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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Mauerwerk schien seit seiner Erbauung kaum ausgebessert worden zu sein. Stokes schloss es daraus, dass die dunklen Steine dick mit Unkraut und Flechten überwuchert waren. Die Mauern sahen gewaltig aus, waren beeindruckend hoch und versehen mit massiven Bastionen, die den Verteidigern Flankenfeuer erlaubten, doch Stokes vermutete, dass die beiden Mauern im Kern aus aufgefülltem Geröll bestanden. Wenn erst das Mauerwerk gesprengt war, würde das Geröll hervorbrechen. Ein paar Schüsse würden ausreichen, um die Innenseiten zu brechen. Die Arbeit eines Tages, nahm er an. Zwei Tage harten Beschusses, und die Mauern würden zusammenbrechen.
    Stokes hatte seine Erkundung nicht allein gemacht, sondern wurde von Lieutenant Colonel William Kenny von der East India Company begleitet, der den Angriff auf die Breschen leiten würde. Kenny, ein verschlossener Mann mit eingefallenen Wangen, kauerte neben Stokes.
    »Nun?«, fragte er schließlich, nachdem Stokes fünf Minuten lang schweigend die Mauern betrachtet hatte.
    »Zwei Tage Arbeit, Sir«, sagte Stokes. »Wenn die Marathen sich die Mühe gemacht hätten, ein Glacis anzulegen, wären es zwei Wochen Arbeit gewesen, doch sie haben offenbar so große Zuversicht, dass sie nicht einmal in Erwägung gezogen haben, den Fuß der äußeren Mauer zu schützen.«
    Kenny stieß einen Grunzlaut aus. »Wenn es so leicht ist, dann geben Sie mir zwei Löcher in der inneren Mauer.«
    »Nicht in der äußeren?«, fragte Stokes.
    »Da wird mir eines reichen«, sagte Kenny und spähte durch sein eigenes Fernrohr. »Eine gute breite Lücke in der vorderen Mauer, Stokes, aber nicht zu nahe beim Haupttor.«
    »Das werden wir vermeiden«, sagte der Major. Das Haupttor lag zur Linken, und es würde sicher massiv von den Bastionen und Türmen verteidigt werden, was bedeutete, dass es dort vor Verteidigern nur so wimmelte.
    »Geradenwegs durch die Mitte«, sagte Kenny. »Geben Sie mir eine Bresche rechts von dieser Hauptbastion und zwei zu beiden Seiten davon durch die innere Mauer, und wir werden den Rest erledigen.«
    Es würde leicht sein, die Mauern zu durchbrechen, doch Stokes bangte um Kennys Männer. Ihr Vorrücken war eingeengt durch das große Wasserbecken links von der Landenge, sodass Kenny zwischen dem Wasser und der steilen Felswand zur Linken eingequetscht sein würde. Diese enge Strecke, kaum breiter als fünfzehn Yards an der schmalsten Stelle, würde heftig beschossen werden, besonders von den Wehrgängen und der Bastion über dem Haupttor. Stokes hatte bereits beschlossen, dass seine Batterien einige Schuss für dieses Tor zurückhielten, um zu versuchen, seine Artillerie auszuschalten und seine Verteidiger in Panik zu versetzen.
    Jetzt, unter der Mittagssonne, ging der Major zu den Pionieren, von denen die Schanzkörbe gefüllt wurden. Er überprüfte jeden, vergewisserte sich, dass die Sepoys die Erde hart in die Weidenkörbe rammten, denn ein lose gefüllter Schanzkorb war nutzlos. Die fertigen Schanzkörbe wurden auf Ochsenkarren gestapelt, während andere Karren mit Pulver und Munition in der Nähe warteten. Alles verlief ordentlich, und der Major starrte über das Plateau hinweg, wo frisch eingetroffene Soldaten ihr Lager aufschlugen. Die nächsten Zelte, zerlumpt und behelfsmäßig, gehörten einem Trupp Marathen-Reitern, die sich mit den Briten verbündet hatten.
    Stokes beobachtete die Wächter, die nahe bei den Zelten saßen, und entschied sich, seine Wertsachen wegzuschließen und von seinem Diener den Koffer im Auge behalten zu lassen. Der Rest der Marathen-Reiter war südwärts getrabt, wohl um Quellen oder Brunnen zu suchen, denn auf dem Plateau gab es kein Wasser. Dafür war es hier trocken und kühler als auf der Ebene, obwohl es auch hier verdammt heiß war. Staubteufel wirbelten hinter den Zeltreihen, wo Musketen zu ordentlichen Pyramiden aufgestellt waren. Einige Offiziere in Hemdsärmeln, vermutlich von den Bataillonen der East India Company, spielten Kricket, bestaunt von amüsierten Sepoys und Männern von der Schottischen Brigade.
    »Das ist nicht Ihr Spiel, Sir, oder?« Hakeswills Stimme riss Stokes aus den Gedanken.
    Der Major wandte sich um. »Was?«
    »Kricket, Sir. Zu kompliziert für Nigger und Schotten, weil es ein Spiel ist, für das man Verstand braucht, Sir.«
    »Spielen Sie es, Sergeant?«
    »Ich? Nein, Sir. Als Soldat hinter der Front habe ich keine Zeit zu verplempern.«
    »Es tut einem gut, einen Zeitvertreib zu haben«, sagte Stokes. »Ihr

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