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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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organisieren sollen. Stattdessen verplemperte er die Tage mit Frauen und Schnaps. Bappu musste Dodds Gedanken erraten haben, denn er schnitt eine Grimasse. »Mein Bruder mag Beny Singh. Sie amüsieren einander.«
    »Und amüsieren sie sich auch über Sie?«, fragte Dodd.
    Bappu blieb an der Nordseite des Palasts stehen und ließ seinen Blick über die Schlucht zum äußeren Fort schweifen, bei dem seine Löwen Allahs in Garnison lagen. »Ich habe meinem Bruder einen Eid geschworen«, antwortete er. »Und ich halte meine Schwüre.«
    »Es muss Leute geben, die lieber Sie als Radscha sehen würden«, sagte Dodd vorsichtig.
    »Natürlich«, antwortete Bappu, »aber solche Leute sind die Feinde meines Bruders, und mein Schwur lautet, meinen Bruder gegen all seine Feinde zu verteidigen.« Er zuckte mit den Schultern. »Wir müssen mit dem zufrieden sein, was uns das Schicksal zuteilt. Mir hat es die Aufgabe zugeteilt, die Kriege meines Bruders zu führen, und das werde ich nach meinen besten Kräften tun.« Er wies zu der tiefen Schlucht zwischen dem äußeren und inneren Fort. »Und dort, Colonel, werde ich einen Sieg erringen, der meinen Bruder zum größten Herrscher in ganz Indien machen wird. Die Briten können uns nicht stoppen. Selbst wenn sie ihre Straße bauen, selbst wenn sie ihre Geschütze zu den Hügeln hinaufschaffen, eine Bresche in unsere Mauern schlagen und das äußere Fort einnehmen, müssen sie immer noch diese Schlucht überqueren, und das können sie nicht. Keiner kann das.« Bappu starrte auf die tiefe Schlucht, als sehe er sie schon vom Blut des Feindes überflutet. »Wer über diese Schlucht herrscht, Colonel, beherrscht Indien, und wenn wir unseren Sieg errungen haben, werde ich den Keller aufschließen und eine Armee aufstellen, die die Rotröcke nicht nur aus Berar, sondern auch aus Haidarabad, Mysore und Madras verjagen wird. Ich werde meinen Bruder zum Kaiser von ganz Südindien machen, und Sie, Colonel, und ich werden seine Kriegsherrn sein.« Bappu richtete seinen Blick auf die vom Staub verschleierte Unermesslichkeit des südlichen Himmels. »All das wird meinem Bruder gehören«, sagte er leise, »aber es wird hier beginnen. In Gawilgarh.«
    Und hier, dachte Dodd plötzlich, wird es für Bappu enden. Kein Mann, der bereitwillig einen kläglichen Tropf wie Beny Singh erträgt oder einen feigen Wüstling wie den Radscha schützt, verdiente es, Kriegsherr von ganz Indien zu sein. Nein, sagte sich Dodd, ich werde hier meinen eigenen Sieg erringen, gegen Bappu und Beny Singh zuschlagen und dann meine eigene Armee aufstellen und sie benutzen, um Terror in den reichen südlichen Königreichen zu verbreiten. Andere Europäer haben das getan. Benoît de Boigne hat sich mehr bereichert als die Könige der Christenheit, während der Analphabet George Thomas, ein irischer Seemann, es geschafft hat, ein Fürstentum für seine verwitwete Geliebte zu regieren. Dodd würde ein Königreich aus den verfaulten Teilen von Indien schaffen und von einem neuen Palast in Gawilgarh aus regieren, der einzigartig in der Welt sein würde. Er würde Dächer aus Gold haben, Wände aus weißem Marmor und Gartenwege, markiert von Perlen, und Männer aus ganz Indien würden kommen, um ihm zu huldigen. Ich werde der Herr von Gawilgarh sein, dachte Dodd und lächelte. Nicht schlecht für den Sohn eines Müllers aus Suffolk, aber Gawilgarh war ein Ort, der Träume weckte, denn er hob die Gedanken der Leute in den Himmel. Dodd wusste, dass Indien – vor all den Ländern auf Gottes Erde – ein Ort war, wo Träume wahr werden konnten. Hier wurde man über alle Wünsche hinaus reich – oder man wurde gar nichts.
    Dodd würde kein Nichts sein. Er würde der Herr von Gawilgarh und der Schrecken von Indien sein.
    Wenn erst die Rotröcke besiegt waren.
 
    »Ist dies das Beste, was Sie finden konnten, Sharpe?«, fragte Torrance und blickte durch den Hauptraum des requirierten Hauses.
    »Nein, Sir«, sagte Sharpe. »Da ist ein schönes Haus weiter die Straße rauf. Mit großem, schattigem Hof, ein paar Schwimmbecken, einem Brunnen und erfüllt vom Kichern der Tanzmädchen, doch ich dachte, Ihnen gefällt die Aussicht aus diesen Fenstern mehr.«
    »Sarkasmus steht einem Ensign nicht zu«, sagte Torrance und warf seine Satteltaschen auf den irdenen Boden. »Eigentlich schickt sich wenig für Ensigns, Sharpe, außer Bescheidenheit und Hingabe für ihre Vorgesetzten. Ich nehme an, das Haus wird genügen. Wer ist das?« Er starrte auf

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