schön fand. Es war groß, aber nicht protzig, niedrig und weitläufig, weiß angestrichen, mit großen Fenstern, die auf einen Zufahrtsweg, einen See und Garten blickten. Dunkle Büsche waren sorgsam gestutzt. Es sah behaglich und freundlich aus, und aus irgendeinem Grund dachte Sharpe an Grace und spürte, wie seine Augen feucht wurden.
Ein alter Mann kam von der nächsten Hütte. Er blickte nervös zu den Grünjacken. Dann schien er sich zu sagen, dass von ihnen keine Gefahr drohte, und er ging zu Sharpe. Er sah zum Gesicht des Schützen auf, nickte grüßend und schaute zum Haus.
»Vygard«, sagte er stolz.
Es dauerte einen Moment, bis Sharpe etwas mit dem Namen anfangen konnte. »Ist dies Herfölge?«, fragte er und nickte zu dem Dorf hin.
»Ja, Herfölge«, sagte der alte Mann glücklich. Er gestikulierte zum Dorf und wies dann auf das Haus. »Vygard.«
Das Haus von Lavissers Großvater. Vygard.
Und Lavisser hatte Kopenhagen bemerkenswert schnell erreicht, viel zu schnell für einen Mann, der eine schwere Truhe voller Gold transportierte. Sicherlich, dachte Sharpe, wollte Lavisser das Gold nicht in eine Stadt bringen, die vom Feind eingenommen wird.
»Tak «, sagte er inbrünstig, »mange tak.«
Vielen Dank. Denn er ging nach Vygard.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2011
KAPITEL 8
Vygards Tore waren verschlossen, aber nicht abgeschlossen. Zuerst dachte Sharpe, das Haus sei verlassen, weil es so still war, dann sagte er sich, dass niemand ein leeres Haus mit offenen Fensterläden zurücklassen würde. Rote Rosen wuchsen zwischen den Fenstern vor der Hauswand. Der vordere Rasen war frisch gemäht, und es duftete nach Gras.
Sharpe ging um die Seite des Hauses herum, an großen Stallungen und dem Kutscherhaus vorbei, durch einen Garten, in dem Bienen summten, unter einem Torweg vorbei, der aus einer Buchsbaumhecke geschnitten war. Dann gelangte er auf eine Wiese, die zu einem See hin abfiel.
Auf der Mitte der Wiese, unter einem großen Sonnenschirm, lag eine dunkelhaarige Frau auf einer Strandliege. Sie trug ein weißes Kleid. Ein Strohhut, mit einem weißen Band geschmückt, lag mit einer Zeitung und Handglocke neben einem Handarbeitskorb auf einem Korbtisch.
Sharpe blieb stehen, rechnete damit, dass sie erschrak und nach den Dienern rief, doch dann erkannte er, dass sie schlief. Ein ungewöhnlicher Anblick: Eine Frau verschlief friedlich einen sonnigen Nachmittag, während keine Meile entfernt Kavalleristen entsetzte Flüchtlinge aus Gräben und Hecken trieben.
Die Rückseite des Hauses war dicht mit Glyzinien bewachsen, zwischen denen eine weiß angestrichene Tür einladend offen stand. Ein Korb mit Birnen und Äpfeln stand neben der Türschwelle. Sharpe trat in die kühle und geflieste Diele. Bilder von Kirchen und Schlössern hingen an den Wänden. In einem Ständer standen ein Dutzend Spazierstöcke und zwei Schirme. Ein Hund döste in einem Alkoven. Er erwachte, als Sharpe vorbeiging, doch anstatt zu bellen, schlug er nur ein paarmal mit dem Schwanz auf den Boden.
Sharpe öffnete auf gut Glück eine Tür und fand sich in einem langen,
Weitere Kostenlose Bücher