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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hatte ich vergessen, Sir.«
    »Wenn Sie Stiefel putzen wollen, Sharpe, fangen Sie mit Ihren eigenen an. Guter Gott, Mann! Sie sehen aus wie ein Kesselflicker!«
    »Der General hat mich schon in schlimmerer Verfassung gesehen«, sagte Sharpe. »Außerdem ist es ihm gleichgültig, wie das Äußere eines Mannes aussieht, solange er seinen Job richtig macht.«
    »Ich mache meinen richtig«, entgegnete Torrance. »Ich brauche nur mehr Personal. Sagen Sie ihm das, Sharpe, sagen Sie das. Gib mir den Hut, Brick. Wir sind spät dran.«
    In Wirklichkeit traf Torrance zu früh beim Zelt des Generals ein und musste noch etwas im Sonnenschein des Spätnachmittags warten. »Was genau hat der General gesagt, als er mich herzitierte?«, fragte er Sharpe.
    »Er schickte einen Adjutanten, Sir. Captain Campbell. Der wollte wissen, wo der Nachschub bleibt.«
    »Und Sie haben ihm gesagt, dass er kommt?«
    »Ich habe ihm die Wahrheit gesagt, Sir.«
    »Welche war das?«
    »Dass ich verdammt nicht weiß, wo der Nachschub ist.«
    »Oh, Himmel! Danke, Sharpe, vielen Dank.« Torrance zupfte an seiner Schärpe, damit die Seide eleganter fiel. »Wissen Sie, was Loyalität ist?«
    Bevor Sharpe antworten konnte, wurde die Zeltplane am Eingang zur Seite geschoben und Captain Campbell duckte sich in den Sonnenschein heraus. »Ich hatte Sie nicht erwartet, Sharpe«, sagte er freundlich und streckte ihm die Hand hin.
    Sharpe ergriff sie. »Guten Tag, Sir. Wie geht es, Sir?«
    »Arbeitsreich«, sagte Campbell. »Sie brauchen nicht reinzugehen, wenn Sie nicht wollen.«
    »Er will«, sagte Torrance.
    Sharpe zuckte mit den Schultern. Dann duckte er sich in das gelbliche Licht im Zelt, als Campbell die Plane zur Seite zog.
    Der General saß mit aufgekrempelten Hemdsärmeln hinter einem Feldtisch, der mit Major Blackistons Zeichnungen der Landbrücke nach Gawilgarh bedeckt war. Blackiston stand neben ihm, staubig und erschöpft, während ein reizbarer Major der Königlichen Ingenieure zwei Schritte hinter dem Tisch stand. Wenn der General überrascht war, Sharpe zu sehen, ließ er sich das nicht anmerken. Er schaute wieder auf die Zeichnungen. »Wie breit ist der Zugangsweg?«, fragte er.
    »An der schmalsten Stelle etwas mehr als fünfzehn Yards, Sir.« Blackiston tippte auf eine der Skizzen. »Er ist an den meisten Stellen breit genug für den Anmarsch, zwei- oder dreihundert Yards, doch gerade hier ist ein Wasserbecken, und es verengt den Pfad enorm. Eine Schlucht zur Linken, ein Wasserbecken zur Rechten.«
    »Zu Tode stürzen auf einer Seite«, sagte der General, »ertrinken auf der anderen. Und zweifellos sind die fünfzehn Yards dazwischen von ihren Geschützen abgedeckt?«
    »Völlig abgedeckt, Sir. Zwanzig schwere Kanonen blicken auf den Anmarschweg hinab, und Gott weiß, wie viele kleinere. Jedenfalls viele.«
    Wellesley nahm die Tintenfässer, die als Gewichte gedient hatten, von den Zeichnungen, und sie rollten sich auf. »Bleibt keine große Wahl, oder?«, fragte er.
    »Keine, Sir.«
    Wellesley blickte plötzlich auf und richtete die Augen, die im Zwielicht des Zelts intensiv blau wirkten, auf Torrance. »Der Nachschubzug ist zwölf Stunden verspätet, Captain. Warum?« Er sprach leise, doch es klang unheilvoll.
    Torrance, den Zweispitz unter seinem linken Arm, schwitzte.»Ich–ich ...«, stammelte er. Dann holte er tief Luft und sprach flüssiger. »Ich war krank, Sir, nicht in der Lage, ordentlich zu beaufsichtigen, und mein Schreiber hat es versäumt, die Lieferscheine auszustellen. Es war ein höchst bedauerlicher Vorfall, Sir, und ich kann Ihnen versichern, dass dies nicht wieder vorkommen wird.«
    Der General starrte Torrance schweigend ein paar Sekunden an. »Colonel Wallace hat Ihnen Ensign Sharpe als Assistent gegeben? Hat Sharpe es ebenfalls versäumt, Ihre Befehle auszuführen?«
    »Ich hatte Mister Sharpe vorausgeschickt, Sir«, sagte Torrance. Der Schweiß rann jetzt sein Gesicht hinab und tropfte von seinem Kinn.
    »Warum hat der Schreiber seine Pflicht versäumt?«
    »Verrat, Sir«, sagte Torrance.
    Die Antwort überraschte Wellesley, wie von Torrance beabsichtigt. Der General klopft mit seinem Bleistift auf den Rand des Feldtisches.
    »Es hatte den Anschein, als ob der Schreiber mit einem Händler unter einer Decke steckte, Sir, und ihm Versorgungsmaterial verkaufte, und heute Morgen, Sir, als er die Lieferscheine hätte ausstellen sollen, war er mit seiner eigenen Sache beschäftigt.«
    »Und Sie waren zu krank, um seinen

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