Sharpes Beute
einen Malkasten mit Aquarellfarben, einen Becher mit Wasser und Pinsel dabei, mit denen er ein Bild von Kopenhagens Silhouette malte.
»Ich danke dem Herrn, dass ich nie die Absicht hatte, zur Armee zu gehen«, fuhr Seine Lordschaft fort und fügte seinem Gemälde einen Pinselstrich hinzu. »Da ist es so laut.«
Der »Teufel«, wie das Gefährt genannt wurde, überwand die Hügelkuppe und rollte hinab zur Batterie. Es war ein grotesk schwerer Karren für den Transport von Mörsern. Die Lafette des Mörsers ruhte auf dem Karren, während das Rohr unter der hinteren Achse ruhte. Die Batterie hatte bereits sechs 24-Pfünder-Geschütze mit langem Rohr, die von einem Schiff an Land geholt worden waren, und jetzt wurde sie mit ebenso vielen Mörsern ausgerüstet.
Es waren teuflisch aussehende Waffen. Eigentlich nur Metalltöpfe, gedrungen und kurz. Die Lafette war ein Holzklotz, in den der Pott eingebettet war, sodass er hoch in die Luft ragte, vorne mit einem Keil zum Ändern der Richthöhe, obwohl die meisten Kanoniere es vorzogen, ihr Geschütz mit der Pulvermenge in der Ladung auszurichten. Sharpe, der die Männer beim Manövrieren des »Teufels« unter die dreibeinige Winde beobachtete, die das schwere Rohr vom Boden anheben und auf die Lafette legen würde, versuchte sich vorzustellen, wie das Geschütz abgefeuert wurde. Es würde keinen Rückstoß geben, denn die Lafette hatte keine Räder, und das Geschütz wurde nicht horizontal abgefeuert. Und so würde die Masse aus Holz und Eisen statt zurückzuspringen einfach versuchen, sich selbst ins Erdreich zu graben. Die in dieser Batterie zusammengezogenen Mörser waren alle Zehn-Zoll-Waffen, nicht die größten, aber Sharpe stellte sich vor, wie die rauchenden Kugeln hoch im Bogen in den bewölkten Himmel stiegen und in Kopenhagen einschlugen.
Lord Pumphrey musste seine Gedanken erraten haben. »Diese Geschütze werden auf die Zitadelle abgefeuert werden, Sharpe. Beruhigt das Ihr Gewissen?«
Sharpe fragte sich, ob er Pumphrey von den Waisenkindern in der Stadt erzählen sollte, entschied sich aber dagegen. »General Cathcart will anscheinend auch nicht bombardieren, Mylord.«
»General Cathcart wird tun, was ihm seine politischen Herren befehlen«, sagte Pumphrey, »und in Abwesenheit jedes Ministers der Krone wird er auf Mister Jackson hören müssen, ob ihm das gefällt oder nicht.«
»Nicht auf Sie, Mylord?«, fragte Sharpe.
»Ich bin ein Lakai, Sharpe«, behauptete Pumphrey, tauchte den Pinsel in die Farbe und blickte stirnrunzelnd auf sein Bild. »Ich bin nur eine Nebenfigur ohne jede Bedeutung. Ich kann Cathcart höchstens ermuntern, die Stadt zu bombardieren. Beginn morgen Nacht, hoffe ich.«
»Morgen?« Sharpe war überrascht, dass es schon so bald sein würde.
»Warum nicht? Die Geschütze sollten bereit sein, und je früher es erledigt wird, desto schneller können wir das Schreckliche vergessen und nach London zurückkehren.« Pumphrey blickte Sharpe fragend an. »Aber warum sind Sie so überempfindlich? Ihr Ruf lässt nicht vermuten, dass Sie zimperlich sind.«
»Es macht mir nichts aus, Männer im Kampf zu töten«, sagte Sharpe, »aber ich konnte noch nie leiden, Frauen und Kinder abzuschlachten. Das ist zu einfach.«
»Leichte Siege sind die besten«, sagte Pumphrey, »und für gewöhnlich die billigsten. Und Sie sollten sich merken, dass Sparsamkeit das größte Wunschziel von Regierungen ist. Ich denke dabei natürlich an ihre Ausgaben, nicht an ihre Einkünfte. Wenn ein Mann in der Regierung nicht reich werden kann, verdient er nicht die Privilegien des Amtes.« Er schwang den Pinsel oben auf dem Blatt Papier, schmierte Wolken aus der grauen Aquarellfarbe. »Das Dumme ist«, sagte er, »dass ich nie weiß, wann ich aufhören soll.«
»Aufhören?«
»Mit dem Malen, Sharpe, mit dem Malen. Zu viel, und das Gemälde wird schwer. Aquarellfarbe sollte leicht sein, suggestiv, nichts anderes.« Er trat zurück und betrachtete stirnrunzelnd das Bild. »Ich finde, es ist fast so weit.«
Sharpe schaute das Gemälde an. »Ich halte es für sehr gut, Mylord.« Und das stimmte. Pumphrey hatte das fast zauberhafte Aussehen der Stadt mit seinen grünen Türmen und Kuppeln und roten Dächern wunderbar eingefangen. »Ich finde es ausgezeichnet.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen, Sharpe.« Humphrey wirkte echt erfreut, dann erschauderte er, als der Sergeant die Männer anschnauzte, kräftiger an dem Seil zu ziehen, welches das Rohr des Mörsers
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