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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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helfen, wenn die Briten eine Bresche in die Mauer des inneren Forts schlugen, denn die Mauer war auf den Felsen errichtet, die die Südseite der Schlucht bildeten, und kein Mann konnte diese Wand erklettern und hoffen, es zu überleben. Der einzige Weg hinein war durch das Tor, und Wellesley mochte keine übermäßig langen Belagerungen, wie Dodd erfahren hatte. Wellesley hatte Ahmadnagar per Eskalade erstürmt, die Verteidiger überrascht, indem er Männer mit Leitern an der Mauer ohne Bresche hoch geschickt hatte, und Dodd war überzeugt, dass er hier ähnlich vorgehen würde, um das innere Fort zu stürmen. Doch Dodds Kobras würden auf den Wehrgängen sein, und die Rotröcke würden sterben wie die Fliegen.
    Dodd hatte keine gute Meinung über indische Raketen, doch es lagerten über tausend oberhalb des mörderischen Eingangs des inneren Forts, und in der Enge der Schlucht zwischen den Mauern würden sich die Waffen als tödlich erweisen. Die Raketen wurden aus gehämmertem Zinn angefertigt, jede etwa 16 Zoll lang und vier bis fünf Zoll im Durchmesser an einem Bambusstock in Menschengröße. Dodd hatte mit dieser Waffe experimentiert und festgestellt, dass eine angezündete Rakete, die in den Torweg geworfen wurde, brennend von Mauer zu Mauer hüpfte, und selbst wenn sie aufhörte, verrückt hin und her zu taumeln, spuckte sie eine Flamme aus, die ein Dutzend Männer, zwischen den Mauern gefangen, verbrennen würde. Ein Dutzend Raketen, zwischen zwei Toren hinab geworfen, konnte an die zwanzig Männer töten und einem weiteren Dutzend schwere Verbrennungen zufügen. Lass sie nur kommen!, betete Dodd, wenn er jeden Morgen zum inneren Fort ging. Lass sie kommen und das äußere Fort einnehmen, denn dann muss Manu Bappu sterben, und die Briten werden anschließend auf uns losgehen und dabei zur Hölle fahren wie der Prinz.
    Und danach würde er mit seinen Kobras die Flüchtlinge ihrer geschlagenen Armee nach Süden über die Dekkan-Ebene verfolgen und abschlachten. Ihre Leichen würden in der Hitze verrotten und ihre Knochen in der Sonne bleichen. Die britische Macht in Indien würde gebrochen sein, und er, Dodd, würde der Herr von Gawilgarh sein.
 
    An diesem Abend schob Sergeant Hakeswill den Musselinvorhang zur Seite, um Captain Torrances Quartier zu betreten. Der Captain lag nackt in seiner Hängematte, wo ihm mit einem Bambusfächer, der an einem Dachbalken angebracht war, kühle Luft zugefächelt wurde. Ein eingeborener Diener bediente den Fächer, indem er an einem Seil zog, während Clare Wall dem Captain die Fingernägel manikürte.
    »Schneide nicht zu viel von den Nägeln ab, Brick«, sagte Torrance. »Lass mir genug zum Kratzen, mein gutes Mädchen.« Er blickte auf und gewahrte Hakeswill. »Haben Sie angeklopft, Sergeant?«
    »Zweimal, Sir«, log Hakeswill, »laut und deutlich, Sir.«
    »Ich habe es nicht gehört. Brick wird mir die Ohren waschen müssen. Sag dem Sergeant guten Abend, Brick. Wo bleiben denn unsere Manieren?«
    Clare hob kurz den Blick, um Hakeswills Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen, und murmelte etwas kaum Verständliches.
    Hakeswill riss sich den Hut vom Kopf. »Ich freue mich, Sie zu sehen, Mrs. Wall«, sagte er eifrig. »Das ist echt ein Vergnügen, mein Schatz.« Er lächelte sie lüstern an und zwinkerte Torrance zu, der zusammenzuckte.
    »Brick«, sagte Torrance, »der Sergeant und ich haben militärische Dinge zu besprechen. Geh also in den Garten.« Er tätschelte ihre Hand, und als sie ging, schaute er ihr nach. »Und kein Lauschen am Fenster!«, fügte er hinzu. Er wartete, bis Clare sich an dem Musselinvorhang vorbeigezwängt hatte, der vor dem Eingang der Küche hing, und lehnte sich aus der Hängematte vor, um einen grünen seidenen Morgenrock zu nehmen, den er dann über seinen nackten Schritt legte. »Ich möchte Sie nicht schockieren, Sergeant.«
    »Das kann mich nicht schockieren, Sir. Es gibt nichts Lebendes, was ich nicht schon nackt gesehen hätte, pudelnackt, und es hat mich nie schockiert. Seit man mich am Hals aufgehängt hat, gibt es für mich keinen Schock mehr, Sir.«
    Und auch keinen Verstand mehr, dachte Torrance, doch er verkniff sich, es zu äußern, und fragte stattdessen: »Hat Brick die Küche verlassen?«
    Hakeswill spähte an dem Musselinvorhang vorbei. »Sie ist weg, Sir.«
    »Sie ist nicht am Fenster?«
    Hakeswill hielt noch mal Ausschau. »Auf der anderen Seite des Gartens, Sir, wie ein braves Mädchen.«
    »Ich nehme an, Sie haben mir

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