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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Sein Rücken schmerzte und seine Beine waren so schwach, dass er wankte, woraufhin die Zuschauer lachten. Er machte einen Schritt nach rechts, doch der Wächter, der ihm am nächsten stand, wich einfach zurück. Ein mit Schnitzereien verzierter Stuhl war geholt worden, und jetzt saß Jama oberhalb der Treppe vor dem Grabmal. Eine große Fledermaus flatterte vor dem Fackelschein und verschwand wieder in der Dunkelheit. Sharpe versuchte vorwärts zu gehen und war erstaunt, dass er sich überhaupt aufrecht halten konnte. Die Menge war begeistert von seinem torkelnden Gang, und ihre Beifallsrufe ließen Prithviraj in seiner Andacht innehalten. Er wandte den Kopf und sah, dass Sharpe keine Gefahr für ihn darstellte. So wandte er sich wieder seinem Gott zu.
    Sharpe taumelte. Das tat er absichtlich, um schwächer zu wirken, als er tatsächlich war. Er schwankte, tat so, als würde er jeden Augenblick stürzen, und wankte an der Seite der Treppe vorbei, um nahe an einen der Wächter heranzukommen. Er wollte sich eine Muskete schnappen und die Mündung in Jamas Gesicht schmettern. Als er wieder zur Seite wankte, wich der nächste Wächter zurück und richtete die Muskete mit dem Bajonett auf ihn. Das Dutzend Wächter hatte offensichtlich den Befehl, Sharpe innerhalb der Tötungsstätte der jettis zu halten. Sharpe schätzte die Distanz und fragte sich, ob er an dem Bajonett vorbei die Muskete packen konnte. In diesem Moment trat ein zweiter Wächter vor, um den ersten zu unterstützen.
    Dann stand Prithviraj auf.
    Er ist ein verdammtes Kraftmonster, dachte Sharpe, ein Gigant mit eingeölter Haut und Oberarmen so dick wie die Oberschenkel der meisten Männer. Bewunderndes Geraune ging wieder durch die Menge, und dann band Prithviraj seinen Lendenschurz ab und ließ ihn fallen, sodass er nackt wie Sharpe war. Die Geste schien auszudrücken, dass er keinen Vorteil vor seinem Gegner haben wollte. Als der Koloss vom Schrein herunterstieg, bemühte sich der zweite jetti jedoch, neben ihm zu bleiben. Zwei gegen einen, und der Zweite hatte einen Speer und Sharpe hatte nichts. Er blickte zu den brennenden Fackeln und fragte sich, ob er sich eine davon schnappen und wie eine Waffe schwingen konnte, doch sie waren zu hoch angebracht. Himmel, dachte er, lass dir irgendetwas einfallen! Panik begann in ihm aufzusteigen.
    Er wich vor den jettis zurück, und die Menge spottete über ihn. Es war ihm gleichgültig. Er beobachtete Prithviraj. Ein Mann mit langsamen Bewegungen, zu schwer, um schnell zu sein, und Sharpe nahm an, das war der Grund, weshalb der zweite jetti anwesend war. Seine Aufgabe war es, Sharpe mit dem Speer in Schach zu halten und ihn später auf die Stelle zu nageln, wenn Prithviraj ihm die Finger, Zehen und Ohren abriss. Also nimm dir den Mann mit dem Speer zuerst vor, sagte sich Sharpe, leg den Bastard flach und bring seine Waffe an dich.
    Er wich nach links aus, versuchte in eine Position zu gelangen, die ihn näher an den jetti mit Speer heranbrachte. Die Menge seufzte, als er sich bewegte, genoss die Aussicht, dass der Engländer kämpfen würde.
    Der Speer folgte Sharpes Bewegungen. Ich werde schnell sein müssen, dachte Sharpe, blitzschnell, und er bezweifelte, dass er das schaffen konnte. Hakeswills Tritte hatten ihm zu sehr zugesetzt, doch er musste es versuchen. Und so ging er weiter, um plötzlich den Mann mit dem Speer anzugreifen. Doch der jetti stieß den Speer auf ihn zu, und Prithviraj war viel schneller, als Sharpe erwartet hatte. Er sprang auf ihn zu und packte ihn, und Sharpe versuchte sich unbeholfen aus seiner Umklammerung zu winden. Die Menge lachte über seine Ungeschicklichkeit.
    »Akzeptiere deinen Tod!«, rief Jama. Ein Diener fächelte dem Händler Luft zu.
    Schweiß rann über Sharpes Gesicht. Er war in den Teil des Hofes abgedrängt worden, der dem Eingang des Tempels am nächsten war und wo zwei steinerne Treppen zum Säulengang hinaufführten. Die Treppen, die in den Hof führten, bildeten eine Einbuchtung, und Sharpe erkannte plötzlich, dass er in der Falle saß. Er wollte zur Seite ausweichen, doch der jetti mit dem Speer blockierte ihm den Weg. Die beiden Kolosse wussten jetzt, dass er in die Enge getrieben war, und näherten sich ihm langsam. Sharpe konnte nur zurückweichen, bis er mit dem Rücken gegen die Wand des Säulengangs stieß. Einer der Zuschauer trat nach ihm, aber mehr aus Bosheit als mit Kraft. Die jettis näherten sich ihm langsam und vorsichtig, offenbar damit rechnend,

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