Sharpes Festung
Wenn er kein Kämpfer war, dann war er ein Nichts. Und jetzt würde er der Menge das blutige Spektakel bieten, das sie sich wünschte. Er griff den Speer fester.
»Na komm schon, du Bastard!«
Prithviraj bückte sich und nahm den tulwar , der zu seinen Füßen liegen geblieben war. Er schwang den Krummsäbel ein paar Mal linkisch hin und her und blickte dann wieder zu Jama.
»Sieh nicht ihn an, du großer Ochse, sondern mich!« Sharpe näherte sich dem Koloss, den Speer gesenkt. Dann hob er ihn etwas an und sprang vor, um ihn in Prithvirajs Bauch zu stoßen. Der Riese parierte, und Stahl klang auf Stahl. »Du musst ein bisschen mehr Kraft aufwenden«, sagte Sharpe, zog den Speer zurück und blieb stehen, um den jetti anzulocken.
Prithviraj trat auf ihn zu und schwang die Klinge. Sharpe sprang zurück, sodass die Spitze des tulwars seine Brust verfehlte.
»Du musst schneller sein«, sagte Sharpe, und er fintierte nach rechts, drehte sich ab und sprang wieder nach links. Prithviraj, der seinen schnellen Bewegungen folgen wollte, geriet aus dem Gleichgewicht. Sharpe stieß den Speer vor, traf die Seite des großen Mannes und riss ihm eine blutige Furche. »Ist nicht das Gleiche, wenn der Gegner auch bewaffnet ist, wie?« Er grinste den jetti an. »Also komm schon, du Muskelpudding. Los, los!«
Die Menge war jetzt still. Prithviraj wirkte verwirrt. Er hatte keinen Kampf erwartet, nicht mit einer Waffe, und es war offenkundig, dass er nicht an einen tulwar gewöhnt war.
»Du kannst aufgeben«, sagte Sharpe. »Du kannst dich hinknien und aufgeben. Wenn du das machst, werde ich dich nicht töten, aber wenn du auf den Beinen bleibst, werde ich dich zerschneiden wie ein Stück Fleisch.«
Prithviraj verstand kein Wort, doch er wusste, dass Sharpe gefährlich war, und er überlegte, wie er ihn am besten umbringen konnte. Er blickte auf den Speer und wünschte, diese Waffe zu haben, anstatt des tulwars . Sharpe hatte gewusst, dass der Speer dem Krummsäbel überlegen sein würde, und deshalb hatte er ihn behalten.
»Wollen Sie es schnell oder langsam haben, Sevajee?«, rief Sharpe.
»Wie es Ihnen beliebt, Ensign«, sagte Sevajee lächelnd. »Es geziemt sich nicht für das Publikum, den Schauspielern zu sagen, wie sie spielen sollen.«
»Dann werde ich es schnell machen«, sagte Sharpe. Er wies mit der freien Hand auf Prithviraj und forderte ihn mit einer Geste auf, sich hinzuknien. »Knie dich hin«, sagte er, »und ich werde dich verschonen.« Er blickte zu Sevajee. »Übersetzen Sie ihm das, Sevajee!«
Sevajee rief etwas auf Indisch. Prithviraj musste es als eine Beleidigung aufgefasst haben, denn er stürzte plötzlich auf Sharpe zu und schwang den tulwar . Sharpe musste schnell zur Seite springen und den Hieb mit dem Schaft des Speers abwehren. Die Klinge des Krummsäbels riss einen Holzsplitter heraus, geriet jedoch nicht in Sharpes Nähe.
»Das ist blöde«, sagte Sharpe. »Du sichelst kein Heu, du Puddingriese, du versuchst am Leben zu bleiben.«
Prithviraj griff wieder an, aber ihm fiel nichts anderes ein, als mit der Klinge Heumacher zu schlagen. Jeder Treffer hätte Sharpe in zwei Hälften geschlagen, doch die Attacken waren unbeholfen, und Sharpe war es ein Leichtes, auszuweichen. Er sprang zurück, immer zur Mitte des Hofes, damit er nicht an den Rändern in eine Falle geriet. Die Menge, die spürte, dass Prithviraj jetzt Ernst machte, begann ihn anzufeuern. Doch einige bemerkten, dass der Engländer noch nicht einmal richtig zu kämpfen begonnen hatte. Er verhöhnte den jetti , wich ihm aus und hielt den Speer gesenkt.
»Sagten Sie nicht, Sie würden es schnell machen?«, fragte Sevajee.
»Ich soll es also beenden«, sagte Sharpe. Er duckte sich, hob den Speer an, und die Bewegung ließ Prithviraj innehalten. Er starrte Sharpe misstrauisch an. »Ich werde dir jetzt den Bauch aufschlitzen und anschließend die Kehle durchschneiden«, sagte Sharpe. »Bist du bereit?«
Er näherte sich dem jetti und stieß den Speer vor, hielt ihn immer noch tief, und Prithviraj wich zurück, versuchte die schnellen Stöße zu parieren, doch jedes Mal zog Sharpe blitzschnell den Speer zurück, bevor es zum Kontakt kam. Prithviraj blickte finster drein. Er schien von der glänzenden Speerspitze, die immer wieder wie eine Giftschlange auf ihn zustieß, wie hypnotisiert zu sein, und dahinter grinste Sharpe und verhöhnte ihn. Prithviraj versuchte einen Gegenangriff, doch bevor der gelang, zuckte der Speer auf sein Gesicht
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