Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Artillerie, doch es zeigte keine Anzeichen, dass es auf einen Kampf aus war. Viele Zivilisten und einige Kompanien von flüchtenden Marathen hatten sich dem Regiment angeschlossen, das jetzt auf eine Straße zustrebte, die sich in die Hügel zu der Festung hinaufwand und dann im Zickzack vor dem vorspringenden Felsen endete. Wenn diese Straße der einzige Weg ins Fort ist, dachte der Kavallerie-Captain, dann gnade Gott den Rotröcken, die Gawilgarh angreifen müssen. Er starrte durch sein Fernrohr zur Infanterie. Die weiß berockten Soldaten zeigten nur wenig Interesse an der britischen Kavallerie, doch es war klug, schneller südwärts zu reiten.
    Einen Moment später war die Kavallerie hinter Hirsefeldern verborgen. Der Captain drehte sich ein letztes Mal um und spähte wieder zur Festung auf den Felsen. Sie schien den Himmel zu berühren, so hoch ragten die Felsen auf. »Ein höllischer Ort«, murmelte der Captain staunend, dann wandte er sich um und ritt davon. Er hatte seine Pflicht getan, und jetzt musste die Infanterie in die Wolken klettern, um die ihre zu tun.
 
    Colonel William Dodd beobachtete, wie die blau berockten Kavalleristen ihre müden Pferde südwärts führten, bis sie jenseits eines Hirsefelds verschwanden. Der Subadar – der eingeborene Kompanieführer –, der das Kommando über die kleine Kanone des Regiments führte, hatte abprotzen und das Feuer auf die Reiter eröffnen wollen, doch Dodd hatte seine Genehmigung verweigert. Es hatte keinen Sinn anzugreifen, denn bis die Waffen geladen waren, wären die Kavalleristen außer Schussweite gewesen. Er beobachtete, wie die letzten Kanonenkugeln von den Geschützen der Festung auf den Boden stürzten. Diese Kanonen sind von geringem Nutzen, dachte Dodd, sie können Leute auf der Ebene nur wenig beeindrucken.
    Es dauerte über sieben Stunden, bis Dodds Regiment zur Festung Gawilgarh heraufgeklettert war, und als er den Gipfel erreichte, schmerzten seine Muskeln und seine Uniform war mit Schweiß getränkt. Er war jeden Schritt zu Fuß gegangen, anstatt auf seinem Pferd zu reiten, denn das Tier war erschöpft. Wenn er von seinen Männern erwartete, dass sie die lange Straße empor zu Fuß gingen, dann tat er das genauso.
    William Dodd war ein großer, fahlgesichtiger Mann mit harter Stimme, linkisch und unfreundlich, doch er wusste, wie er die Bewunderung der Männer erringen konnte. Sie sahen, dass er zu Fuß ging, wenn er hätte reiten können, und so beschwerten sie sich nicht, als der steile Aufstieg ihnen den Atem und die Kraft nahm. Die Familien des Regiments, ihr Gepäck und die Batterie Kanonen waren noch weit unter ihnen auf dem gewundenen Weg, der auf den letzten paar Meilen kaum mehr als ein Sims war, der aus dem Fels gehackt worden war.
    Dodd formierte seine Kobras in vier Reihen, als sie sich Gawilgarhs südlichem Eingang näherten, wo die metallbeschlagenen Torflügel einladend geöffnet wurden.
    »Marschiert jetzt zackig!«, rief Dodd seinen Männern zu. »Ihr braucht euch für nichts zu schämen! Ihr habt keine Schlacht verloren!« Er schwang sich in seinen Sattel und zog sein Schwert mit goldenem Griff und salutierte vor der Flagge von Berar, die über dem hohen Turm am Tor wehte. Dann drückte er die Absätze in die Flanken seiner Stute und führte seine unbesiegten Männer in den langen Eingangstunnel zum Turm.
    Er tauchte in der Nachmittagssonne wieder auf und schaute auf die Gebäude, die innerhalb der Festung und auf dem Gipfel von Gawilgarhs Vorgebirge erbaut worden waren. Die Gassen der winzigen Stadt waren voller Soldaten, die meisten davon Marathen-Kavalleristen, die vor den britischen Verfolgern geflüchtet waren. Als sich Dodd im Sattel umdrehte, sah er einige Infanteristen von Gawilgarhs Garnison auf dem Wehrgang stehen. Er sah ebenfalls Manu Bappu, der den britischen Verfolgern entkommen war und jetzt gestikulierte, dass Dodd zum Gefechtsturm kommen sollte.
    Dodd befahl einem seiner Männer, sein Pferd zu halten. Dann stieg er an der schwarzen Mauer zum obersten Wehrgang des Turms, wo er staunend verharrte, um die Aussicht in sich aufzunehmen. Es war, als stünde er am Rande der Welt. Die Ebene war so weit unten und der südliche Horizont war so fern, dass er vor sich nichts als scheinbar endlosen Himmel sah. Dies, dachte Dodd, ist Gottes Blick auf die Erde. Der Blick des Adlers. Er neigte sich über die Brüstung und sah seine Geschütze quälend langsam über die schmale Straße heraufkommen.
    »Sie hatten recht,

Weitere Kostenlose Bücher