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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Mannschaften und überschätzte nach Dunnetts Meinung seine Kompetenz und - schlimmer noch - hatte in Indien gedient und glaubte deshalb, etwas vom Soldatentum zu verstehen.
    »Der Colonel hat mich geschickt. Er sagte, es fehle Ihnen an einem Lieutenant.«
    »Und wo, zum Teufel, sind Sie gewesen?« Captain Dunnett beugte sich zu dem Taschenspiegel, den er am Zaunpfosten befestigt hatte. Er schabte mit dem Rasiermesser über sein Kinn und achtete sorgfältig darauf, nichts von seinem Schnurrbart wegzurasieren. »Ich habe Sie seit Wochen nicht gesehen.«
    »Ich war zu einem Sonderkommando abkommandiert, Sir.«
    »Sonderkommando?«, fragte Dunnett eisig. »Was, zum Teufel, war das?«
    »Ich habe für General Baird gearbeitet.«
    Und was würde Sir David Baird von einem Mann wie Sharpe wollen?, dachte der Captain. Er verzichtete darauf, danach zu fragen. »Bleiben Sie uns nur aus dem Weg«, sagte er mürrisch. Er schüttelte Wasser von seinem Rasiermesser und fuhr sich mit der Hand übers Kinn. Verdammter Quartiermeister, dachte er.
    Die Schützen schlugen aus einem Waldstück Holz und machten kleine Feuer, sodass sie ihren Tee aufbrühen konnten. Die Grünröcke waren an Hecken und Zäunen verstreut, die sich auf jeder Seite der Straße erstreckten. Hinter ihnen, auf Feldern, warteten zwei Bataillone Rotröcke. Dann und wann kam ein Offizier dieser Bataillone zu den Schützen und starrten den flachen Hang hinauf, wo sich eine dänische Armee auf der Hügelkuppe befand. Die feindliche Flagge, ein weißes Kreuz auf rotem Feld, bewegte sich leicht im schwachen Wind, der den Geruch vom Meer mitbrachte. Da waren blau berockte Kavallerie auf beiden Seiten der dänischen Flanken und eine Batterie von Feldgeschützen in ihrer Mitte. Männer stellten Schätzungen über die Stärke des Feindes an. Die meisten nahmen an, dass zwölftausend Dänen auf dem Hügel waren, während die Briten etwa dreitausend zählten, und die meisten Rot- und Grünröcke waren glücklich über dieses Zahlenverhältnis.
    »Worauf warten wir noch?«, grollte ein Mann.
    »Wir warten, Hawkins, weil General Linsingen um ihre Flanke marschiert«, entgegnete Captain Dunnett.
    Das war jedenfalls der Plan. General Wellesley würde den Feind festnageln, und während der Feind mit seinem Angriff rechnete, würde Linsingen von der Deutschen Legion hinter ihren Rücken marschieren und ihn in die Zange nehmen, vorausgesetzt, dass keine Brücke zusammengebrochen war, Linsingens Männer noch drei Meilen entfernt auf der falschen Seite eines Baches waren und folglich niemand wusste, dass der Plan bereits gescheitert war.
    Eine Serie von dumpfen Schüssen kündigte die Ankunft einer Batterie britischer Neunpfünder an, die auf der Straße abgeprotzt waren.
    »Feuer aus!«, blaffte ein Offizier der Kanoniere, und die Männer duckten sich um die kleinen Lagerfeuer. Er war beunruhigt, weil er im Begriff gewesen war, Pulverbeutel neben den Geschützen zu stapeln.
    »Verdammte Pioniere!«, maulte ein Schütze.
    Ein Captain vom 43. Regiment, mit geröteten Augen und blass, bat eine Gruppe von Schützen um einen Becher Tee. Das 43. war ein walisisches Regiment, das mit den Grünröcken in den Shorncliff-Kasernen ausgebildet worden war, und die beiden Bataillone waren befreundet.
    »Ich gebe euch Jungs einen Rat«, sagte der Captain.
    »Sir?«
    »Meidet den Aquavit. Rührt den Schnaps nicht an. Der Teufel brennt ihn, und die Dänen saufen ihn. Gott weiß, wie sie ihn vertragen. Er sieht aus wie Wasser, aber der Schein trügt.«
    Die Schützen grinsten. Der Captain zuckte zusammen, als ein Mann mit Schottenrock seinen Dudelsack aufblies, um ihm bald darauf eine Folge von Schreien und Quietschen zu entlocken. »O Gott«, stöhnte der Captain. »Nicht das, lieber Gott, verschone mich!«
    Sharpe hörte den Dudelsack und erinnerte sich an Indien, an ein staubiges Schlachtfeld voller Männer, Pferde und Geschütze, wo die Hochländer den Feind vernichtet geschlagen hatten.
    »Ich weiß nicht, ob diese Geräusche den Dänen Angst machen«, sagte eine Stimme hinter ihm, »aber mir jagen sie höllische Angst ein.«
    Sharpe drehte sich um und sah, dass Sir Arthur Wellesley den Feind durch sein Fernrohr betrachtete. Der General saß auf seinem Pferd und hatte Sharpe nicht angesprochen, sondern mit zwei Adjutanten geredet. Wellesley schwenkte das Fernrohr nach links und rechts, schob es dann zusammen, blickte auf und sah einen Schützenoffizier. Ein Ausdruck von Überraschung und zugleich

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