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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sein, Sharpe.« Wallace lächelte, als erweise er Sharpe einen großen Gefallen.
    »Ich weiß nichts über Ochsen, Sir«, sagte Sharpe.
    »Das ist mir klar. Wer weiß schon was darüber? Und bei dem Zug gibt es außerdem Dromedare und Elefanten. Das ist eine regelrechte Menagerie. Aber die Erfahrung wird Ihnen gut tun. Damit haben Sie mehrere Eisen im Feuer.«
    Sharpe wusste, dass ein weiterer Protest nichts bringen würde, und so nickte er. »Jawohl, Sir.«
    »Gut! Prima! Großartig!« Wallace konnte seine Erleichterung nicht verbergen. »Es wird nicht für lange sein, Sharpe. Sindhia ist bereits auf Frieden aus, und der Radscha von Berar wird ihm zwangsläufig folgen. Es wird vielleicht sogar keinen Kampf in Gawilgarh geben, wenn die Schufte dort Unterschlupf suchen. Gehen Sie also zu Torrance und helfen ihm, dann können Sie einen Kurs auf England einschlagen. Was halten Sie davon? Werden Sie ein Grünrock!«
    Ensign Sharpe war also gescheitert. Völlig gescheitert. Er war zwei Monate Offizier gewesen und wurde jetzt aus dem Regiment rausgeworfen. Zu den Ochsen und den Dromedaren oder sonst was geschickt, und danach zum grün berockten Abschaum der Armee.
 
    Die Briten und ihre alliierte Kavallerie marschierten und ritten die ganze Nacht hindurch. Im Morgengrauen rasteten sie kurz. Die Kavalleristen tränkten ihre Pferde, dann schwangen sie sich wieder in die Sättel und ritten weiter, bis die Tiere vor Erschöpfung schwankten und ihr Fell von weißen Schweißflocken bedeckt war. Erst dann gaben sie die wilde Verfolgungsjagd der Marathen-Flüchtlinge auf. Die Arme, mit denen sie die Säbel geschwungen hatten, waren ermüdet, ihre Klingen stumpf und ihr Blutdurst gestillt. Die Nacht war ein wilder Siegesrausch gewesen, ein Schlachtfest unter dem Mondschein, und am Morgen stürzten sich die Geier auf das Festmahl.
    Die Verfolgung endete nahe der Hügelkette, die im Norden die Dekkan-Ebene begrenzte. Die Hügel waren steil und stark bewaldet, kein Terrain für Kavallerie, und über den Hügeln ragten hohe Felsen auf, die sich vom östlichen bis zum westlichen Horizont wie die alptraumhafte Brustwehr eines Stammes von Giganten erstreckte. An einigen Stellen gab es tiefe Einschnitte in den hohen Felsen. Ein paar der britischen Verfolger starrten auf die große Felswand, die ihren Weg blockierte, und nahmen an, dass die bewaldeten Einschnitte einen Pfad hinauf zur Kuppe ermöglichten, obwohl sich niemand vorstellen konnte, wie jemand auf die Felsen hinaufgelangen konnte, wenn der Feind sie verteidigte.
    Zwischen zwei tiefen Einschnitten ragte ein großer, vorspringender Felsen aus der Bergwand wie der Bug eines monströsen Steinschiffs. Die Kuppe des vorspringenden Felsen ragte 2000 Fuß über den Reitern auf der Ebene auf, und einer von ihnen, der mit einer Hand voll Gras Blut von seiner Säbelklinge schrubbte, blickte zum hohen Gipfel und sah dort einen winzigen weißen Rauchfetzen. Zuerst hielt er ihn für ein Wölkchen, doch dann hörte er ein fernes Krachen von Geschützfeuer, und eine Sekunde später fiel eine Kanonenkugel in einen nahen Streifen Hirse. Sein Captain nahm ein Fernrohr und spähte hindurch in den Himmel. Schließlich stieß er einen leisen Pfiff aus.
    »Was ist es, Sir?«
    »Es ist eine Festung«, sagte der Captain. Er hatte nur schwarze Steinwälle oben auf dem grauweißen Fels sehen können. »Sie reckt sich in den Himmel«, sagte er grimmig. »Es ist Gawilgarh.«
    Weitere Geschütze feuerten von der Festung, doch sie waren so lange in der Luft, dass die Geschosse all ihren Drall verloren, bevor sie den Boden erreichten. Die Kanonenkugeln fielen wie Regentropfen, und der Captain schrie seinen Männern zu, ihre Pferde in Sicherheit zu bringen. »Ihre letzte Zuflucht!« Er lachte. »Aber damit haben wir nichts zu tun, Jungs! Die Infanterie wird sich damit beschäftigen.«
    Die Kavalleristen zogen langsam südwärts. Einige ihrer Pferde hatten die Hufeisen verloren, was bedeutete, dass sie nach Hause geführt werden mussten, doch in der Nacht hatten sie gute Arbeit geleistet. Sie hatten verheerend unter den Überlebenden der geschlagenen Armee gehaust, und jetzt musste sich die Infanterie mit der letzten Zuflucht der Marathen befassen.
    Ein Sergeant rief von der rechten Flanke, und der Captain wandte sich westwärts und sah eine Kolonne feindlicher Infanterie aus einem Waldstück auftauchen, das etwas mehr als eine Meile entfernt war. Das weiß berockte Bataillon verfügte noch über seine

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