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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wird bald unser Feind sein«, sagte er. »Stimmt das, Chase?«
    Captain Joel Chase von der Royal Navy, der am fernen Ende des Tisches saß, nickte. »Die baltischen Staaten werden im späten Herbst sehr unangenehm, Mylord«, antwortete Chase in seinem starken Devonshire-Dialekt. »Nebel, Sturm, all die üblichen Ärgernisse.« Chase war an Land eingeladen worden, mit Cathcart zu dinieren, eine höfliche Geste, die jeden Abend einem Marineoffizier gewährt wurde, und er hatte seinen Ersten Lieutenant, Peel, mitgebracht, der zu viel getrunken hatte und jetzt auf seinem Stuhl eingeschlafen war. Chase, der darauf geachtet hatte, neben Sharpe zu sitzen, neigte sich jetzt zu dem Schützen. »Was meinen Sie, Richard?«
    »Wir sollten es nicht tun«, sagte Sharpe. Er saß so weit von Cathcart entfernt, dass seine Bemerkung nicht gehört wurde.
    »Wir werden es aber«, sagte Chase leise. Der große, blonde Marine-Captain war der Kapitän der Pucelle, dem Schiff, auf dem Sharpe bei Trafalgar gedient hatte, und er hatte Sharpe mit sichtlicher Freude begrüßt. »Mein lieber Richard! Wie schön, Sie zu sehen. Und es tut mir so leid, was geschehen ist.« Die beiden Männer hatten sich seit Graces Tod nicht mehr gesehen, und es war an Bord von Chases Schiff gewesen, auf dem Grace und Sharpe sich so leidenschaftlich geliebt hatten. »Ich habe Ihnen geschrieben«, hatte Chase Sharpe gesagt, »doch der Brief ist zurückgekommen mit dem Vermerk ›Adresse unbekannt‹.«
    »Ich habe das Haus verloren«, sagte Sharpe.
    »Das ist hart, Richard, sehr hart.«
    »Wie liegen die Dinge auf der Pucelle, Sir?«
    »Wir kämpfen uns durch, Richard. Lassen Sie mich nachdenken, an wen Sie sich erinnern werden. Hopper ist immer noch mein Bootsmann, Clouter geht es gut, nachdem er einige Finger verloren hat, und der junge Collier hat seine Prüfung zum Lieutenant im nächsten Monat. Er sollte sie schaffen, wenn er bei der Trigonometrie nichts durcheinanderbringt.«
    »Was ist das?«
    »Langweiliger Stoff, den Sie am Tag nach der Prüfung vergessen haben«, sagte Chase. Er hatte darauf bestanden, neben dem Schützen zu sitzen, obwohl er wegen seines höheren Rangs viel näher bei Lord Cathcart hätte Platz nehmen sollen. »Der Mann ist ein Langweiler«, hatte er Sharpe zugeraunt, »übervorsichtig und zum Gähnen.« Chase lauschte jetzt der Unterhaltung am fernen Ende des Tischs, bevor er sich wieder zu Sharpe neigte. »Die Wahrheit ist, Sharpe, dass sie nicht die Stadt angreifen wollen, weil sie zu starke Mauern hat. So werden wir die Mörser einsetzen. Wir haben keine große Wahl. Entweder das, oder ihr Jungs müsst durch eine Bresche gehen.«
    »Drinnen sind Frauen und Kinder«, protestierte Sharpe zu laut.
    Lord Pumphrey, der dafür gesorgt hatte, dass Sharpe zu dem Essen eingeladen worden war, hörte die Bemerkung. »Da sind Frauen, Kinder und Schiffe, Sharpe, Schiffe, und darum geht es.«
    »Aye, aber werden wirklich irgendwelche Schiffe dort sein?«, fragte Chase.
    »Da sollten verdammt Schiffe sein«, grollte Sir David Baird.
    Cathcart ignorierte Baird und starrte stattdessen zu Chase, dessen Frage Alarm in der Tischrunde ausgelöst hatte. Jackson, der Diplomat, schob ein knorpeliges Fleischstück an den Rand des Tellers. »Den Dänen wird es widerstreben, ihre Flotte zu verbrennen. Sie werden bis zur letzten Minute damit warten, oder nicht?«
    »Letzte Minute oder nicht«, sagte Chase, »sie werden sie trotzdem verbrennen, und Schiffe brennen schnell. Erinnern Sie sich an die Achille, Richard?«
    »Die Achille?«, fragte Pumphrey.
    »Ein französischer 74er, Mylord, verbrannt bei Trafalgar. Gerade hatte sie noch gekämpft, und in der nächsten Minute war sie ein weiß glühendes Wrack. Weiß glühend.« Er betonte jede Silbe. »Wir riskieren eine Stadt voller toter Frauen und Kinder für einen Haufen feuchter Asche.«
    Cathcart, Jackson und Pumphrey starrten ihn an. Lieutenant Peels leises Schnarchen verstummte abrupt, als er aufschreckte und sich am Tisch umsah. »Die Botschaft, die in der Zeitung verborgen war«, sagte Lord Pumphrey, »ist vermutlich an Lavisser gerichtet?«
    »Davon können wir ausgehen«, sagte Jackson.
    »Und sie gibt ihm die Erlaubnis von seinen französischen Herren, die dänischen Befehle auszuführen, um uns die Flotte zu rauben.«
    »Stimmt«, sagte Jackson.
    »Die gute Nachricht ist«, sagte Cathcart, »dass dank Mister ...«, er überlegte, konnte sich jedoch nicht an Sharpes Namen erinnern, »... dass dank der

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