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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Augenblick wimmelt es auf dem gesamten Terrain von Rotröcken, die in der Dunkelheit nicht wissen, mit wem sie es zu tun haben. Also kein Feuern, haben Sie mich verstanden? Es sei denn, Sie sehen feindliche Infanterie. Dann informieren Sie mich durch einen Melder, kämpfen gut und warten auf Unterstützung.«
    Morris stieß einen Grunzlaut aus. Das hatte man ihm bereits zweimal gesagt und er brauchte keine dritte Anweisung. Dennoch drehte er sich zu seiner Kompanie um, die angetreten und bereit war. »Keiner feuert ohne meine besondere Erlaubnis, ist das verstanden?«
    »Sie haben es verstanden, Sir«, antwortete Hakeswill für die Kompanie. »Wer ohne Erlaubnis einen Musketenschuss abgibt, wird ausgepeitscht, Sir.«
    Morris setzte die Kompanie in Marsch. Er folgte der alten Straße, die direkt zum Tor des äußeren Forts führte. Die Nacht war stockfinster, und nachdem sie das Lager der Pioniere hinter sich gelassen hatten, konnte Morris die Straße überhaupt nicht mehr sehen. Die genagelten Schuhe seiner Männer klapperten laut auf den Steinen. Sie marschierten langsam, ertasteten sich praktisch den Weg und nutzten das schwache Licht der Mondsichel, die wie eine Silberklinge über Gawilgarh hing.
    »Erlaubnis zu sprechen, Sir?«, fragte Hakeswill Morris mit heiserer Stimme.
    »Nicht so laut, Sergeant.«
    »Ich werde leise wie eine Maus sein, Sir, aber wenn wir hier sind, heißt das, dass wir an dem Angriff auf die Festung teilnehmen, Sir?«
    »Gott, nein«, sagte Morris inbrünstig.
    Hakeswill lachte glucksend. »Ich habe nur wegen meines Testaments gefragt.«
    »Testament?«, fragte Morris. »Sie brauchen ein Testament?«
    »Ich habe einiges an Vermögen«, prahlte Hakeswill und dachte: Und bald werde ich noch mehr haben, denn es ist mir gelungen, eine Bestätigung für meine Vermutung zu bekommen, dass Sharpes vermisster Tornister in Major Stokes Gewahrsam ist.
    »Sie haben einiges Vermögen?«, fragte Morris sarkastisch. »Und wem, zur Hölle, werden Sie es vermachen?«
    »Das wird im Testament stehen, wenn Sie mir verzeihen werden, Sir. Ich habe keine Familie, abgesehen von der Armee, Sir, die wie Muttermilch für mich ist.«
    »Dann machen Sie unbedingt Ihr Testament«, sagte Morris. »Connors kann es für Sie aufsetzen.« Connors war der Kompanieschreiber. »Ich nehme aber natürlich an, dass es überflüssig sein wird.«
    »Das hoffe ich auch, Sir.«
    Die beiden Männer verfielen in Schweigen. Der dunkle Umriss der Festung war jetzt viel näher, und Morris war nervös. Was war überhaupt der Sinn dieser blöden Übung? Wie sollte er irgendwelche feindlichen Infanteristen in der Finsternis sehen? Erkennen konnte er nur etwas, wenn die Dummköpfe entschieden, dass die Männer mit Fackeln marschierten. In Gawilgarh waren einige Lichter zu sehen. Über dem äußeren Fort schimmerte Licht, das von Feuern und Lampen im inneren Fort kommen musste, und etwas näher konnte Morris ein paar flackernde Lichtpunkte sehen, wo Feuer oder Fackeln in den näheren Verteidigungsanlagen brannten. Aber diese verstreuten Lichter würden ihm nicht helfen, wenn eine feindliche Einheit aus dem Tor hervorbrach.
    »Weit genug!«, rief er. Er war sich nicht ganz sicher, ob sie nahe genug an die Festung herangegangen waren, doch er hatte keine Lust, noch weiter zu gehen, und so zischte er Hakeswill zu, die Männer westwärts auf der Landenge zu verteilen. »Fünf Schritte Abstand zwischen jedem Männerpaar, Sergeant.«
    »Fünf Schritte, Sir.«
    »Wenn jemand etwas sieht oder hört, muss er das nach hier zu mir melden.«
    »Das werden sie tun, Sir.«
    »Und keiner soll eine Pfeife anzünden, ist das klar? Ich will nicht, dass uns der Feind mit Kartätschen belegt, weil einige Schwachköpfe rauchen müssen.«
    »Ich habe Ihre Befehle verstanden, Sir. Und welche Position soll ich einnehmen, Sir?«
    »Am äußeren Ende der Linie, Sergeant.« Morris war der einzige Offizier bei der Kompanie, denn sowohl sein Lieutenant als auch sein Ensign hatten Fieber und waren in Mysore geblieben. Aber er nahm an, dass Hakeswill so gut wie jeder Lieutenant war.
    »Sehr gut«, sagte Hakeswill, und dann zischte er den Männern den Befehl zu, sich zu verteilen. Sie verschwanden in der Finsternis. Für einen Moment waren die Schritte, das Schaben von Musketenkolben an Felsen und die Geräusche der Männer, als sie sich niederließen, zu hören, dann herrschte Stille. Oder fast Stille. Der Wind seufzte an den Felswänden und den Mauern der Festung und trieb

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